Neue Datenauswertung: Ist das erste Bild des Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße vielleicht falsch?
Tokyo (Japan) – Das 2022 von einem internationalen Astronomie-Kollaboration veröffentlichte Bild des supermassereichen Schwarzen Lochs im Herzen unserer Milchstraße mit der Bezeichnung Sagittarius A*, zeigt möglicherweise nicht das wirkliche Abbild unseres Schwarzen Lochs. Zu dieser Vermutung kommen Astronomen nach einer erneuten Datenauswertung.
Inhalt
Wie das Team um Assistant Professor Miyoshi Makoto vom National Astronomical Observatory of Japan (NAOJ) aktuell im Fachjournal „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society” (DOI: 10.1093/mnras/stae1158) berichtet, könnte Sagittarius A* eine längliche Akkretionsscheibe besitzen und damit in Wirklichkeit ganz anders aussehen wie das ringförmigen „Donut“-Bild, das 2022 von der internationalen „Event Horizon Telescope“-Kollaboration (EHT) veröffentlicht wurde (…GreWi berichtete).
Ein Datensatz – zwei Bildversionen
Während das EHT-Bild von 2022 ein zentrales dunkles Gebiet zeigt, in dem sich das Schwarze Loch befindet, umgeben von Licht, das von durch gewaltige Gravitationskräfte beschleunigtem, erhitztem Gas stammt, legen die neuen Analysen nun nahe, dass ein Teil dieses Erscheinungsbildes möglicherweise ein Artefakt der Bildbearbeitung ist.
Die Pressemitteilung der „Royal Astronomical Society“ (RAS) zur Arbeit des Team um Makoto verweist zugleich aber auch auf den Umstand, dass viele internationale Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die Ergebnisse des EHT-Bildes validiert haben.
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„Unser Bild (siehe Titelabbildung) ist leicht in Ost-West-Richtung gestreckt, und die östliche Hälfte ist heller als die westliche“, erläutert Miyoshi Makoto. „Wir denken, dass dies bedeutet, dass die Akkretionsscheibe, die das Schwarze Loch umgibt, sich mit etwa 60 % der Lichtgeschwindigkeit dreht, während die Ostseite sich auf uns zubewegt.“
Bildartefakt erklärt erste Aufnahme
Wie jedoch die Datenauswertung der ETH-Kolloboration ein ringförmiges Bild erzeugte, erklärt sich Miyoshi Makoto damit, dass kein Teleskop ein astronomisches Bild perfekt einfangen kann. „Wir vermuten, dass das Ringbild durch Fehler in der Bildanalyse des EHT entstanden ist und teilweise ein Artefakt war.“
Hintergrund
Die EHT-Aufnahme von Sagittarius A* wurde seit 2017 mithilfe eines Netzwerks von acht erdgebundenen Radioteleskopen erstellt, die eine Technik namens Radiointerferometrie nutzten, um die Ergebnisse der verschiedenen Teleskope zu kombinieren. „Im Gegensatz zur herkömmlichen Fotografie weist die Datenverknüpfung mehrerer räumlich weit entfernter Radioteleskope Lücken auf, sodass spezielle Algorithmen erforderlich sind, um ein Bild aus den Daten zu konstruieren“, erläutert die RAS-Pressemitteilung. Makotos Team nutzte eine traditionelle, weitverbreitete Methoden zur Analyse Daten, anstelle der eigens entwickelten Analyseverfahren des EHT-Teams.
Obwohl das Bild von Sagittarius A*, das in der neuen Studie präsentiert wurde, sich vom Ergebnis des EHT-Teams unterscheidet, zeigen beide Darstellungen plausible Strukturen, die jeweils auf den verwendeten unterschiedlichen Analysemethoden basieren.
Von der Veröffentlichung der neuen Version erhoffen sich die Forschenden nun, dass ein verlässlicheres Bild von Sagittarius A* durch weitere Diskussionen unter Astronomen, verbesserte Analysemethoden und zusätzliche Beobachtungsdaten seit 2018 entstehen wird.
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
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Recherchequelle: RAS
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