Archäologen präsentieren neue Erkenntnisse zur Sakrallandschaft zwischen den Ringheiligtümern Pömmelte und Schönebeck

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Blick auf das Ringheiligtum Pömmelte. Quelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Blick auf das Ringheiligtum Pömmelte.
Quelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Halle (Deutschland) – Am Ende des 3. Jahrtausends vor Christus errichteten Menschen im heutigen Salzlandkreis zwei gewaltige Ringheiligtümer in nur einem Kilometer Entfernung errichtet. Jüngste Ausgrabungen offenbaren nun erstaunliche Parallelen älterer Monumente der sogenannten Schnurkeramischen Kultur (ungefähr 2800 bis 2050 v.Chr.), die nun als mögliche rituelle Vorläufer gehandelt werden.

„Die Sakrallandschaft aus der Zeit des Übergangs von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit um die beiden Ringheiligtümer an der Elbe ist wesentlich älter als bisher angenommen“, berichtet die Pressemitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.

Trapezförmige Grabanlage der Baalberger Kultur südöstlich des Ringheiligtums Pömmelte. Copyright: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Matthias Zirm

Trapezförmige Grabanlage der Baalberger Kultur südöstlich des Ringheiligtums Pömmelte.
Copyright: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Matthias Zirm

Der erste monumentale, trapezförmige Grabbau südöstlich des Ringheiligtums Pömmelte datiert in die sogenannte Baalberger Kultur, also in einen Zeitraum von 4.000 bis 3.400 vor Christus. Auch eine weitere Körperbestattung konnte dieser archäologischen Kultur zugeordnet werden. Daneben wurde eine mit reichem Gefäßinventar versehene typische Brandbestattung der Schönfelder Kultur (ungefähr 2800 bis 2200 vor Christus) entdeckt.

Bislang galten Bestattungen und ein Grabengeviert der älteren Schnurkeramischen Kultur (ab ungefähr 2800 vor Christus) als älteste Belegungsphase des Areals.

Von dem fast quadratischen Geviert mit ungefähr 14 Metern Seitenlänge ist ein Graben mit zwei Einlässen – die in etwa zur Winter- und Sommersonnwende orientiert sind – erhalten. Es lag vor dem östlichen Eingang des Ringheiligtums Pömmelte. Dessen glockenbecherzeitliche Erbauer (um ungefähr 2350 vor Christus) haben diese ältere Struktur wohl oberirdisch noch erkannt und deshalb nicht überbaut.

Bei den diesjährigen Ausgrabungen an der benachbarten Schönebecker Anlage stießen die Archäologen nun auf eine vergleichbare, etwas kleinere Grabenstruktur (mit ungefähr 11 Metern Seitenlänge), deren wahrscheinliche Datierung in die Schnurkeramische Kultur im Fokus der verbleibenden zwei Grabungswochen steht.

Grundriss eines der 58 Häuser aus der Frühbronzezeit im Siedlungsareal südwestlich des Ringheiligtums Pömmelte.Im Zuge der Untersuchungen werden die Spuren der Pfostenkonstruktion in einem eigenen Arbeitsschritt ausgegraben. Copyright: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Matthias Zirm.

Grundriss eines der 58 Häuser aus der Frühbronzezeit im Siedlungsareal südwestlich des Ringheiligtums Pömmelte.Im Zuge der Untersuchungen werden die Spuren der Pfostenkonstruktion in einem eigenen Arbeitsschritt ausgegraben.
Copyright: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Matthias Zirm.

Bereits zuvor war der Standort der Schönebecker Anlage durch die Schönfelder Kultur als Siedlungsplatz genutzt worden. Die Ausgrabungen von 2011 erbrachten im direkten Umfeld der Anlage einige typische Hausgrundrisse, die nun um einen weiteren ergänzt werden.

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Gleichzeitig lässt sich mit den neuesten Grabungen über mehrere mittel- bis spätbronzezeitliche Grabhügel (ungefähr 1500 bis 750 vor Christus) und ein ausgedehntes eisenzeitliches Urnengräberfeld (ungefähr 750 bis 450 vor Christus) die kontinuierliche Nutzung des Areals bis in die Jahrhunderte vor der Zeitenwende nachvollziehen.

Reste eines mittel-bis spätbronzezeitlichen Grabhügelsim direkten Umfeld des Ringheiligtums Schönebeck.Zu erkennen ist die Bestattungsgrube in der Mitte sowie der kreisförmige Grabenentlang des Hügelfußes. Copyright: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Tim Grünewald

Reste eines mittel-bis spätbronzezeitlichen Grabhügelsim direkten Umfeld des Ringheiligtums Schönebeck.Zu erkennen ist die Bestattungsgrube in der Mitte sowie der kreisförmige Grabenentlang des Hügelfußes.
Copyright: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Tim Grünewald

Neben den beschriebenen Sakral- und Grabbauten erbrachten die Ausgrabungen in Pömmelte vor allem wesentliche neue Erkenntnisse zur mehrphasigen Siedlung, die sich südlich des Ringheiligtums erstreckte: Insgesamt sind nun 67 sichere Hausgrundrisse dokumentiert, deren Mehrzahl (58 Stück) der älteren frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur (ungefähr 2300 bis 1900 vor Christus) zuzurechnen ist. Neu sind zwei Grundrisse, die ihrer Form nach in die Schönfelder Kultur datieren und damit älter als die sechs Glockenbecher-Gebäude sind, die wiederum in die Zeit der Errichtung des Ringheiligtums fallen. Damit wurde auch diese Talsandinsel – parallel zum Umfeld der Schönebecker Anlage – bereits am Beginn des 3. Jahrtausends vor Christus als Siedlungs- und Bestattungsplatz genutzt.

Kulturstaatssekretär Dr. Gunnar Schellenberger zeigte sich erfreut über die neuen Erkenntnisse: „Die beiden Ringheiligtümer von Pömmelte und Schönebeck sind weiterhin für wissenschaftliche Überraschungen gut. Das bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass es der richtige Weg ist, die Ringheiligtümer touristisch zu erschließen.“




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Quelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

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