Neue Schätzung: Bis zu 6 Milliarden erdähnliche Planeten in der Milchstraße

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Symbolbild: Blick zur Milchstraße Copyright: FMedic_photography (via Pixabay.com) / Pixabay License

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Vancouver (Kanada) – Auf der Grundlage von Daten des Weltraumteleskops „Kepler“ kommt eine aktuelle Studie kanadischer Astronomen zu der Einschätzung, dass es alleine in unserer eigenen Heimatgalaxie, der Milchstraße, bis zu 6 Milliarden erdähnliche – und damit potenziell lebensfreundliche – Planeten geben könnte.

Wie das Team um Michelle Kunimoto von der University of British Columbia (UCB) aktuell im „Astronomical Journal“ (DOI: 10.3847/1538-3881/ab88b0) berichtet, kommt damit ein erdähnlicher Planeten auf jeweils fünf sonnenähnliche Sterne.

Um als „erdähnlich“ zu gelten, muss ein Planet felsig, ungefähr erdgroß (+/-) sein und einen sonnenähnlichen Stern (G-Typ) umkreisen. Zudem muss der Planet seinen Stern innerhalb dessen „habitabler Zone“ umkreisen – jenem Entfernungsbereich also, innerhalb dessen auf einem Felsplaneten aufgrund milder Temperaturen flüssiges Wasser – und damit die Grundlage zumindest allen irdischen Lebens – existieren könnte.

„Meine Berechnungen legen eine Obergrenze von 0,18 erdähnlichen Planeten pro Stern vom Typ G fest“, erläutert die UBC-Forscherin Kunimoto und führt dazu weiter aus: „Die Schätzung, wie häufig verschiedene Arten von Planeten in der Nähe verschiedener Sterne vorkommen, kann wichtige Einschränkungen für die Planetenbildung und Evolutionstheorien mit sich bringen und dazu beitragen, zukünftige Missionen zur Suche nach Exoplaneten zu optimieren.“

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Laut frm UBC-Astronom Jaymie Matthews gibt es in unserer Milchstraße bis zu 400 Milliarden Sterne, von denen sieben Prozent sonnenähnlich sind. „Das bedeutet, dass weniger als sechs Milliarden Sterne erdähnliche Planeten in unserer Galaxie haben können.“ Frühere Schätzungen der Häufigkeit erdähnlicher Planeten reichen von ungefähr 0,02 potenziell bewohnbaren Planeten pro sonnenähnlichem Stern bis zu mehr als einem pro sonnenähnlichem Stern.

Normalerweise werden Planeten wie die Erde bei einer Planetensuche eher übersehen als andere Typen, da sie zu klein und von ihrem Stern zu weit entfernt sind: „Das bedeutet, dass ein Planetenkatalog nur eine kleine Teilmenge der Planeten darstellt, die sich tatsächlich in der Umlaufbahn um die gesuchten Sterne befinden“, so die Autoren. Kunimoto und Kollegen verwendeten eine als „Vorwärtsmodellierung“ bekannte Technik, um diese Herausforderungen zu bewältigen: „Ich begann damit, die gesamte Population von Exoplaneten um die von Kepler gesuchten Sterne zu simulieren“, erklärte sie. „Dabei habe ich jeden Planeten als ‚erkannt‘ oder ‚verpasst‘ markiert, je nachdem, wie wahrscheinlich es ist, dass mein Planetensuchalgorithmus sie gefunden hat. Dann habe ich die erkannten Planeten mit meinem tatsächlichen Planetenkatalog verglichen. Wenn die Simulation eine enge Übereinstimmung ergab, dann war die ursprüngliche Population wahrscheinlich eine gute Darstellung der tatsächlichen Population von Planeten, die diese Sterne umkreisen.“

Kunimotos Studie wirft auch ein neues Licht auf eine der herausragendsten Fragen der heutigen Exoplanetenwissenschaft: Die sogenannte „Radiuslücke“ von Planeten. Diese zeigt, dass Planeten mit Umlaufzeiten von weniger als 100 Tagen selten eine Größe zwischen dem 1,5- und dem Zweifachen der Größe der Erde haben. Die Wissenschaftlerin fand heraus, dass die Radiuslücke über einen viel engeren Bereich von Umlaufzeiten besteht als bisher angenommen. Ihre Beobachtungsergebnisse können somit Einschränkungen für Planetenentwicklungsmodelle liefern, die die Eigenschaften der Radiuslücke erklären.

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Quelle: University of British Columbia

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