Hamburg (Deutschland) – Als „Feenkreise“ werden kreisrunde Kahlstellen inmitten der Graslandschaften der Namib-Wüste im südlichen Afrika bezeichnet, die selbst wiederum im regelmäßigen Mustern angeordnet sind. Seit das Phänomen von der Wissenschaft erkannt wurde, streiten Forscher über die Ursachen der mittlerweile auch auf dem australischen Kontinent entdeckten Kreise. Dabei geht vornehmlich um die Frage, ob diese von Termiten verursacht werden oder nicht. Eine aktuelle Studie über die Feenkreise der Namib kommt nun genau zu diesem Schluss und benennt ganz konkret zwei Arten der Insekten.
Tatsächlich sind sich selbst Experten, Wissenschaftler und Wissenschaftler, die sich bereits seit Jahren mit den Feenkreisen beschäftigen, uneins über deren Ursachen. Während einige Arbeitsgruppen anhand theoretischer Modelle nachweisen zu können, dass sich die Pflanzen gegenseitig das Wasser rauben und dadurch die riesigen Kahlstellen in einem regelmäßigen Raummuster entstehen, verfolgt das Team um den Biologen Prof. Dr. Norbert Jürgens von der Universität Hamburg die Hypothese, dass die Kahlstellen in der Namib-Wüste durch Fraß von Insekten geschaffen werden. Jetzt haben Jürgens und Kollegen gemeinsam mit zwei südafrikanischen Universitäten ihre neusten Ergebnisse aktuell im Fachjournal „Ecological Entomology“ (DOI: 10.1111/een.12996) veröffentlicht. (Hinweis: Für einen Überblick über die Kontroverse beachten Sie bitte die weiterführenden Links zu früheren GreWi-Meldungen am Ende dieser Meldung.)
Schon 2013 hatten die Forschenden um Jürgens im Fachjournal „Science“ berichtet, dass die Feenkreise von bodenlebenden Sandtermiten der Gattung Psammotermes hervorgerufen werden, die die kahlen Stellen produzieren, um in ihnen das wenige Wasser zu konservieren (…GreWi berichtete).
„Nun kann unser Team weitere Forschungsergebnisse vorlegen, welche diesen Befund stützen und uns noch genauere Analysen der Entstehung der Kreise liefern“, sagt Norbert und führt dazu weiter aus: „Zu unserer Überraschung haben wir festgestellt, dass die Feenkreise der Namib-Wüste von zwei ganz verschiedenen Termitenarten verursacht werden und dass die Verbreitungsgebiete dieser beiden Arten klar getrennt sind.“ Die Grenze liege bei 16,23° Süd im südwestlichen Angola: „Die Feenkreise südlich dieser Grenze werden von Sandtermiten erzeugt, die nördlichen von Erntetermiten.“
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Bei der Untersuchung der Feenkreise hat das internationale Forschungsteam eine weitere Entdeckung gemacht: „Die gefundene Erntetermite ist eine Art, die bisher noch nicht beschrieben wurde. Molekulargenetische Untersuchungen der Insekten zeigen aber, dass diese mit der Termiten-Gattung Microhodotermes eng verwandt sind.“
Damit steht für Forschenden fest, dass es sich bei den Feenkreisen nicht um ein einziges Phänomen, sondern um mehrere, parallele Entwicklungen handelt. Dazu passe auch, dass sich die kahlen Kreise stark unterscheiden: „So sind die nördlichen Kreise mit einem mittleren Durchmesser von bis zu 24 Metern etwa zwei bis neunmal größer als die südlichen Kreise. Hinzu kommt, dass nur die nördlichen Kreise Salze im Boden anreichern und in der Mitte eine Bodenerhebung haben, in der das Nest der Termiten liegt.“
Auf der Grundlage der neuen Beobachtungen schlagen Jürgens und Kollegen nun vor, die Terminologie der Feenkreise zu verfeinern und den Namen des Insekts als Teil des wissenschaftlichen Namens zu verwenden: „Die südlicher gelegenen ‚Psammotermes-Feenkreise‘ sollten von den nördlicheren ‚Hodotermitidae-Feenkreisen‘ unterschieden werden.“
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen interpretieren die Entstehung der Feenkreise durch unterschiedliche Termitenarten auch als interessantes Beispiel für eine konvergente Evolution, bei der sich analoge Merkmale bei nicht näher verwandten Arten entwickeln. In dem Fall der Feenkreise führe dies sogar zu ähnlichen ökologischen Strukturen.
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Quelle: Universität Hamburg
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