Neue Studie: In unserer Milchstraße könnte es mehr als 30 aktive intelligente Zivilisationen geben
Nottingham (Großbritannien) – In einer neuen Studie kommen britische Wissenschaftler zu der Einschätzung, dass es alleine in unserer eigenen Heimatgalaxie, der Milchstraße, rund 36 aktive kommunizierende intelligente Zivilisationen geben könnte.
Wie das Team um Tom Westby Prof. Christopher Conselice von der University of Nottingham aktuell im „Astrophysical Journal“ (DOI: 10.3847/1538-4357/ab8225) berichtet, haben sie einen neuen Ansatz für die Fragestellung nach anderen Zivilisationen gewählt. Grundlage für die Untersuchung war die Annahme, dass sich intelligentes Leben auf anderen Planeten auf ähnliche Weise wie auf der Erde bildet.
„Auf dieser Vorstellung und der Annahme basierend, dass es fünf Milliarden Jahre dauert, bis sich (erähnliches) intelligentes Leben auf anderen Planeten bildet, sollten mindestens ein paar Dutzend aktive Zivilisationen in unserer Galaxie geben,“, so Conselice und führt dazu weiter aus: „Die Idee befasst sich mit der Evolution, aber auf einer kosmischen Skala. Wir nennen diese Berechnung die der ‚astrobiologischen kopernikanischen Grenze‘.“
Hintergrund
Unsere Milchstraße wird aufgrund ihrer Form als Balkenspiralgalaxie bezeichnet. Sie hat einen geschätzten Durchmesser on 170.000–200.000 Lichtjahren. Wissenschaftler schätzen, dass die Milchstraße 100 bis 300 Milliarden Sterne beheimatet. Intelligente Funksignale von der Erde haben sich bislang rund 120 Lichtjahre ausgebreitet und konnten so unsere Existenz verraten. Der unserer Sonne nächste Stern ist Proxima Centauri, um den bislang zwei Planeten bekannt sind – einer umkreist seinen Stern innerhalb dessen lebesnfreundlicher Zone.
„Die klassische Methode zur Schätzung der Anzahl intelligenter Zivilisationen beruht darauf, dass Werte in Bezug auf das Leben vermutet werden, wobei die Meinungen zu solchen Themen sehr unterschiedlich sind“, erläutert Westby. „Unsere neue Studie vereinfacht diese Annahmen anhand neuer Daten und gibt uns eine solide Grundlage Schätzung der Anzahl der Zivilisationen in unserer Galaxie.“
Laut den Wissenschaftlern bestehen die beiden besagten astrobiologischen kopernikanischen Grenzen darin, dass sich intelligentes Leben in weniger als fünf Milliarden Jahren oder nach etwa fünf Milliarden Jahren bildet – ähnlich wie auf der Erde, wo sich nach 4,5 Milliarden Jahren eine kommunizierende Zivilisation gebildet hat. „In den Kriterien, nach denen ein Metallgehalt benötigt wird, der dem der Sonne entspricht (die Sonne ist im Vergleich zu vielen anderen Sterne stark metallreich), berechnen wir, dass es in unserer Galaxie ungefähr 36 aktive Zivilisationen geben sollte.“
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Die Studie zeigt, dass die Anzahl der Zivilisationen stark davon abhängt, wie lange sie aktiv Signale ihrer Existenz in den Weltraum senden, wie z. B. Radioübertragungen von Satelliten, Fernsehen usw. Wenn andere technologische Zivilisationen so lange andauern wie unsere, sind dies derzeit 100 Jahre, dann wird es in unserer Galaxie ungefähr 36 fortlaufende intelligente technische Zivilisationen geben.“
Die durchschnittliche Entfernung zu diesen Zivilisationen betrage allerdings 17.000 Lichtjahre, was die Erkennung und Kommunikation mittels unserer gegenwärtigen Technologien sehr schwierig mache. Zugleich sei es aber auch möglich, dass wir die einzige Zivilisation in unserer Galaxie sind. Es sei denn, die Überlebenszeiten von Zivilisationen wie der unsrigen sind lang.“
„Unsere neuen Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Suche nach außerirdischen intelligenten Zivilisationen nicht nur die Existenz der Lebensformen offenbart, sondern uns auch Hinweise darauf gibt, wie lange unsere eigene Zivilisation Bestand haben wird“, so Conselice abschließend. „Wenn wir feststellen, dass intelligentes Leben häufig ist, würde dies zeigen, dass unsere Zivilisation viel länger als ein paar hundert Jahre existieren könnte. Wenn wir alternativ aber feststellen, dass es in unserer Galaxie keine aktiven Zivilisationen gibt, so wäre dies ein schlechtes Zeichen für unsere eigene langfristige Existenz. Indem wir nach außerirdischem intelligentem Leben suchen, werfen wir – selbst wenn wir nichts finden – auch einen Blick auf unsere eigene Zukunft und auf unser eigenes Schicksal.“
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Quelle: University of Nottingham
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