Neue Studie: Risiko einer Erd-Kollision des Asteroiden Apophis geringfügig höher als gedacht
London (Kanada) – Eigentlich galt eine Kollision mit des potenziellen erdnahen Großasteroiden Apophis bei dessen Passagen 2029, 2036 oder 2068 schon als ausgeschlossen. Eine neue Studie hat nun das Risiko untersucht, dass der rund 350 Meter große Felsbrocken zuvor durch eine Kollision mit einem kleineren Weltraumobjekt doch noch in Richtung Erde abgelenkt wird.
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Nach seiner Entdeckung im Jahr 2004 wurde der rund 340 Meter durchmessende Asteroid „99942 Apophis“ als einer der gefährlichsten Asteroiden identifiziert, die die Erde innerhalb mittelfristiger Zeitskalen treffen könnten. Die letzten Beobachtungsdaten der letzten Erd-Passage des Asteroiden im März 2021 zeigten jedoch, dass auch das zuvor berechnete geringe Risiko dafür, dass der nach dem ägyptischen Gott des Chaos benannte kosmische Brocken die Erde 2068 treffen könnte (…GreWi berichtete), nun eigentlich ausgeschlossen werden können (…GreWi berichtete).
Allerdings können die bisherigen Beobachtungen und Bahndaten bekannter Objekte nicht alle bekannten Himmelsobjekte erfassen, insbesondere nicht die vielen kleineren, die seitdem oder bis zu den nächsten Erdnähern die Bahn von Apophis kreuzen und mit ihm kollidieren könnten.
In seiner aktuell im „The Planetary Science Journal“ (DOI: 10.3847/PSJ/ad644d) veröffentlichten Studie hat sich der kanadische Astronom Paul Wiegert von der University of Western Ontario nun der Berechnung der Wahrscheinlichkeiten für eine solche Kollision und zugleich der Frage gewidmet, ob ein solcher Zusammenstoß Apophis doch noch auf einen Kollisionskurs mit der Erde im Jahre 2029 oder später führen könnte.
Wahrscheinlichkeit minimal erhöht
Das Ergebnis zeigt, dass schon der Einschlag eines nur rund 0,6 Meter großen festen Objekts den Asteroiden in das sogenannte „Schlüsselloch zur Erde“ führen könnte, wodurch der Asteroid dann nach 2029 auf einen direkten Kollisionskurs mit unserem Planeten geführt werden könnte. Um schon zu einem Einschlag im Jahre 2029 müsste der Komet zuvor von einem Objekt mit mindestens 3,4 Meter Größe getroffen worden sein oder werden.
Zugleich verweist der Astronom aber auch auf den Umstand, dass aufgrund der gewaltigen Größe und Weite des Weltraums eine solche Kollision zwar nicht ausgeschlossen werden könne, die Wahrscheinlichkeit selbst jedoch ebenfalls sehr gering sei. Zudem müsste ein solcher Einschlag hinzu auch noch aus der richtigen Richtung passieren, um Apophis auf eine Kollisonsbahn mit der Erde zu führen.
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Anhand der bekannten Objekte von mehr als 3,4 Metern die jährlich die Erde treffen und dem Umstand, dass nur 5 Prozent solcher Impulse in die richtige Richtung weisen, um einen Einschlag auf der Erde zu verursachen, liege die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein kleiner Einschlag Apophis in eine Kollision mit der Erde lenkt, bei weniger als eins zu 2 Milliarde.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass ein kleineres Objekt Apophis trifft und auf Kollisionskurs mit der Erde bringt, wird jedoch mit weniger als 1 zu 1 Million berechnet. Das sind zwar immer noch sehr geringe Chancen, erhöht das Risiko eines Einschlags jedoch leicht im Vergleich zu früheren Annahmen“, so Wiegert.
Bislang fehlen aktuelle Daten
Da seit dem letzten Vorbeiflug an der Erde im Mai 2021 der Asteroid kaum mit Teleskopen beobachtet werden konnte, dürfte es ab 2027 interessant werden, wenn der Asteroid wieder sich astronomische Sichtweite gelangt und nach eventuellen Hinweisen für seitherige Einschläge gesucht werden kann, die den Asteroiden abgelenkt haben könnten.
„Die Ablenkung von Apophis durch einen kleinen Asteroiden auf einen Kollisionskurs mit der Erde im Jahr 2029 ist nicht nur äußerst unwahrscheinlich, sondern wird höchstwahrscheinlich auch schnell durch einfache teleskopische Beobachtungen 2027 ausgeschlossen werden können“, so Wiegert abschließend.
Auch deutsche Weltraumforscher wollen Apophis erkunden
Angesichts der bevorstehenden Passage des Asteroiden (ausgerechnet am Freitag, den 13. April) 2029 planen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen deutscher Universitäten und Institute eine direkte Erkundung von Apophis.
Gefördert mit rund 300.000 Euro durch das Bundeswirtschaftsministerium, werden an der Uni Würzburg (JMU) derzeit drei Konzepte für eine Kleinsatellitenmission im Rahmen von „Projekt NEAlight“ geprüft (…GreWi berichtete). Dabei können die Würzburger Forscher um Prof. Hakan Kayal auf Erfahrungen und Erfolge mit früheren Kleinstsatelliten-Mission zurückgreifen. Zuletzt gelang dem Team die Platzierung des Satelliten „SONATE-2“ in einer Erdumlaufbahn. Mit an Bord auch ein Kamerasystem, das mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) auf die Erkennung von Anomalien auf der Oberfläche von Planeten und Himmelskörpern angelernt wird (…GreWi berichtete). „Damit wäre es etwa möglich, interessante Merkmale schneller und zielgerichteter zu erkennen“, erläutert Prof. Kayal gegenüber GrenzWissenschaft-Aktuell.de (GreWi). „Dazu zählen z.B. auch besondere, vielleicht sogar geometrische Muster und Strukturen auf der Oberfläche, die entweder aufgrund von geologischen Aktivitäten entstanden sind oder sogar biologische oder biochemische Natur sein könnten.“ Auf diese Weise könnte auch die Würzburger NEAlight-Mission zur Suche nach jungen Einschlagskratern beitragen.
– Diese NASA-Infoseite zu Apophis finden Sie HIER
– Die Infoseite der ESA zu Apophis finden Sie HIER
– Den DLR-Blog zu Apophis finden Sie HIER
– Weitere Infos zum JMU-Projekt NEAlight finden Sie HIER
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Recherchequelle: The Planetary Science Journal, eigenen Recherchen www.grenzwissenschaft-aktuell.de
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