Frühere Erdmonde? Neue Theorie zur Entstehung des Mondes
Der Erdenmond.
Copyright: Sebastian Voltmer, astrophoto.de
Rechovot (Israel) – Israelische Wissenschaftler präsentieren eine neue Theorie zur Entstehung unseres Mondes. Demnach soll unser heutiger Mond nicht der erste, sondern vielmehr der letzte in einer ganzen Reihe früherer und kleinerer Monde sein, die unsere Erde einst umkreist haben und sich durch Kollisionen zum heutigen Mond zusammengefunden haben.
Wie Professor Raluca Rufo vom Weizmann Institute, Professor Hagai Perets von Technion und Oded Aharonso aktuell im Fachjournal „Nature Geoscience“ (DOI: 10.1038/ngeo2866) berichten, widerspricht ihre Theorie der bisherigen Lehrmeinung, wonach der heutige Mond das Ergebnis der gewaltigen Kollision eines einzelnen, in etwa marsgroßen Objekts (Theia) mit der jungen Erde ist.
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„Unser Modell legt hingegen nahe, dass die Erde einst eine ganze Reihe von Monden besaß, wie sie alle aus unterschiedlichen Kollision mit der Proto-Erde (Anm. GreWi: also sozusagen dem Vorläufer unseres Planeten) hervorgegangen waren“, so Perets. „Es ist möglich, dass derartige Klein-Monde später dann entweder aus der Erdumlaufbahn geschleudert wurden, mit der Erde oder einander kollidierten und so nach und nach immer größere Monde geformt haben.“
Um die Bedingungen für die beschriebene Entstehung derartige Mini-Monde zu überprüfen, erstellten die Wissenschaftler 800 Simulationen von Kollisionen mit der Erde: „Das daraus resultierende neue Modell stimmt mit der derzeitigen wissenschaftlichen Vorstellung von der Entstehung der Erde überein, die in ihren letzten Wachstumsphasen zahlreiche Einschläge und Kollisionen mit anderen Körpern durchlebt hatte. Jeder dieser Einschläge trug seinen bzw. einen weiteren Teil an Material zur Proto-Erde bei, bis diese ihre heutige Größe erreicht hatte.“
Erläuterungsgrafik: Die Abbildungen zeigen, wie ein mond- bis marsgroßer Körper auf die junge Proto-Erde einschlägt (a) und einen Staub- und Trümmerscheibe um diese herum hinterlässt (b). Durch die Gezeitenkräfte wandern die sich aus dieser Scheibe geformte Klein-Monde nach außen (c). Diese Monde erreichen entfernte Umlaufbahnen, bevor sie selbst wieder zusammenstoßen (d) und das Spiel erneut beginnt (e, f), bis nur noch unser heutiger Mond sozusagen übrig blieb (Illu.).
Copyright/Quelle: Rufo et al. / Nature Geoscience
Laut den Forschern waren es sodann die Gezeitenkräfte, die nach und nach dazu geführt haben, dass die Mini-Monde sich von der Erde immer mehr entfernt haben – ähnlich, wie sich auch unser heutiger Mond pro Jahr etwa einen Zentimeter von der Erde fortbewegt. Hierbei wäre es dann aufgrund der Gravitationsinteraktionen der unterschiedlich großen Klein-Monde immer wieder zu Kollisionen gekommen, die dann auch deren Umlaufbahnen verändert hätten.
„Es ist also gut vorstellbar, dass durch diesen Prozess kleinere Monde entstanden sind, deren Umlaufbahnen sich wiederum kreuzten und zu Mond-Mond-Kollisionen geführt haben, die nach und nach einen immer größer werdenden Körper formten – den Mond, den wir heute an unserem Himmel sehen“, so die Autoren abschließend.
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