„New York Declaration“ attestiert zahlreichen Tierarten ein Bewusstsein

Screenshot der Webseite der „New York Declaration on Animal Consciousness“. Copyright: New York University
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Screenshot der Webseite der „New York Declaration on Animal Consciousness“.Copyright: New York University

Screenshot der Webseite der „New York Declaration on Animal Consciousness“.
Copyright: New York University

New York (USA) – Es ist eine Frage, deren Antwort gewaltige Konsequenzen für unseren Umgang mit zahlreichen Tierarten haben könnte oder zumindest sollte: Haben Tiere ein Bewusstsein, das mit dem von uns Menschen zumindest vergleichbar ist. In der „New York Declaration on Animal Consciousness“ haben sich nun zahlreiche renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler genau in diesem Sinne ausgesprochen.

In der Erklärung heiß es einführend:

„Welche Tiere haben die Fähigkeit für bewusste Erfahrungen? Obwohl noch viel Unsicherheit besteht, haben sich einige Punkte weitgehend durchgesetzt.

Erstens gibt es starke wissenschaftliche Unterstützung für die Zuschreibung bewusster Erfahrungen an andere Säugetiere und Vögel.

Zweitens legen die empirischen Beweise zumindest eine realistische Möglichkeit bewusster Erfahrungen bei allen Wirbeltieren (einschließlich Reptilien, Amphibien und Fischen) und vielen wirbellosen Tieren (einschließlich Kopffüßern, Zehnfußkrebsen und Insekten) nahe.

Drittens ist es unverantwortlich, die Möglichkeit bewusster Erfahrungen bei einem Tier zu ignorieren, wenn diese Möglichkeit realistisch ist. Wir sollten die Risiken für das Wohlergehen berücksichtigen und die Beweise nutzen, um unsere Reaktionen auf diese Risiken zu informieren.“

Als „Grundlagen“ der Erklärung nennen die unterzeichnenden Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zahlreiche Studien, die in den vergangenen 10 Jahren Bewusstsein und ein erstaunlich reiches Seelenleben bei zahlreichen Tierarten nahelegen konnten.

Hierzu erläutert die Webseite zur Erklärung 10 anschauliche Beispiele, wenn etwa Krähen beigebracht werden könne, zu beschreiben, was sie sehen; Oktopusse und Kraken gezielt Schmerzen vermeiden und schmerzfreie Orte bevorzugen; Tintenfische sich an spezifische frühere Ereignisse und Erfahrungen erinnern können; Putzerfische und Großschlangen den „Spiegeltest“ zur Selbstwahrnehmung bestehen; Zebrafische offenbar Anzeichen von Neugierde zeige; Bienen beim Spielen beobachtet werden konnten; Flusskrebse Angstzustände durchleben, die dann mit Antidepressiva gelindert werden können; Krabben flexible Entscheidungen treffen oder Fruchtfliegen aktiven Tiefschlaf pflegen und soziale Isolation diesen Schlaf stört.

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Ziel der Deklaration sei es, „die Begeisterung für die aufstrebende Wissenschaft des Tierbewusstseins zu vermitteln und mehr Arbeit und Forschung zu diesem Thema zu fördern.“ Die Forschenden sehen in ihrer öffentlichen Erklärung einen „entscheidenden Moment: Eine kritische Masse von Menschen wagt es, das Tierbewusstsein rigoros und systematisch zu erforschen. Während noch Unsicherheit sowohl über die Natur des Bewusstseins als auch darüber besteht, welche Tiere bewusst sind, hat hochwertige Forschung bereits unsere Unsicherheit zu diesen Fragen reduziert. Wir hoffen, dass Wissenschaftler, Universitäten und Regierungen erkennen werden, dass dieses Feld rasche Fortschritte macht, dass es das Potenzial hat, noch mehr zu erreichen (einschließlich Fortschritten hin zu besseren Theorien des Bewusstseins) und dass es Ihre Unterstützung verdient.“

Ein weiteres Ziel sei es, zur Reflexion über das Wohlergehen von Tieren anzuregen. „Diese Erklärung enthält keine spezifischen politischen Empfehlungen, und die Unterzeichner haben eine breite Palette von Ansichten zu moralischen, rechtlichen und politischen Fragen.“ Der gemeinsame Punkt bestehe darin, dass für die Berücksichtigung von Wohlfahrtsrisiken keine Gewissheit über das Bewusstsein erforderlich ist. „Wenn es eine realistische Möglichkeit gibt, dass ein Tier bewusst ist – zum Beispiel, dass Kraken leiden können – dann verdient diese Möglichkeit Berücksichtigung in politischen Kontexten – zum Beispiel, bei Entscheidungen darüber, ob Krakenzucht unterstützt werden soll.“ Entscheidungsträger sollten angemessene Schritte unternehmen, um Wohlfahrtsrisiken für alle Wirbeltiere und viele wirbellose Tiere zu mildern, während Forscher daran arbeiten, unser Verständnis von ihnen voranzutreiben.

– Die Webseite der “The New York Declaration on Animal Consciousness” finden Sie HIER

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Recherchequelle: The New York Declaration on Animal Consciousness, New York University

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