Ötzi offenbart Akupunktur- und fortschrittliche Pflanzenheilkunst der Jungsteinzeit
Bozen (Italien) – Die erstaunlich gut erhaltene Gletschermumie des als „Ötzi“ bekannten „Mannes von Hauslabjoch“ sorgt auch noch 27 Jahre nach ihrer Entdeckung weiterhin für faszinierende Entdeckungen. In einem aktuellen Fachartikel haben die Untersucher der Eismumie die Erkenntnisse über die Heilkunst zu Ötzis Lebzeiten zusammengetragen und zeigen, dass die Menschen der Jungsteinzeit bzw. Kupferzeit schon über eines breites Wissen zur Anwendung von Therapieformen und die Wirksamkeit von pflanzlichen Heilmitteln verfügten und vermutlich eine Form der Akupunktur angewendet hatten.
Schon 2015 hatten Wissenschaftler des „EURAC-Instituts für Mumien und den Iceman“ Ötzis Tätowierungen als Hinweise auf eine der Akupunktur ähnliche Schmerzbehandlung gedeutet (…GreWi berichtete). Jetzt hat das Team um den EURAC-Leiter Dr. Albert Zink und den dortigen Konservierungsexperten Marco Samadelli, dem Radiologen Paul Gostner und den Anthropologen Dario Piombino Mascali einen über Krankheitsbehandlungen beim Mann aus dem Eis zusammengestellt und im „International Journal of Paleopathology“ (DOI: 10.1016/j.ijpp.2018.07.006) veröffentlicht.
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Die einst nicht durch Nadelstiche sondern mittels Einritzungen erstellten 61 nichtdekorativen Strich- und Kreuz-Tätowierungen auf dem Körper, sowie die Pilze in seiner Reiseapotheke geben demnach Hinweise darauf, dass das Wissen um die Behandlung von Krankheiten zur Zeit von Ötzi bereits auf sehr hohem Niveau ablief, so die Autoren.
Die bislang bekannten Tätowierungen liegen demnach an Körperstellen, die zu Lebzeiten starken Beanspruchungen ausgesetzt waren und dem Mann aufgrund der Abnutzungserscheinungen Schmerzen bereitet haben müssen.
„Unsere Studie fasst zusammen was wir über Ötzis Gesundheitszustand wissen und welche möglichen Formen der Therapie bzw. Behandlung seiner Beschwerden angewandt wurden. Die Zahl und Lokalisierung seiner Tätowierungen und das Vorhandensein von potentiell medizinisch wirksamen Pflanzen, wie Birkenporling und Adlerfarn, in seiner Ausrüstung und in seinem Magen- und Darmtrakt, spricht dafür, dass in der Kupferzeit bereits ein breites Wissen über die Anwendung von Therapieformen und die Wirksamkeit von pflanzlichen Heilmitteln bestand.“
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Obwohl der rund 5.300 Jahre alte „Mann aus dem Eis“ nur eine Momentaufnahme bei einem einzigen Individuum der südalpinen Jungsteinzeit darstelle, lasse die Studie erahnen, „auf welches komplexe Wissen Heilkundige zur Zeit von Ötzi bereits rein durch Beobachtung und Ausprobieren gekommen waren“, so die Wissenschaftler.
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