Orange Zwergsterne sind ideale Orte zur Suche nach komplexem außerirdischem Leben

Drei Sternenkategorien im Vergleich: Sonnenähnliche, sog. G-Sterne (u.); orange Zwergsterne (K-Sterne; m.) und Rote Zwerge (M-Sterne; o.) Copyright: NASA, ESA, and Z. Levy (STScI)
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Drei Sternenkategorien im Vergleich: Sonnenähnliche, sog. G-Sterne (u.); orange Zwergsterne (K-Sterne; m.) und Rote Zwerge (M-Sterne; o.) Copyright: NASA, ESA, and Z. Levy (STScI)

Drei Sternenkategorien im Vergleich: Sonnenähnliche, sog. G-Sterne (u.); orange Zwergsterne (K-Sterne; m.) und Rote Zwerge (M-Sterne; o.)
Copyright: NASA, ESA, and Z. Levy (STScI)

Villanova (USA) – Angesichts einer stetig steigenden Zahl von entdeckten Exoplaneten stellt sich auch die Frage nach dem besten Ort zur Suche nach komplexem und dann vielleicht sogar intelligentem außerirdischen Leben. Astronomen haben nun jenen Sternentyp beschrieben, der die besten Grundvoraussetzungen dafür liefert: Orange Zwerge.

Bislang wurden mehr als 4.000 Planeten um ferne Sterne entdeckt und Schätzungen gehen von mehr als 100 Milliarden Sternen alleine in unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße, aus. Nicht nur Planeten, auch Sterne gibt es in unterschiedlicher Form – und so stellt sich die Frage, welcher Sternentyp die wahrscheinlichste Heimat für komplexes oder gar intelligentes Leben ist.

Da wir Leben bislang nur von unserer gerade einmal erst rund vier Milliarden Jahre alten Erde kennen – ein Planet, der einen ebenfalls erst relativ jungen und zudem vergleichsweise kurzlebigen gelben Zwergstern vom „Typ G“ umkreist – könnte man davon ausgehen, dass solche „Gelben Zwerge“ auch sonst der ideale Ort zur Suche nach außerirdischem Leben sind.

Aber Sterne wie unsere Sonne machen nur 10 Prozent der Sternenpopulation in der Milchstraße aus und sind zudem vergleichsweise kurzlebig. Unsere Sonne selbst hat etwa die Hälfte ihrer vermutlich rund 10 Milliarden Jahre währenden Lebensdauer schon hinter sich.

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Komplexe Organismen entstanden auf unserer Erde erst gerade einmal vor rund 500 Millionen Jahren und der moderne Mensch existiert erst einen, nach kosmologischen Maßstäben, kurzen Augenblick von 200.000 Jahren.
Während die Zukunft der Menschheit ungewiss ist, ist eines ganz sicher: Bereits in rund einer Milliarden Jahre wird die Erde für höhere Lebensformen, wie wir sie bislang kennen, unbewohnbar sein, da unsere Sonne wärmer werden und unseren Planeten austrocknen wird.

Aus diesem Grund sind Sterne, die etwas kühler sind als unsere Sonne, sogenannte Orange Zwerge (K-Sterne), vermutlich die geeigneteren Kandidaten für Planeten mit höher entwickeltem, intelligentem Leben. Tatsächlich können diese Sterne 15 bis 45 Milliarden Jahre lang mit nahezu gleicher Brennkraft existieren und das erweitert die Zeitskala, während derer Leben nicht nur entstehen, sondern sich auch entwickeln kann, enorm. Zudem kommen auf jeden sonnenähnlichen Stern in der Milchstraße etwa drei Mal so viele Orange Zwergsterne.

Der einzige, noch häufiger vorkommende Sternentyp sind Rote Zwerge (M-Sterne). Allerdings sind diese Sterne meist sehr aktiv und geben das bis zu 500-fache an potentiell schädlicher Strahlung in Form von Röntgenstrahlung und ultraviolettem Licht in ihre Systeme als unsere Sonne, weshalb viele Planetenforscher davon ausgehen, dass sie kein idealer Ort für Leben sind. Planeten um Orange Zwerge würden hingegen gerade einmal ein Eintausendstel dieser schädlichen bis tödlichen Röntgenstrahlung abbekommen.

Vor diesem Hintergrund erscheinen also Orange Zwerge der ideale Ort für die Suche nach außerirdischem, höher entwickelten und vielleicht sogar nicht nur intelligentem, sondern auch uns überlegenen Leben im All, erläutert das Hubble Information Centre der ESA. Diese, auch als scherzend “Goldlöckchen Sterne” (goldilocks stars), bezeichneten Sterne sind also nicht zu heiß, nicht zu kalt und ruhig genug, damit auf dortigen lebensfreundlichen Planeten auch Leben entstehen und entwickeln kann.

Ähnlich also wie Planeten lebensfreundlich sein können, wenn sie ihren Stern innerhalb dessen „habitabler Zone“ und damit jener Abstandsregion umkreisen, innerhalb der Wasser in flüssiger Form (und damit die Grundlage für Leben, wie wir es von der Erde kennen) existieren kann, so können also auch Sterne selbst „lebensfreundlich“ sein – oder eben auch weniger bis nicht.

„K-Sterne, besonders die wärmeren Exemplare dieser Kategorie, sind vermutlich die besten Kandidaten für die Suche nach Leben“, erläutert Edward Guinan von der Villanova University, der die Ergebnisse einer Studie aktuell auf dem Jahrestreffen der American Astronomical Society (AAS) in Honolulu vorgestellt hat.

Derzeit arbeiten Guinan und Kollegen an einer Studie über das Alter, die Rotationsrate und die Strahlungsabgaben von kühleren G- und K-Sternen. Mit Hilfe des Weltraumteleskops „Hubble“, des Chandra X-ray Observatory und des XXM-Newton Weltraumteleskops der europäischen Raumfahrtagentur ESA wollen sie dabei u.a. 20 Orange Zwerge untersuchen.

Ein vielversprechender Kandidat ist hierbei das System um den Stern Kepler-442, von dem sogar bereits bekannt ist, dass er von einem Felsplaneten innerhalb der habitablen, also lebensfreundlichen Zone umkreist wird. Die Masse dieses Planeten ist etwa doppelt so groß wie die unserer Erde. „Dieses System besitzt also einen Planeten innerhalb der lebensfreundlichen Zone um einen potentiell lebensfreundlichen Stern“, so Guinan.

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Studie: Lebensfreundliche Zone für komplexes Leben ist deutlich kleiner 12. Juni 2019

Quelle: Villanova University

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