Pando-Wald: Größtes und ältestes Lebewesen der Erde stirbt derzeit vor unseren Augen

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Ein kleiner Ausschnitt der Bäume des Pando-Genets im US-Bundesstaat Utah.
Copyright: J Zapell (via WikimediaCommons), Gemeinfrei

Fischlake National Forest (USA) – Ein „Wald“ im Fischlake National Forest im US-Bundesstaat Utah ist in Wirklichkeit kein Wald wie wir ihn für gewöhnlich kennen, sondern eine gewaltige Kolonie aus genetisch identischen und sämtlich unterirdisch durch ein gemeinsames Wurzelgeflecht, das sog. Rhizom, miteinander verbundene Amerikanischen Zitterpappeln – ein sogenanntes Genet. Erstmals haben Wissenschaftler Pando umfassend untersucht und kommen zu dem Schluss, dass das Lebewesen der Superlative offenbar vor unser aller Augen stirbt.

Das oberhalb des Fish Lake wachsende Genet, erstreckt sich über eine Fläche von 43,6 Hektar und besteht aus rund 47.000 Stämmen. Forscher schätzen sein Gesamtgewicht auf etwa 6.000 Tonnen. Während die einzelnen oberirdischen Bäume maximal 130 Jahre alt werden können, ist das Gesamtgenet selbst wesentlich älter und wird auf bis zu 14.000 Jahre geschätzt.

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Wie das Team um Paul Rogers von der Utah State University aktuell im Fachjournal „PLoS One“ (DOI: 10.1371/journal.pone.0203619) berichtet, setzt sich Pandos Zerfall trotzt umfangreicher Schutzmaßnahmen immer weiter fort.

Den Hauptgrund sehen die Forscher im zunehmenden Anstieg der vom Menschen hier einst künstlich angesiedelten Maultierhirschpopulation (Odocoileus hemionus, s. Abb. l. Copyright: Gemeinfrei), die vor Ort keine natürlichen Fressfeinde hat. Trotz umfangreicher Abzäunungsmaßnahmen, die zunächst ihre Wirkung gezeigt hatten, scheinen die Tiere Wege gefunden zu haben, diese zu umgehen und schädigen Pando auf diese Weise immer mehr, in dem sie die Rinde und Sprösslinge der Bäume abfressen.

„Obwohl Pando vermutlich schon seit Jahrtausenden existiert – sein exaktes Alter können wir nicht genau bestimmen – müssen wir derzeit zusehen, wie er zu kollabieren droht“, so Rogers. „Eines wird hier klar: Wir können den Wildtierbestand nicht unabhängig vom Wald managen.“

Gemeinsam mit den Ergebnissen ihrer Bestandsaufnahmen präsentierten die Wissenschaftler eine Reihe historischer und neuer Luftbildaufnahmen, die die zunehmende Ausdünnung von Pando über einen Zeitraum von 72 Jahren anschaulich dokumentiert. „Alles zusammen zeigt die aktuelle Studie eine neuzeitliche Tragödie“, so Rogers: „Dieser wankende Gigant hat Jahrtausende überdauert, wird aber vielleicht noch nicht einmal ein halbes Jahrhundert menschlicher Einflüsse überleben.“

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Die Wissenschaftler fordern nun ein umfangreiches Maßnahmenpaket zum Schutz des schwersten, größten und vermutlich auch ältesten Lebewesen unseres Planeten: „Pando ist ein Symbol der Verbindung zwischen der Natur und uns Menschen und ein Botschafter eines noch viel umfangreicheren Artenverlusts. (…) es wäre wirklich eine Schande, wenn wir dem Verschwinden dieser Waldikone weiterhin tatenlos zusehen würden.“

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