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Physikalische Medialität: Untersuchungen des Mediums Gary Mannion

Versuchsaufbau während einer der untersuchten Séancen mit dem physikalischen Medium Gary Mannion. Copyright: E. Kruse, www.eckhardkruse.net
Versuchsaufbau während einer der untersuchten Séancen mit dem physikalischen Medium Gary Mannion.
Copyright: E. Kruse, www.eckhardkruse.net

Heidelberg (Deutschland) – Die physikalische Medialität ist ein besonders umstrittenes Gebiet der Parapsychologie. Seit über hundert Jahren versuchen Forscher herauszufinden, inwieweit es sich bei den in Séancen beobachtbaren Phänomenen – wie etwa umherfliegende Gegenstände, Materialisationen sog. Aporte, körperlosen Stimmen oder dem sogenannten Ektoplasma um echte paranormale Phänomene oder Betrug handelt. Eine neue Studie berichtet von Experimenten und Messungen, die in den vergangenen anderthalb Jahren in über 50 Séancen mit dem umstrittenen Medium Gary Mannion durchgeführt wurden.

In der über hundertjährigen Geschichte der Physikalischen Medialität ist in den vergangenen Jahren eine gewisse Renaissance beobachten. Während früher das Thema einer breiteren Öffentlichkeit bekannt war, intensiv erforscht wurde und sogar Berühmtheiten wie Thomas Mann sich beeindruckt von ihren eigenen Séancen-Erlebnissen zeigten, verschwand es über die Jahrzehnte mehr und mehr aus der öffentlichen Wahrnehmung. Doch auch heute gibt es wieder einige Medien, die öffentlich physikalische Séancen veranstalten, an denen prinzipiell jeder teilnehmen kann. Einerseits erfahren sie großen Zuspruch und Begeisterung von vielen ihrer oft regelmäßigen Teilnehmer, andererseits wird ihnen von vielerlei Seiten Betrug und Schwindel vorgeworfen.

So wurde im Jahr 2016 in einer Séance von Gary Mannion heimlich Infrarotvideos aufgenommen, in welchem zu sehen ist, wie er im Dunkeln das Kabinett verlässt und Phänomene selbst erzeugt. Seither schwelt eine heftige Kontroverse um die Glaubwürdigkeit Mannions. Während ihm Kritiker und Skeptiker schlicht Schwindel vorwerfen, diskutieren Vertreter der Echtheit physikalischer Séance-Phänomene Möglichkeiten, wie das auf dem Video zu sehende Verhalten des Mediums auch durch „echte Séance-Phänomene“ (wie etwa sogenanntes „Trance-Puppetry“, bei dem die „Spirits“ Kontrolle über den Körper des Mediums übernehmen und ihn führen) erklärt werden könnten. Zu besagten Vorwürfen erläutert der Autor der hier vorgestellten aktuellen Studie, Prof. Dr. Eckhard Kruse, dass er selbst während der vieldiskutierten Séance nicht anwesend war und sich sein Artikel lediglich auf die sich in seiner Anwesenheit ereigneten Vorkommnisse und Phänomene beziehen kann. Die Videos finden Sie HIER und HIER.

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Hintergrund
Während bei üblichen Formen der (mentalen) Medialität wie dem Channeling oder  „Jenseitskontakten“ der Fokus auf der Durchgabe von Botschaften durch das Medium liegt, geht es in der sog. Physikalischen Medialität um Phänomene, die unmittelbar physikalisch beobachtbar sind, ohne dass zunächst eine herkömmliche Einflussnahme durch das Medium erkennbar wäre. So können sich Gegenstände durch den Raum bewegen, es sind Stimmen zu hören, die anscheinend nicht vom Medium kommen, oder das sogenannte Ektoplasma tritt aus dem Körper des Mediums aus und entwickelt eine Art Eigenleben – formt sich gar zu Körperteilen oder Gestalten und scheint sich teilweise frei im Raum zu bewegen. Derartige Phänomene werden typischerweise in Séancen beobachtet, die mit einem entsprechenden Kreis von Teilnehmern (sog. Sitzern) im Dunkeln oder bei schwachem Rotlicht stattfinden. Das Medium sitzt dabei meist im sogenannten Kabinett, einem kleinen, z.B. durch einen Vorhang oder Zelt abgetrennten Teil des Raumes.

In seiner aktuellen Studie beschreibt Prof. Dr. Eckhard Kruse Experimente und Messergebnisse aus zahlreichen Séancen mit Gary Mannion. Gegenüber Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) erläutert der Forscher: „Ein Schwerpunkt lag dabei auf dem neuartigen Einsatz von Sensoren, welche unter anderem am Arm des Mediums befestigt wurden und so über den gesamten Séanceverlauf Bewegungsdaten lieferten (Abbildung 1). Um auszuschließen, dass die Medien im Dunkeln unbemerkt Tricks anwenden, werden sie üblicherweise entweder an den Stuhl gefesselt oder während der Séance manuell an Armen und Beinen kontrolliert. Die in den Experimenten zusätzlich zur Fesselung angebrachten Sensoren boten den Vorteil einer weiteren, objektiven und sehr sensitiven Kontrolle, die auch das heimliche Entfernen und spätere Wiederanlegen des Sensors anzeigen würde.“

Schaubild zur Datenaufzeichnung während einer Séance. Copyright: E. Kruse, www.eckhardkruse.net
Schaubild zur Datenaufzeichnung während einer Séance.
Copyright: E. Kruse, www.eckhardkruse.net

Der wissenschaftliche Bericht stellt die Randbedingungen und Vorgehensweise in den untersuchten Séancen detailliert dar und schlägt neben den Bewegungssensoren weitere Messtechniken vor, um Séance-Phänomene auf neue Weise zu untersuchen. Aus einer größeren Anzahl von Séancen und Experimenten werden einige detailliert im Ergebnisteil der Studie vorgestellt. So gab es etwa Phänomene, bei denen sich ein Camping-Zelt, das als Kabinett verwendet wurde, ungewöhnlich verbog, knickte und sich sehr schnell drehte, während das Medium auf seinem Stuhl anscheinend unbewegt blieb (siehe Titelabbildung o.).

– Einen Videoausschnitt dieser Phänomene finden Sie auf Eckhard Kruses Webseite.

In einem anderen Experiment, das ebenfalls auf der Webseite einsehbar ist, bewegt sich das Kabinett so, dass es schließlich fast den gesamten, bewegungslosen Körper des Mediums freigibt.

Der Bericht nennt weitere bemerkenswerte Phänomene, wie etwa die gleichmäßige Bewegung eines 70 Kilogramm schweren Kabinetts oder ein Zittern des Mediums mit einer hohen Frequenz, die außerhalb des Bereichs üblicher Formen menschlichen Zitterns liegt. Laut Kruse sei zumindest ein Teil der Beobachtungen und Daten nicht auf herkömmlichem Wege durch Betrug oder Trickserei erklärbar. Der Wissenschaftler sieht sie deshalb als „starken Beleg dafür, dass bei Gary Mannion auch authentische Phänomene physikalischer Medialität zu beobachten sind“. Gerade auch vor dem Hintergrund der Betrugsvorwürfe sieht Kruse seine Untersuchungen als konstruktiven wissenschaftlichen Beitrag in der Diskussion nicht nur in der Causa Gary Mannion: „Was zu den auf den sog. Entlarvungsvideos zu sehenden Umständen geführt hat und wie sie schlussendlich zu erklären sind, kann ich nicht beurteilen, da ich selbst nicht anwesend war und die fraglichen Séancen nicht wissenschaftlich überwacht und untersucht wurden. Ich weiß aber, dass es unterschiedliche Interpretationen dessen gibt, was auf diesen Videos zu sehen ist (Anm. GreWi: Schwindel oder obig erläuterte Trance-Puppetry). Für meinen teil kann ich nur auf das verweisen, was ich selbst erlebt, dokumentiert und gemessen habe. Nur das ist Inhalt meiner Studie.“

Hintergrund
Prof. Dr. Eckhard Kruse studierte Informatik mit Anwendungsfach Physik und promovierte auf dem Gebiet der Robotik und Bildverarbeitung. Er arbeitete acht Jahre in der industriellen Forschung als Wissenschaftler und Manager. Seit 2008 ist er Professor für Angewandte Informatik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). Sein klassisch wissenschaftliches Weltbild hinterfragte und erweiterte er im Laufe der Jahre aufgrund vielfältiger persönlicher Erfahrungen und Begegnungen mit inspirierenden Menschen aus verschiedensten Bereichen der Spiritualität.

Er ist Autor des Buches „Der Geist in der Materie – die Begegnung von Wissenschaft und Spiritualität“.

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Quelle: EckhardKruse.net

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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Fachjournalist Anomalistik• Sachbuchautor • Publizist

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