Hubble-Beobachtungen zeigen: Pluto-Monde schlingern chaotisch
Künstlerische Darstellung der Färbung und Helligkeit der Pluto-Monde im Vergleich zueinander (Illu.). Die dargestellten Krater sind rein künstlerisch-illustrativ und entsprechen nicht wirklichen Kratern auf den Monden.
Copyright: NASA/ESA/A. Feild (STScI)
Washington (USA) – „Würden Sie auf einem der Plutomonde Hydra oder Nix leben, so hätten Sie Schwierigkeiten damit, jeden Tag aufs Neue zu bestimmen, aus welcher Himmelsrichtung die Sonne scheint“, erläutert die NASA. Grund hierfür ist der Umstand, dass die beiden Monde gänzlich unvorhersagbar schlingernd ihren Planeten umkreisen.
Wie der Leiter des Science Mission Directorate der NASA, John Grundsfeld, gestern auf einer Pressemitteilung erläutert, schlingern die Monde deshalb, weil sie in einem sich ständig verändernden Gravitationsfeld eingebunden sind. Die Veränderungen wiederum sind das Ergebnis des Kräftezwischenspiels des Doppelsystem aus Pluto uns seinem halb so großen Mond Charon. Das Paar wird auch als Doppel-Planetensystem bezeichnet, weil sich beide Körper um ein gemeinsames Schwerkraftzentrum drehen.
Der Effekt werde noch zusehends durch die Football-förmige Form der beiden Monde verstärkt. Zudem glauben die Forscher, dass auch die beiden anderen kleineren Monde, Kerberos und Styx, sich ähnlich verhalten.
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Wie das Team um Mark Showalter vom SETI Institute und Doug Hamilton von der University of Maryland aktuell in der Fachzeitschrift „Nature“ (DOI: 10.1038/nature14469) berichtet, habe zuvor niemand ein solches Verhalten und die damit einhergehende komplexe Dynamik des Pluto-Systems vorhergesehen: „Unsere Forschung liefert nun wichtige neue Grenzwerte für den Ablauf, der zur Entstehung des Pluto-Systems geführt hatte.“
Zudem haben die Forscher herausgefunden, dass derzeit drei der Pluto-Monde in Resonanz zueinander gebunden sind: „Befänden Sie sich auf Nix, so würden sie sehen dass Styx den Pluto immer dann zwei Mal umrundet hat, wenn Hydra drei Umläufe abgeschlossen hat“, erläutert Hamilton.
Die Hubble-Beobachtungen zeigen zudem, dass Kerberos kohlenschwarz ist, während die anderen gefrorenen Pluto-Trabanten so hell wie Sand erscheinen. Bislang hatten Astrophysiker vorhergesagt, dass Staub, der durch Einschläge auf den Monden ins All geschleudert wird, sich relativ gleichmäßig auf allen Monden verteilt und diese entsprechend gleichmäßig färbt. Die aus dieser Farbenreihe nun herausschlagende Färbung Kerberos‘ ist also auch für die Wissenschaftler erstaunlich.
Vom dichten, erstmaligen Vorbeiflug der Sonde „New Horizons“ am 14./15. Juli 2015 in nur 9.500 Kilomertern Entfernung erhoffen sich die Wissenschaftler nun Antworten auf diese und andere Fragen rund um den ehemals neunten Planeten und seine Monde.
Aus dem Chaostanz der Pluto-Monde wollen die Wissenschaftler auch Rückschlüsse dazu ziehen, wie sich planetare Körper im Doppel-Sternsysteme verhalten, wie sie etwa vom NASA-Weltraumteleskop und Planetensucher „Kepler“ mehrfach entdeckt wurden.
„Wie sehen, dass Chaos möglicherweise ein in Binärsystemen übliches Verhalten ist“, kommentiert Hamilton abschließend. „Das könnte dann auch Konsequenzen für mögliches Leben in solchen Systemen haben.“
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