Private Mission zur Suche nach Leben auf der Venus könnte schon 2023 starten

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UV-Aufnahme der Venus durch die japanische Sonde Akatsuki. Copyright: ISAS/JAXA

UV-Aufnahme der Venus durch die japanische Sonde Akatsuki.
Copyright: ISAS/JAXA

Los Angeles (USA) – Nachdem die Entdeckung des potentiellen Biomarkers Phosphin in gemäßigten Atmosphärenschichten der Venus weltweit für Faszination und Spekulationen über mögliches Leben in der Venusatmosphäre gesorgt hat (…GreWi berichtete), dürften Missionen staatlicher Raumfahrtorganisationen noch viele Jahre benötigen, um startklar zu sein. Ein privates Raumfahrtunternehmen verfolgt hingegen schon länger den Plan einer Mission zur Venus und glaubt, schon 2023 eine Sonde zur Venus schicken und dort auch nach Leben suchen zu können.

Wie Space.com berichtet, bestätigte der Gründer des kalifornisches Raumfahrtunternehmens „Rocket Lab“, Peter Beck, die Pläne seines Unternehmens für eine Mission zur Venus, die nicht zuletzt von der Entdeckung von Phosphin in der Venus-Atmosphäre neuen Antrieb erhalten haben.

Hintergrund
Auf der Erde wird Phosphin von Mikroben erzeugt, die nahezu keinen Sauerstoff benötigen, stattdessen Phosphatmineralien und Wasserstoff absorbieren und als Ausscheidungsprodukt Phosphin abgegeben. Tatsächlich gibt es in der Venusatmosphäre nahezu keinen Sauerstoff. Da die Venusoberfläche selbst viel zu heiß ist, als dass hier erdartige Mikroben existieren könnten. Erst in Höhen von 48 bis 60 Kilometern erreichen die Temperaturen zwischen minus 17 und 93 Grad Celsius, weshalb man hier von einer „lebensfreundlichen Zone“ der Venus sprechen könnte. Genau hier haben die Astronomen nun auch das Phosphin entdeckt.

Potentielle Venus-Mikroben, so vermuten Astrobiologen, entstanden Ozeanen aus flüssigem Wasser, die einst – als das Venusklima noch wesentlich milder und lebensfreundlicher war – auf der Venusoberfläche existierten. Als sich die Venus dass in Folge eines massiven Treibhauseffekts zur heutigen „höllische Schwester der Erde“ erhitzte, zogen sich einige Mikroben in die gemäßigten Atmosphärenschichten zurück, wo sie sich bis heute existieren könnten, ohne je überhaupt auf die Oberfläche zu gelangen (…GreWi berichtete).

Tatsächlich könnte der Nachweis von Mikroben in der Venusatmosphäre ein Merkmal dieser erklären, das Wissenschaftler seit Jahren vor ein Rätsel stellt: Dunkle Streifen, die – so vermuteten einige Wissenschaftler bereits – von lichtabsorbierenden Bakterien erzeugt werden könnten (…GreWi berichtete). Die dunklen Streifen sind unter anderem auf UV-Aufnahmen der europäischen Sonde “Venus Express” zu erkennen (siehe Abb. l.; Copyright: ESA/MPS/DLR/IDA).

Genau jene Atmosphärenschichten innerhalb derer das Phosphin aktuell nachgewiesen werden konnte, könnte die angedachte Rocket-Lab-Venus-Sonden erreichen und dort nach Mikroben suchen.

Geht es nach der von Space.com erläuterten Vision, so könnte sich die Venus-Mission von Rocket Lab gleich zweier bereits existierender Komponenten des Unternehmens bedienen, um zur Venus zu gelangen: Zunächst die 17 Meter hohe Startrakete „Electron“, mit der das Unternehmen bereits seit 2018 kleinere Satelliten ins All befördert, und den „Photon“-Satellitensonden, der erst im vergangenen Monat „Electron“ sein Debüt feierte.

Künstlerische Darstellung der Satellitensonde „Photon“ (Illu.). Copyright: Rocket Lab

Künstlerische Darstellung der Satellitensonde „Photon“ (Illu.).
Copyright: Rocket Lab

„Photon“ (s. Abb. l.) würde dann also mit einer „Electron“ auf eine Bahn gebracht werden, die sie auf einem Vorbeiflugs-Kurs zur Venus bringt. Während dieses Fly-By-Manövers wird “Photon” dann die Venus-Sonde absetzten und in die Venus-Atmosphäre einbringen. Vorbild für die atmosphärische Eintauchsonde sollen die Sonden der NASA-Mission „Pioneer-Venus“ sein, die 1978 die Venus erkundet hatten.

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Tatsächlich arbeite man schon jetzt konkret an der Umsetzung der Pläne und arbeitet dabei auch mit Mitgliedern des Phosphin-Entdecker-Teams vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der MIT-Astrobiologin und Expertin für atmosphärische Biomarker-Gase Sara Seager zusammen.

Schon im kommenden Jahr soll “Photon” bei einer NASA-Mission zum Mond seine Einsatzfähigkeit auch jenseits der Erdumlaufbahn unter Beweis stellen. Und tatsächlich zeigt sich Beck derzeit zuversichtlich, den anvisierten Starttermin in drei Jahren einhalten zu können.

Tatsächlich wäre ein Erfolg ein Meilenstein für die private Raumfahrt und die erste private Mission zur direkten Suche nach außerirdischem Leben auf einem anderen Himmelskörper. Die Kosten schätzen Beck und Partner derzeit auch 10 bis 20 Millionen US-Dollar und damit deutlich unterhalb des Budgets der angedachten NASA-Missionen zur Venus im Rahmen des Discovery-Programms, die mit 450 Millionen Dollar gedeckelt sind. Hinzu sind weder die derzeit angedachte Mission „DAVINCI“ noch „VERITAS“ Missionen zur direkten Suche nach Venus-Leben und eventuelle Starttermine stehen noch gänzlich in den Sternen (…GreWi berichtete).




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Quelle: Space.com, Eigene Recherchen GreWi

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