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Projekt Hephaistos: Keine künstlichen Signale von potenzieller Dyson-Sphäre

Künstlerische Darstellung einer Dyson-Konstruktion um einen Stern (Illu.). Copyright: Kevin Gill (vai WikimediaCommons) / CC BY-SA 2.0
Künstlerische Darstellung einer Dyson-Konstruktion um einen Stern (Illu.).
Copyright: Kevin Gill (vai WikimediaCommons) / CC BY-SA 2.0

Manchester (Großbritannien) – Im vergangenen Mai präsentierte das „Projekt Hephaistos“ anhand von ungewöhnlichen Infrarotsignaturen sieben Ziele im fernen All als potenzielle Kandidaten für außerirdische Mega-Konstruktionen, sogenannte Dyson-Konstrukte. Eine gezielte Suche Analyse von Signalen eines dieser sieben Kandidaten legt nun eine rein astrophysikalische Erklärung für diesen Kandidaten nahe.

Um den zu erwarteten Bedarf an gewaltigen Energiemengen zu decken, könnten ferne technologisch-fortgeschrittene Zivilisationen ebenso gewaltige Konstruktionen im All errichten, mit denen die Energie ihrer Zentralgestirne – etwa in Form von sonnennahen Kollektoren – direkt von diesen Sternen gewinnen. Im Rahmen von „Project Hephaistos“ suchen schwedische Astronomen nach Signaturen solcher sog. Dyson-Sphären bzw. Dyson-Konstruktionen in den Daten jüngster Himmelsdurchmusterungen und im vergangenen Mai dann sieben Kandidaten identifiziert (…GreWi berichtete).

Wie das Team um den Astrophysikdoktoranden Tongtian Ren am Jodrell Bank Center for Astrophysics an der University of Manchester, gemeinsam mit Kollegen des Leiden Observatory, dem Institute of Space Sciences and Astronomy an der Universität Malta, dem Berkeley SETI Research Center, dem SETI Institute und der Universität Oxford im Fachjournal „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society: Letters“ (DOI: 10.1093/mnrasl/slaf006) berichtet, haben sie einen dieser Dyson-Sphären-Kandidaten genauer untersucht und nach von dort stammenden Radiosignalen Ausschau gehalten. Die Ergebnisse bestätigten, dass zumindest die Radiosignale dieses einen, vermutlich aber auch die anderer Kandidaten, durch einen „aktiven galaktischen Kern“ (AGN) im Hintergrund kontaminiert sind.

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Potenzielle Dyson-Konstruktionen im Radio-Visier

„Als ich letztes Jahr die ersten Ergebnisse des Hephaistos-Projekts sah, war ich skeptisch – sie hatten 5 Millionen Sterne untersucht, und wenn man das tut, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Messungen durch Hintergrundquellen verfälscht werden“, erläutert Prof. Garrett, der Rens Arbeit betreute, gegenüber „UniverseToday.com“. „Man erwartet nicht, dass Sterne in diesem Maße Radiostrahlung abgeben, und das deutet darauf hin, dass die Signale wahrscheinlich von Hintergrundgalaxien stammen. Aber dann braucht man eine besondere Art von Galaxie, die im optischen Bereich schwach, im Infrarotbereich jedoch sehr hell ist – die einzigen Galaxien, die ich mit diesen Eigenschaften kannte, sind DOGs – staubverdeckte Galaxien (dust-obscured galaxies).“

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Inspiriert von der Arbeit von Prof. Jason T. Wright an der Penn State University und Direktor des Penn State Extraterrestrial Intelligence Center (PSETI), laut dem eine echte Dyson-Sphäre Radiostrahlung nutzen könnte, um Abwärme abzuleiten, kamen auch Ren und Kollegen zunächst zu der Überlegung, dass es sich bei den beschriebenen diesen Kandidaten tatsächlich um Dyson-Sphären handeln könnte.

Zwar hatte Garrett zuvor vermutet, dass selbst die Funksignale einer Kardaschow-Typ-I-Zivilisation, deren Energieverbrauch erheblich höher, als der der Menschheit auf der Erde ist, zu schwach wären, um entdeckt zu werden. Dyson-Sphären hingegen könnten mit einer Kardaschow-Typ-II-Zivilisation in Verbindung stehen – einer Zivilisation, die über eine Milliarde Mal mehr Energie nutzt als eine Typ-I-Zivilisation. Daher wäre es unabhängig davon, ob die Lebewesen auf Planeten oder in der Nähe der Dyson-Sphäre existieren, möglicherweise dennoch möglich, ihre Nutzung elektromagnetischer Technologien zu entdecken.“

Hintergrund: Die Kardaschow-Skala
Grundsätzlich teilte die noch von Kardaschow selbst definierte Skala entsprechende Zivilisationen in drei Kategorien, deren Grundlage auf der Energienutzung und -Gewinnung der so kategorisierten Zivilisationen basiert:

Typ I: Die Zivilisation ist auf der technologischen Stufe der heutigen irdischen Menschheit

mit einem Energieverbrauch (Stand 1964) von 4 ⋅ 10hoch12 Watt. Später wurde dieser Typdahingehend angepasst und von einer zeitlichen Zuordnung befreit, dass die so beschriebene Zivilisation in der Lage ist, die gesamte auf einem Planeten verfügbare Leistung zu nutzen. Das sind ungefähr 10hoch16 – 10hoch17 Watt. (Für unsere Erde liegt dieser Wert bei etwas mehr als 1 ,74 ⋅ 10hoch17 Watt.)

Typ II: Die Zivilisation ist in der Lage, die Gesamtleistung ihres Zentralsterns zu nutzen (etwa durch die Konstruktion sogenannter Dyson-Sphären) Das sind ungefähr 4 ⋅ 10hoch26 Watt.

Typ III: Die Zivilisation ist in der Lage, die Gesamtleistung einer Galaxie zu nutzen. Das wiederum entspricht ungefähr 4 ⋅ 10hoch37 Watt.

Eine Typ-II-Zivilisation ist also etwa mit zehn Milliarden (10.000.000.000) Typ-I-Zivilisationen vergleichbar, eine Typ-III-Zivilisation mit hundert Milliarden (100.000.000.000) Typ-II-Zivilisationen. Die genauen Verhältnisse können um eine oder zwei Größenordnungen schwanken, aber es ist erkennbar, dass die Skala exponentiell ist.
(Quelle: Wikipedia)

Um diese Möglichkeiten weiter zu erforschen, analysierte das Team Daten des „erweiterten Multi-Element Radio Linked Interferometer Network“ (kurz: e-MERLIN) und des Europäischen VLBI-Netzwerks (EVN) für den hellsten Hephaistos-Radioquellen-Kandidaten (Kandidat G).

Zu ihrer Überraschung stellten sie fest, dass drei der Hephaistos-Kandidaten in astronomischen Datenbanken Radio-Gegenstücke aufwiesen. Laut Tongtian ist die wahrscheinlichste Erklärung, dass diese Signale (einschließlich Kandidat G) durch helle Radioquellen – aktive galaktische Kerne (AGN) – im Hintergrund verursacht wurden:

„Sie sollten nicht zu einer einzigen Zivilisation gehören. Andernfalls wären viele dieser anomalen Sterne als Schwarm am Himmel sichtbar und nicht isoliert voneinander. In diesem Moment wurde uns klar, dass entweder mehrere außerirdische Zivilisationen, die Hunderte von Lichtjahren entfernt sind, dieselbe oder ähnliche fortgeschrittene Radiotechnologie beherrschen – oder dass diese Signale auf natürliche Ursachen zurückzuführen sind. Wir nahmen an, dass es sich um natürliche Objekte außerhalb der Milchstraße handelt – höchstwahrscheinlich heiße DOGs.“

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Kontaminierende astrophysikalische Radioquellen

Dieses Ergebnis bestätigten im Wesentlichen ihre frühere Hypothese, dass mindestens einige der von Hephaistos identifizierten Kandidaten durch helle Radioquellen kontaminiert sind, die auch im Infrarotbereich sehr hell leuchten. „Dadurch imitieren sie die von Freeman Dyson vorhergesagten Eigenschaften sowie die von Astronomen erwarteten Merkmale von Dyson-Sphären.“

Allerdings schließe das jetzt veröffentlichte Studienergebnis die verbleibenden sechs Kandidaten nicht aus und unterstreicht die Bedeutung weiterer detaillierter Analysen mit hochauflösenden Radio-Beobachtungen: „Wir wissen nicht, ob alle Kandidaten kontaminiert sind, aber einige – vielleicht sogar alle – sind es wahrscheinlich“, so  Garrett und hofft, dass einige davon echte Dyson-Sphären-Kandidaten sind. „Die Arbeit zeigt, dass ein Multiwellenlängen-Ansatz unerlässlich ist, um Hintergrundverunreinigungen auszuschließen.“

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Weitere Suchen könnten dauern

„Die Entwicklung neuer astronomischer Instrumente verläuft nicht so schnell wie der technologische Fortschritt bei Konsumelektronik – es dauert Jahrzehnte“, erläutert Tongtian abschließend „Gaia (gestartet 2013, kürzlich außer Dienst gestellt) und WISE (gestartet 2009, 2024 außer Dienst gestellt) boten ein entscheidendes Beobachtungsfenster. Die nächste Generation ähnlicher Sonden könnte noch lange auf sich warten lassen, sodass ein neues groß angelegtes Dyson-Sphären-Suchprogramm wie Hephaistos in absehbarer Zeit unwahrscheinlich ist. Daher verdienen die aktuellen sieben Dyson-Sphären-Kandidaten eine gründliche Untersuchung.“

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Recherchequellen: UniverseToday.com, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society: Letters

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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