Protein kehrt das Altern um und schützt Astronauten

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Symbolbild: Astronaut beim Außenbordeinsatz.

Copyright: NASA/Public Domain

Sydney (Australien) – Mediziner haben einen Proteinkomplex des menschlichen Körpers entdeckt, der Zellen vor DNA-Schäden bewahren und diese reparieren kann. Auf diese Weise könnte nicht nur der Alterungsprozess aufgehalten und sogar umgekehrt werden, sondern auch ein effektives Mittel zur Behandlung der Nebenwirkungen von Strahlungstherapien gefunden und Astronauten – etwa auf einer Reise zum Mars – vor den schädlichen Auswirkungen stellarer und kosmischer Strahlung geschützt werden.

Wie das Team um Professor David Sinclair von der School of Medical Sciences an der University of New South Wales und der Harvard Medical School Boston aktuell im Fachjournal „Science“ (DOI: 10.1126/science.aad8242) berichtet, handele es sich um einen bedeutenden Schritt innerhalb des molekularen Prozesses, der den Zellen die Reparatur von DNA-Schäden ermöglicht.

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Während unsere Zellen zwar schon von Natur aus die Fähigkeit zur Regeneration besitzen, etwa nachdem wir ein Sonnenbad genommen haben, nimmt diese Fähigkeit mit zunehmenden Alter immer mehr ab – ein Prozess, der letztendlich auch zum Tod führt.

In Experimenten an Mäusen identifizierten die Mediziner eine Schlüsselrolle des in allen Körperzellen natürlich vorkommende Metabolit NAD+ bei der Regulierung von Interaktionen zwischen den Proteinen spielt, die die DNA-Reparatur kontrollieren.

Durch die Behandlung der Mäuse mit dem NAD+Vorgänger „NMN“ wurde die Fähigkeit der Zellen zur DNA-Reparatur von durch Strahlung verursachten Schäden oder in Folge fortgeschrittenen Alters verbessert.

„Die Zellen der alten Mäuse waren plötzlich nicht mehr von denen junger Tiere zu unterscheiden – und das schon nach nur einer Woche der Behandlung“, berichtet Sinclair.

Der Erfolg der neuen Behandlungsmethode war derart signifikant, dass Versuchsreihen an Menschen schon innerhalb der kommenden sechs Monate beginnen sollen. „Das ist das bislang sicherste und effektivste Anti-Aging-Medikament, wie es – so die Versuche gut verlaufen – vielleicht schon innerhalb der kommenden drei bis fünf Jahre auf dem Markt sein wird“, so die Forscher.

Schon jetzt zeigt sich die US-Raumfahrtbehörde NASA an der Entdeckung interessiert. Schließlich könnte sie den Gesundheitsrisiken, denen zukünftige Astronauten bei ihrer mehrjährigen Reise etwa zum Mars angesichts solarer und kosmischer Strahlung ausgesetzt wären, ein wirkungsvolles Mittel entgegensetzen. Während einer Reise zum Mars und zurück würden ungeschützte Astronauten etwa fünf Prozent ihrer Körperzellen einbüßen und sich das Krebsrisiko um 100 Prozent erhöhen. Selbst vergleichsweise kurze Weltraummissionen setzen Astronauten einem erhöhten Strahlungs- und Alterungsrisiko, Muskelschwund, Erinnerungsverlust und anderen Risken aus.

Tatsächlich ist kosmische Strahlung aber nicht nur ein Problem für Astronauten – auch jeder von uns ist ihnen – beispielsweise bei Flugreisen – in erhöhter Form ausgesetzt: „Alleine auf einem Flug London-Singapur-Melbourne sind wir der einer Hüft-Röntgenaufnahme entsprechenden Strahlungsdosis ausgesetzt. Theoretisch könnte die neue Behandlung diese Auswirkungen gerade auf Vielflieger deutlich mildern.“

Auch für Überlebende von Strahlungstherapien gegen Krebs könnte die neue Methode eine hoffnungsvolle Behandlung der Nebeneffekte in Aussicht stellen: „95 Prozent der Kinder, die eine Strahlungsbehandlung von Krebs erfolgreich überleben, leiden in späteren Jahren an chronischen Folgeerscheinungen der Behandlung wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Alzheimer und erneutem Krebs – ganz abgesehen von der beschleunigten Alterung des Körpers. Es wäre großartig, wenn wir dagegen etwas tun könnten und wir glauben, dass dieses Molekül uns genau das ermöglicht.“

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