New York (USA) – Schon der unserem Sonnensystem am nächsten gelegene Exoplanet, der den Stern Proxima Centauri in gerade einmal 4,2 Lichtjahren Entfernung zur Sonne umkreist, ist selbst unter unterschiedlichen Simulationsszenarien lebensfreundlich. Zu diesem Ergebnis kommen neuste Modellberechnungen anhand der bislang über „Proxima b“ bekannten Daten.
Wie das Team um Anthony Del Genio vom Goddard Institute for Space Studies der NASA aktuell im Fachjournal „Astrobiology“ (DOI: 10.1089/ast.2017.1760) berichtet, basiert die Einschätzung auf Computermodellen, wie sie eigentlich zur Simulation des Klimawandels auf der Erde verwendet werden – nun aber mit den bekannten Daten zu „Proxima Centauri b“ gefüttert wurden.
Demnach könne „Proxima b“ selbst in verschiedenen Szenarien große Mengen flüssigen Wassers auf seiner Oberfläche aufrechterhalten, wodurch die Wahrscheinlichkeit für dortiges Leben steigt. „Die Kernaussage unserer Simulationen ist die, dass es eine wirklich hohe Wahrscheinlichkeit dafür gibt, dass der Planet lebensfreundlich ist“, so Del Genio
Proxima Centauri selbst ist ein kühler roter Zwergstern, rund 4,2 Lichtjahre von der Sonne entfernt. Obwohl unserem Sonnensystem so nah, wissen Astronomen bislang nur wenig über das diesen Roten Zwerg umgebende System, da auch der erste und bislang einzige dort bekannte Planet (Proxima Centauri b) erst 2016 entdeckt wurde. „Proxima b“ besitzt die 1,3-fache Masse unserer Erde und umkreist seinen Stern einmal alle 11 Tage.
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„Vorausgesetzt der Planet besitzt eine Atmosphäre und Ozeane auf seiner Oberfläche, so umkreist er seinen Stern innerhalb dessen habitabler, also lebensfreundlicher Zone“, berichten die Forscher. „Auf diese Weise erhält er genug Licht seines Sterns um die Oberflächentemperaturen über dem Gefrierpunkt von Wasser zu halten.“ Da der Planet seinen Stern jedoch vergleichsweise dicht umrundet, ist er an diesen vermutlich rotationsgebunden – ähnlich wie der Erdenmond der Erde und weist deshalb auch immer dieselbe Seite von Proxima b in Richtung seines Sterns.
Während schon frühere Modelle vermutet hatten, dass sich nur die dem Stern zugewandte Seite aufwärmt, während ein Ozean auf der abgewandten Seite zufrieren würde, gehen auch Del Genio von einer derartig augapfelförmig aufgetauten, lebensfreundlichen, dem Stern zugewandten Hemisphäre aus – also einem sog. „Eyeball Planet“ (siehe Abb.) – aus.
Die neuen Simulationen übersteigen die Komplexität der früheren Modelberechnungen und beziehen auch Daten zur Dynamik eines zirkulierenden Ozeans und Atmosphäre mit ein, wie sie wärme global verteilen kann.
Auf diese Weise könne es gut sein, dass obwohl die abgewandte Seite nie einen „Sonnenstrahl“ sieht, sich ein Band flüssigen Wassers entlang des Äquators rund um den Planeten zieht. Ähnliches finde sich auch auf unserer Erde, wo etwa die Ostküste der USA aufgrund des Golfstroms wärmer ist, als sie ohne diese Strömung aus den Tropen wäre.
Insgesamt haben die Wissenschaftler um Del Genio 18 potentielle Planetenszenarien durchgespielt und dabei unter anderem die Effekte großer Kontinente, dünner Atmosphären, unterschiedlicher atmosphärischer Zusammensetzungen und selbst die Auswirkungen unterschiedlicher Salzkonzentrationen im angenommenen Ozean in Betracht gezogen.
Nahezu alle diese Variationen zeigten, dass zumindest Teile des Planeten warm genug bleiben, um flüssiges Wasser und Ozeane an der Oberfläche zu halten. „Je größer die Fläche mit potentiell flüssigem Wasser, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir mit Teleskopen der nächsten Generation dort auch Leben finden können“, so Del genio abschließend.
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