Graz (Österreich) – 2016 entdeckten Astronomen einen erdgroßen Felsplaneten um den nächsten Sonnennachbar Proxima Centauri, der seinen Stern sogar innerhalb dessen lebensfreundlicher Zone umkreist. Seither ist die Frage danach, ob „Proxia Centauri b“ selbst auch lebensfreundlich ist oder nicht, Inhalt wissenschaftlicher Kontroversen. Eine neue Studie attestiert nun erneut, dass der Planet trotz seines aktiven Zentralgestirns durchaus lebensfreundlich sein könnte. Damit steigt zugleich auch allgemein die Wahrscheinlichkeit für außerirdisches Leben.
Wie das Forscherteam um Arnold Hanslmeier vom Institut für Physik an der Universität Graz aktuell im Fachjournal „Monthly Notices of the Royal Academy of Sciences“ (DOI: 10.1093/mnrasl/slaa037) berichtet, sei der auch kurz als „Proxima b“ bezeichnete Planet zumindest für einige Mikroorganismen bewohnbar.
Ausschlaggebend dafür sei allerdings ein ausreichender Schutz vor der schädlichen UV-Strahlung seines Sterns. „Diese Strahlung ist ein wesentlicher Faktor, der Leben, wie wir es kennen, auf der Oberfläche von Planeten beeinflusst“, fasst Hanslmeier zusammen. „Unterschiedliche Wellenlängen des ultravioletten Lichts werden von der Atmosphäre eines Himmelskörpers verschieden stark absorbiert.“ Auf „Proxima b“, das zeigen die neuen Simulationen, könnten die atmosphärische Zusammensetzung und der Oberflächendruck theoretisch ausreichend sein, um so Organismen auf der Oberfläche Schutz vor der tödlichen UV-Strahlung zu bieten.
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In ihrer Studie haben die Physiker und Physikerinnen die Auswirkungen der Strahlung unter mehreren Bedingungen für den Planeten „Proxima Centauri b“ nun berechnet und erläutern: „Selbst in einem Worst-Case-Szenario – ohne UV-Schutz durch eine Atmosphäre und während einer starken Strahleneruption des zentralen Sterns – könnte ein Teil der Mikroorganismen weiterhin existieren.“
Die Studie zeige, dass bestimmte Organismen mit wesentlich extremeren Bedingungen zurechtkommen können, als wir sie auf der Erde finden. „Das bedeutet auch, dass Leben auf anderen Exoplaneten wahrscheinlicher ist, als bisher angenommen.“
Obwohl das Proxima-System nur knapp 4,2 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, liegt es damit noch immer weit außerhalb jeglicher sinnvollen Reichweiten für Raumschiffe oder Sonden mit derzeitigen Antrieben. Auch Hanslemeier und Kollegen rechnen vor, dass eine Reise selbst mit heutigen modernsten Antrieben 6000 Jahre dauern würde. Allerdings könnte eine Reise ins Proxima-Centauri-System mit innovativen Antrieben auch deutlich verkürzt werden. Tatsächlich arbeiten derzeit schon Raumfahrtvisionäre und Techniker am Konzept von Miniatursonden, die mit Hilfe von mit Lasern angetriebenen Lichtsegeln schon innerhalb von nur 20 Jahren das Proxima-System erreichen könnten (…GreWi berichtete).
Zudem wird unser Nachbarsystem immer interessanter: Erst im vergangenen Januar publizierten Astronomen Hinweise für einen weiteren Felsplaneten um Proxima Centauri (…GreWi berichtete). Dieser umkreist seinen Stern allerdings außerhalb der „habitablen Zone“, jener Abstandsregion also, innerhalb derer ein Planet seinen Stern umkreisen muss, damit aufgrund milder Oberflächentemperaturen Wasser in flüssiger Form – und damit die Grundlage zumindest des uns bekannten irdischen Lebens – existieren kann. Und es könnte durchaus sein, dass der Zwergstern noch von weiteren Felsplaneten umkreist wird.
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Quelle: Universität Graz
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