Künstlerische Darstellung eines die Erde erreichenden Radioblitz (FRB). Die unterschiedlichen Farben stellen unterschiedliche Radiowellenlängen dar: Langwellige Signale (rot) treffen einige Sekunden nach der Ankunft von Kurzwellen (blau) ein. Die Verzögerung entsteht, wenn die Radiowellen auf ihrem Weg Richtung Erde kosmisches Plasma durchqueren.
Copyright: Jingchuan Yu, Beijing Planetarium
West Mall (Kanada) – In alten Beobachtungsdaten haben kanadische Astronomen die Signale eines weiteren schnellen Radioblitzes (Fast Radio Burst, FRB) ausfindig gemacht. Erstmals lassen die Eigenschaften dieses Signal auch Rückschlüsse auf dessen kosmische Herkunft zu.
Zum ersten Mal im Jahr 2007 detektiert, wurden bislang gerade einmal 16 dieser extrem hellen (energiereichen), jeweils nur wenige Millisekunden andauernden Radioenergieausbrüche empfangen. Während die meisten Astronomen den Ursprung der Signale weit außerhalb der Milchstraße vermuten, spaltet sich die Forschergemeinde aber auch in jene Fraktion, die die Quelle der FRBs deutlich näher, und vielleicht sogar in unserer eigenen Milchstraße vermutet. Die Suche mit anderen Teleskopen nach einer möglichen pulsierenden Quelle blieb bislang jedoch ergebnislos.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen GreWi-Newsletter bestellen +
Anhand der Daten des nun gefundenen weiteren FRB mit der nun zugeordneten Kennzeichnung „FRB 110523“, können die Forscher um Kiyoshi Masui von der University of British Columbia nun aber erstmals Rückschlüsse auf die Herkunft zumindest dieses neuentdeckten alten FRB ziehen: „Wir wissen jetzt, dass die Energie dieses bestimmten Radioblitzes kurz nach seiner Entstehung ein dichtes magnetisiertes Feld durchquert hat“, so die Forscher aktuell im Fachjournal „Nature“ (DOI: 10.1038/nature15769). „Diese Erkenntnis engt die bislang angedachten Möglichkeiten für die Umgebung der Quelle (dieser Signale) deutlich ein. Diese Quelle befindet sich wahrscheinlich innerhalb eines Sternentstehungsnebels oder im Innern der Überrest einer Supernova (Sternenexplosion).“
Weitere Analysen des Signals offenbaren demnach, dass es auf seinem Weg Richtung Erde zudem zwei Regionen ionisierter Gase, sog. Screens, durchquert hatte. Anhand der Daten konnten die Forscher sogar auf die Positionen dieser Regionen rückschließen: „Die erste Region befand sich relativ dicht an der Quelle des Signals – innerhalb einiger hunderttausend Lichtjahre – und damit noch innerhalb der Heimatgalaxie des Signals. Nur zwei Umstände können das Signal derart geformt haben: Ein Nebel um die Quelle oder ein galaktisches Zentrum.“ Grundsätzlich liege die Quelle dieses FRB aber nicht weiter als sechs Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt.
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Natürlich oder Künstlich? Astronomen empfangen mysteriösen Doppel-Radioblitz 28. November 2015
Forscher finden intelligentes Muster in schnellen Radioblitzen 1. April 2015
Fachartikel erschienen: Auch Arecibo-Teleskop ortet erstmals Radioblitze von außerhalb der Milchstraße – Diskussion um intelligente Signale dauert an 14. Juli 2014
Haben wir Kontakt? Wissenschaftskontroverse um Herkunft und Natur schneller Radiosignalausbrüche 8. Mai 2014
Astronomen entdecken rätselhafte Radioblitze aus dem All 5. Juli 2013
Perytone – Merkwürdige Radiosignale kamen aus der Mikrowelle – nicht aus dem All 16. April 2015
© grenzwissenschaft-aktuell.de