Newcastle (Großbritannien) – Auf dem Mars kommt es immer wieder zu Anstiegen des Methangehalts in der dünnen Marsatmosphäre. Da das Gas jedoch sehr schnell zersetzt wird, muss es sich um aktuelle Ausgasungen handeln, für die entweder geologische oder aber auch biologische Aktivität eine Erklärung liefern könnten. Das Mars-Methan könnte also ein Hinweis selbst auf heute noch existierendes Leben auf dem Mars sein. Eine aktuelle Studie schließt nun zumindest Winderosion von Marsgestein als Erklärung für die Methan-Ausbrüche aus.
Wie das Team um Dr. Emmal Safi und Dr. Jon Telling von der Newcastle University aktuell im Fachjournal “Scientific Reports” (DOI: 10.1038/s41598-019-44616-2) berichtet, zeige die Studie, dass Winderosion, die möglicherweise in Oberflächengestein eingeschlossenes Methan freilegen könnte, nicht als Erklärung für die gemessenen Methan-Anstiege in Frage kommt.
„Die wichtigste Frage ist ja, woher entweicht das Methan und stammt es au seiner biologischen Quelle?“, kommentiert Telling das immer noch andauernde Mars-Methan-Rätsel. „Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir zuerst zahlreiche Faktoren, die alternative Quellen ermöglichen, ausschließen.“
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Winderosion sei eine dieser möglichen Alternativen, die bislang von vielen Forschern übersehen oder zumindest vernachlässigt wurde, so Telling weiter. Doch tatsächlich könnte sie Gase, die in Gestein eingeschlossen sind, durch die Freilegung entsprechender Einschlüsse oder durch die Öffnung von Rissen und Spalten im Gestein befreien. Zudem zeigen die Beobachtungen der Marsoberfläche, dass Marswinde deutlich größere Mengen an Sand in Bewegung versetzen können als bislang vermutet, wodurch auch die Erosionsrate dieser Naturgewalt steigt. „Tatsächlich gibt es Fälle, in denen Forscher die Erosionskraft auf dem Mars mit jener in kalten und ariden Sanddünenfeldern auf der Erde vergleichen.“
Anhand der zu diesen Phänomenen zur Verfügung stehenden Daten haben die Wissenschaftler nun die Wind-Erosionsrate auf der Marsoberfläche ermittelt und diese in Beziehung zur Frage gestellt, wie wichtig der Vorgang für die Freisetzung der im Gestein gefangenen Gase sein kann: „Nachdem wir alle Faktoren dazu in Betracht gezogen haben, kommen wir zu dem Schluss, dass Wind-Erosion sehr wahrscheinlich nicht die Quelle des Mars-Methans ist“, so Telling. „Das Methan auf dem Mars muss also einer anderen Quelle entstammen. Ob es allerdings biologischer oder geologischer Natur ist, das können wir leider immer noch nicht sagen.“
„Unsere Studie ist also nur ein kleiner Teil der noch immer viel größeren Geschichte rund um das Mars-Methan-Rätsel“, so Safi und erklärt abschließend: “Wir versuchen herauszufinden, ob die Möglichkeit besteht, dass es auch auf anderen Planeten aktuell Leben geben kann oder ob es dort früher einmal Leben gab, dass heute vielleicht noch in Form von Fossilien oder chemischer Signaturen überdauert hat.“
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