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Rekonstruierte Magnetfeldwerte sprechen gegen baldige Polumkehr

Grafische Darstellung des Erdmagnetfeldes Copyright: ESA/ATG medialab
Grafische Darstellung des Erdmagnetfeldes
Copyright: ESA/ATG medialab

Lund (Schweden) – In einer neuen Studie haben schwedische Geologen und Geologinnen die aktuellen Veränderungen des Erdmagnetfeldes untersucht, mit einem neuen historischen Magnetfeldmodell dazu verglichen und schlussfolgern, dass es derzeit keine Hinweise für eine bevorstehende Polumkehr oder gar Polsprung gebe.

Wie das Team um den Geologen Andreas Nilsson von der Lund Universitet aktuell im Fachjournal „PNAS“ (DOI: 10.1073/pnas.2200749119) berichtet, sei selbst die „südatlantische Anomalie“ kein Hinweis auf eine akute Polumkehr. Damit bestätigen die schwedischen Forschenden frühere Studien, u.a. des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) von 2018 (…GreWi berichtete), in dieser Bewertung der Anomalie.

Hintergrund
Seit Beginn der systematischen Messungen im Jahre 1840 nimmt die globale Stärke des Magnetfelds um rund fünf bis zehn Prozent pro Jahrhundert ab und über dem südlichen Atlantik und Südamerika bildete sich seitdem eine ausgeprägte Schwächezone, die als „südatlantische Anomalie“ bezeichnet wird. Über dieser Region kommt es aufgrund des geringeren Schutzes durch das Erdmagnetfeld vor kosmischer Strahlung tatsächlich immer wieder zum Ausfall und Fehlfunktionen von Satelliten. Die Beobachtungen führen immer wieder zu Spekulationen darüber, ob eine Umkehr der magnetischen Ausrichtung der Erdmagnetpole oder sogar eine spontane Umkehr – ein sog. Polsprung – bevorstehen könnte.

“Wir haben die Veränderungen im Erdmagnetfeld während der vergangenen 9.000 Jahre zeitlich und lokal kartografiert und festgestellt, dass solche Anomalien wie jene im Südatlantik ein stets wiederkehrendes Phänomen darstellen und mit Variationen in der Stärke des Erdmagnetfeldes in Verbindung stehen”, erläutert Nilsson.

Datengrundlage für die Studien waren Rückschlüsse auf das Erdmagnetfeld anhand archäologischer Funde, vulkanischer Proben und Sedimentbohrkerne, anhand derer auf das Magnetfeld der Erde auch zu Zeiten vor den ersten wissenschaftlichen Messungen Rückschlüsse gezogen werden können. „Mit Hilfe dieser ‚magnetischen Zeitkapseln‘ konnten wir eine neue Modellierungsmethode entwickelt, die diese indirekten Beobachtungen aus unterschiedlichen Perioden und Orten in eine globale Rekonstruktion des Magnetfeldes über einen Zeitraum der vergangenen 9.000 Jahre ermöglicht“, so die Forschenden.

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Anhand dieses Modells können Nilsson, Kollegen und Kolleginnen nun zeigt, wie sie das Magnetfeld wo und wann verändert hat und so mehr darüber erfahren, welche Prozesse der Erzeugung des Erdmagnetfeldes unterliegen. Das neue Modell könne zudem dazu genutzt werden, sowohl archäologische als auch geologische Aufzeichnungen zu datieren, indem die gemessenen und modellierten Variationen miteinander abgeglichen werden.

„Anhand der Ähnlichkeiten zu den rekonstruierten Anomalien sagen wir nun voraus, dass die südatlantische Anomalie innerhalb der nächsten 300 Jahre wieder verschwinden wird und der Erde zugleich keine unmittelbare oder mittelbare Polumkehr bevorsteht“, so Nilsson abschließend.




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Recherchequelle: Lund Universitet

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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