Riesenhai: Forscher bestimmen einstige Proportionen des Megalodon

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Grafischer Vergleich eines ausgewachsenen Megalodon mit einer Rückenflossenhöhe von rund 1,6 Metern im Vergleich zu einem Taucher (Illu.). Copyright: Oliver E. Demuth

Grafischer Vergleich eines ausgewachsenen Megalodon mit einer Rückenflossenhöhe von rund 1,6 Metern im Vergleich zu einem Taucher (Illu.).
Copyright: Oliver E. Demuth

Bristol (Großbritannien) – Während heute nur noch fossile Zähne von der einstigen Existenz eines wahrhaftigen Riesenhais künden, konnte bislang nur die Körperlänge dieses Urzeitmonsters in etwa bestimmt werden. Jetzt legen britische Wissenschaftler erstmals eine fundierte Rekonstruktion der gesamten Anatomie des seit Jahrmillionen als augestorben geltenden “Megalodon” vor.

Wie das Team um Jack Cooper von der University of Bristol und Dr. Catalina Pimiento von der der Swansea University aktuell im Nature-Fachjournal “Scientific Reports” (DOI: 10.1038/s41598-020-71387-y) berichten, wurde bislang lediglich die Körperlänge des Megalodon geschätzt, nicht aber die Ausmaße und Proportionen des gesamten Körperbaus der Urzeithaie.

Hintergrund
Während die größten heute lebenden Haie in Form des berühmten Weißen Hai eine Länge von etwas mehr als 6 Metern und eine Beißkraft von zweit Tonnen erreichen können, kann die tatsächliche Größe des Megalodon (Otodus megalodon) nur noch geschätzt werden. Der Grund hierfür liegt in dem Umstand, dass bislang nur versteinerte Zähne des Megalodon gefunden wurden. Doch allein diese belegen, dass “Meg” selbst seine heute noch lebenden größten Verwandten an Größe, Körpermasse und damit einhergehender Beißkraft um ein Vielfaches übertraf. Bisherige Rekonstruktionen des Megalodon auf der Grundlage der Zahnfunde (s. Abb.; Copyright: janeb13/pixabay.com) deuten daraufhin, dass der Urzeithai die Körperlänge eines heutigen Weißen Hais um mehr als das Doppelte übertraf und eine Bisskraft von über 10 Tonnen besaß. Zwar gibt es immer wieder Berichte über Sichtungen ungewöhnlich größer Haie, sowie bizarre Vorfälle, die selbst einige Forscher skeptisch machen, doch gilt der Megalodon allgemein als spätestens seit drei Millionen Jahren ausgestorben.

 

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In ihrer aktuellen Studie haben Cooper und Kollegen eine ganze Reihe mathematischer Methoden angewandt, um anhand fossiler Zähne und Proportionsstudien heute noch lebender verwandter des Megalodon, auf dessen einstige Größe und physiologische Merkmale rückschließen zu können.

Zuvor hatten Schätzungen der Größe des Megalodon hauptsächlich auf Vergleichen mit dem Weißen Hai beruht. Da der Megalodon aber kein direkter Vorfahr des Weißen Hais war, sondern zu gleichen Teilen auch mit anderen kleineren Raubfischen verwandt ist, haben Cooper und Kollegen ihre anatomischen Vergleiche nun auch auf weitere moderne Haiarten (u.a. Makohaie, Lachshaie, Heringshaie) übertragen.

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„Bevor wir mit weiteren Berechnungen beginnen konnten, mussten wir untersuchen, ob und in welcher Ausprägung sich die Proportionen der heute noch lebenden Haiarten während ihres Wachstums proportional verändern“, erläutert der ebenfalls an der Studie beteiligte Professor Mike Benton, ebenfalls von der University of Bristol und führt dazu weiter aus: „Wenn sich etwa, wie beim Menschen, die Kopfgröße und Länge der Extremitäten vom Neugeborenen bis hin zum Erwachsenen drastisch proportional verändert, könnte dies die bei der Rekonstruktion einer ausgestorbenen Art Probleme bereiten.“

Tatsächlich stellten die Forscher und Forscherinnen allerdings fest, dass die Neugeborenen moderner Haifische anatomisch sozusagen bereits als kleine Erwachsene geboren werden, bzw. schlüpfen und sich ihre Proportionen beim weiteren Wachstum nicht mehr verändern.

„Das bedeutete für uns, dass wir einfach die bekannten Wachstumskurven der fünf von uns untersuchten Haiarten bis zur zuvor errechneten Körperlänge des Megalodon von rund 16 Metern übertragen konnten“, so Cooper.




Das Ergebnis legt nun nahe, dass ein 16 Meter langer Otodus megalodon wahrscheinlich eine Kopflänge von 4,65 Metern, eine Rückenflossenhöhe von 1,6 Metern und eine Schwanzflossenhöhe von 3,85 Metern erreichte.

Laut den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen stellt die Rekonstruktion der anatomischen Proportionen des Megalodon einen wichtigen Schritt hin zu einem besseren Verständnis der Physiologie des Urzeitgiganten dar, wie sie eventuell auch zu dessen Aussterben beigetragen haben könnten.

Quelle: University of Bristol

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