Science Goes Public!: Der Sozialwissenschaftler Dr. Christian Peters (Uni Bremen) referiert über “UFOs und was sie über uns verraten”

Dr. Christian Peters Copyright/Quelle: Lukas Klose, Universität Bremen, BIGSSS – Bremen International Graduate School of Social Sciences
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Dr. Christian PetersCopyright/Quelle: Lukas Klose, Universität Bremen, BIGSSS – Bremen International Graduate School of Social Sciences

Dr. Christian Peters
Copyright/Quelle: Lukas Klose, Universität Bremen, BIGSSS – Bremen International Graduate School of Social Sciences

Bremen (Deutschland) – Immer mehr rückt die wissenschaftlich Debatte und Akzeptanz des Wertes der wissenschaftlichen Erforschung von unidentifizierten Flugobjekten und anomalen Himmelsphänomenen (UFOs/UAP) auch in Deutschland in den Fokus auch der akademischen Wissenschaften. Am 18. April berichtet der Sozialwissenschaftler Dr. Christian Peters von der Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS) an der Universität Bremen in einem Impulsvortrag im Rahmen der Vortragsreihe „Science Goes Public!“ im Bremer „Haifischbecken“ über das Thema „Sozialwissenschaft am Himmel: Was sagen uns UFOs über uns selbst und unsere Zukunft?“. Auch das Online-Magazin der Bremer Universität hat Peters UFO-Untersuchungen nun einen Beitrag gewidmet.

Obwohl im Vergleich zu einigen amerikanischen Kollegen eher leise, spiele deutsche Wissenschaftler bei der akademischen Erforschung von UFOs bzw. UAP mittlerweile sogar mit eine der führenden Rollen. So existiert mit dem Interdisziplinären Forschungszentrum für Extraterrestrik (IFEX) an der Universität Würzburg das weltweit einzige Forschungszentrum, an dem ganz offiziell im Rahmen des universitären Forschungskanons neben Raumfahrttechnologien auch Forschung zu UAP und der Suche nach außerirdischer Intelligenz (SETI) betrieben wird. Neben dem wissenschaftlichen Beirat finden sich unter den assozierten IFEX Mitgliedern nicht nur langjährigen zivile UFO-Forscher und -Organisationen sondern auch eine ganze Reihe interdisziplinär forschender Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen internationaler Universitäten und wissenschaftlicher Institutionen.

Ebenfalls mit dem IFEX verbunden ist auch der Sozialwissenschaftler Dr. Christian Peters, Managing Director der „Bremen International Graduate School of Social Sciences“ (BIGSSS) an der Universität Bremen. Er forscht in Sachen UFOs bzw. UAP darüber, was das UFO-Phänomen mit uns macht und welche durchaus irdische Einsichten sich dadurch gewinnen lassen.

Unter der Überschrift „UFOs – was verraten sie über uns? Nicht nur ein Thema für Aluhüte. Was die Sozialwissenschaften von ihnen lernen können“, hat sich aktuell auch „up2date. Das Onlinemagazin der Universität Bremen“ mit Peters Untersuchungen und Folgerungen beschäftig.

Im Interview mit dem Magazin gibt der Soziologe eine kurze Übersicht über das Phänomen, die jüngsten Entwicklungen und Gründe dafür, wieso UFOs derzeit wieder in aller Munde sind: „Dreh- und Angelpunkt der ernsthafteren Vorstöße zu den Unidentified Anomalous Phenomena oder UAP, wie UFOs heute genannt werden, ist natürlich die Frage der nationalen Sicherheit: Durch die Fortschritte in der unbemannten Flugtechnik, aber auch durch die Ausweitung der privaten Raumfahrt ist der Himmel plötzlich wieder voller geworden. Und nicht alles, was dort als Radarsignatur wahrgenommen wird, lässt sich sofort zuordnen, bleibt zunächst also nicht identifiziert. Voilà. Das unidentifizierte Flugobjekt. Das ist natürlich ein großes Problem für die private und die militärische Flugsicherung und sicherlich der politisch dringlichste Aspekt der UAP-Diskussion. Daneben geht es aber auch um die Frage: ‚Was ist, wenn da oben wirklich etwas Merkwürdiges ist?‘. Und auch hier beobachten meine Kolleg:innen und ich einen Wandel. Die Wissenschaft interessiert sich mehr dafür, die Medien nehmen das dankbar auf, es entstehen Stiftungen und Gesellschaften, Datenbanken und Tracking-Apps, die Handybesitzer:innen zu Feldforscher:innen machen.“

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Auf die Frage, wie UFOs und Sozialwissenschaften eigentlich zusammenpassen erklärt Peters, dass die Sozialwissenschaft zwar keine Erklärungen für unerklärliche Phänomene sucht und liefern kann, sich dafür aber „mit der menschlichen Seite der Angelegenheit“ beschäftige. „Als Politikwissenschaftler und somit auch als Teil der Sozialwissenschaften interessieren mich Prozesse, die mit neuen Wertvorstellungen oder der Verschiebung alter Wertmuster zu tun haben, auch und gerade im Bereich von Technik und Technologie. Da passt das UFO gut hinein. Es nimmt eine Reihe kommender Fragen vorweg, etwa im Hinblick auf starke KI, wenn man diese als nicht-menschlichen Akteur versteht, auf den Gesellschaften reagieren werden – und es bereits tun. Das UFO dient aber auch als Projektionsfläche für Heilserwartungen und Ängste vor technologischem Wandel. Es geht also nie ‚nur‘ um eine fliegende Untertasse mit kleinen grauen Männchen darin, sondern es werden dringende Themen verhandelt.“

Für Peters stellen sich auch Fragen, wie sich die Menschheit im Angesicht einer überlegenen Alien-Zivilisation positionieren würde. „Wenn es UFOs gibt, so die Idee, dann muss es ja möglich sein, als technologiefähige Spezies zu überleben. Das ist ein trivialer Gedanke, aber angesichts der traurigen Gegenwart auch ein sehr mächtiger.“ Zudem stelle sich die Frage, , warum so viele Menschen auf dieses Thema anspringen, warum es gerade jetzt politische Relevanz erhält und was sich damit an Erwartungen, Hoffnungen und Werten verbindet.“

Politisch zeige Naturwissenschaft jeden Tag, dass die Wahrscheinlichkeit von Leben im Universum hoch ist. „Und wenn dieses Leben genug Zeit hatte, warum sollte es nicht so intelligent werden wie wir? Oder wenn es noch mehr Zeit hatte, vielleicht Millionen von Jahren noch intelligenter als wir? Und vielleicht erscheinen dann die kosmischen Entfernungen zwischen den Sternen nicht viel weiter als uns ein Transatlantikflug? Vor diesem Hintergrund bleibt es eine interessante Frage, wie viel Transparenz und Offenheit sich eine Weltmacht leisten könnte, wenn es tatsächlich Hinweise auf eine nicht-menschliche technologische Zivilisation gäbe, ob nun nah oder fern. Nicht viel, vermute ich – und das nicht ohne Grund, wenn sie weiterhin die Zügel in der Hand behalten will.“

– Das vollständige Interview finden Sie HIER

Wer mehr zu dem Thema erfahren möchte, kann am 18. April 2024 Dr. Christian Peters im „Haifischbecken“ bei SCIENCE GOES PUBLIC! treffen. Ab 20:30 Uhr hält er dort seinen Vortrag „Sozialwissenschaft am Himmel: Was sagen uns UFOs über uns selbst und unsere Zukunft?“ Die Veranstaltungsreihe SCIENCE GOES PUBLIC! findet vom 14. März bis zum 18. April 2024 statt. In gemütlicher Kneipenatmosphäre erzählen Wissenschaftler:innen in 30-minütigen Kurzvorträgen leicht verständlich, woran sie aktuell forschen und arbeiten. Alle Infos und Termine zu den kostenfreien Vorträgen aus der Wissenschaft in Bremen und Bremerhaven gibt es auf der Webseite von SCIENCE GOES PUBLIC!.

Recherchequelle: up2date.

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