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SETI-Astronomen und Juristen erarbeiten Protokolle für Antworten auf den Erstkontakt

Screenshot der Webseite des „SETI Post-Detection Hub“. Copyright: seti.wp.st-andrews.ac.uk
Screenshot der Webseite des „SETI Post-Detection Hub“.
Copyright: seti.wp.st-andrews.ac.uk

St. Andrews (Großbritannien) – Das Szenario eines Erstkontakts der Menschheit mit einer außerirdischen Intelligenz wurde zwar schon zigfach von Science-Fiction-Autoren, Forschenden und Wissenschaftlern durchgespielt, doch ein konkretes und bindendes Protokoll für das, was unmittelbar nach der Detektion eines intelligenten Signals passieren sollte, gibt es nicht. Internationale Wissenschaftler und Juristen haben sich nun im „SETI Post-Detection Hub“ an der University of St. Andrews zusammengeschlossen, um ein solches Protokoll zu erarbeiten.

„Was tut die Menschheit, wenn wir feststellen, dass wir nicht allein im Kosmos sind?“ Dieser Frage stellen sich Astronomen des britischen „UK SETI Research Network“ (UKSRN) gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen des St Andrews Centre for Exoplanet“ und des ebenfalls in St. Andrews ansässigen „Centre for Global Law and Governance“ im Rahmen des neugegründeten „SETI Post-Detection Hub“.

„Wir müssen über den Punkt hinauskommen, an dem wir uns Fragen nach dem Einfluss eines solchen Ereignisses nur hypothetisch stellen und literarisch durchdenken“, erläutern die Forschenden des Projekts. „Wir müssen unser Expertenwissen zudem nicht nur auf die Bewertung von Beweisen für ein solches Szenario konzentrieren, sondern auch nach der sozialen Antwort der Menschheit fragen.“

Die neue Webseite des „SETI Post-Detection Hub führt dazu einführend weiter aus:
„Seit unzähligen Generationen haben wir uns Leben auf anderen Welten vorgestellt; die Suche nach außerirdischer Intelligenz und ihrer Technologie wird nun schon seit Jahrzehnten betrieben. Unsere eigenen technischen Ressourcen und Möglichkeiten haben sich seither bedeutend verbessert. Damit einhergehend steigen auch die Wahrscheinlichkeiten für eine tatsächliche Detektion. Durch die Entdeckung Tausender Planeten um ferne Sterne in unserer eigenen Heimatgalaxie, aber auch in unserer direkten (kosmischen) Nachbarschaft durch die Erforschung naher Welten wie Mars und Venus und die Suche nach Anzeichen für einstiges und heutiges Leben stieg auch das öffentliche Interesse.

Die potenzielle Entdeckung mikrobischen außerirdischen Lebens wird aber vermutlich andere Bedenken wecken, wie jene, die der Entdeckung von intelligentem Leben folgen. Fest steht: Als Spezies sind wir bislang völlig unvorbereitet für Letzteres. Deshalb ist nun auch die Zeit reif, um über eine Antwort und Reaktion der Menschheit ebenso nachzudenken, wie auch über die Verantwortung, die einer Detektion sowohl von Leben als auch von Intelligenz im All folgen sollte. Wir sollten uns jetzt schon auf diese Möglichkeit vorbereiten, indem wir uns daran machen, die Folgen und Auswirkungen abzuschätzen, Protokolle, Prozedere und Verträge zu entwerfen, die es der Menschheit ermöglichen, verantwortungsvoll zu reagieren.“

Zum Thema

Unter der Leitung und Koordination des britischen Computerwissenschaftlers, Mitbegründers und Vorsitzenden des „UK SETI Research Network“, Dr. John Elliott, haben sich in dem neuen Netzwerk neben weiteren Forschenden, Astronominnen und Planetenwissenschaftlern auch und gerade Juristen und Rechtswissenschaftler zusammengefunden.

Zu Letzteren gehört auch Professor Michael Bohlander (s. Abb. l.), der an der Durham Law School der Durham University einen Lehrstuhl für globales Recht und SETI-Strategien innehat. Seine SETI-bezogene Forschung konzentriert sich auch auf die Konsequenzen eines Kontakts auf menschliches Recht (human law) im weiteren Sinn. Der gebürtige Saarländer ist ebenfalls Mitglied im „UK SETI Research Network“ im deutschsprachigen ETI Research Network“, des „International Institute of Space Law“ und sitzt im wissenschaftlichen Beirat des „Interdisziplinären Forschungszentrums für Extraterrestrik“ (IFEX) an der Universität Würzburg.

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Auf Anfrage von Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) erläutert der Hub-Koordinator Dr. John Elliot (s. Abb. l.) die Ziele des Netzwerks über die interne Arbeit hinaus:
„Unser Hub wird sich darum bemühen, auch und konkret mit politischen Entscheidungsträgern auf allen Ebenen zusammenzuarbeiten, um dann auch zu möglichst rechtsverbindlichen Entscheidungen zu gelangen.“

Hierbei beziehen sich die Ziele der Forscher aber nicht nur auf Großbritannien:
„Wir sehen in der internationalen Ebene das geeignete Forum, um diesen Bereich zu regulieren (z. B. die UN), aber die Mission des Hubs muss natürlich von entsprechenden Maßnahmen in nationalen Systemen begleitet werden. Der Hub befasst sich jedoch nicht nur mit der Regulierung des Post-Detection-Prozesses, sondern auch mit der umfassenderen Frage, wie sich die Menschheit auf den Kontakt in allen seinen erdenklichen Formen und auch auf die mittel- bis langfristigen Folgen des Kontakts vorbereiten sollte.“
Hierzu sei es schlussendlich aber auch wichtig, weltweit zu koordinierten Zielen und Vereinbarungen innerhalb der internationalen SETI-Gemeinschaft zu gelangen.

– Die Webseite des SETI Post-Detection Hub finden Sie HIER

Hintergrund: SETI in Deutschland?
Während in zahlreichen anderen Ländern Astronomen und Astronominnen aktiv nach Hinweisen für außerirdische Intelligenz suchen, wird in Deutschland diese Forschung noch immer vernachlässigt. In seinem neuen Buch „Deutschlands UFO-Akten“ widmet sich GreWi-Herausgeber und Sachbuchautor Andreas Müller im Anhang auch der Frage nach deutschen Positionen und Forschungsbemühungen in Sachen SETI. Tatsächlich betreibt als einzige deutsche Universität lediglich die Universität Würzburg unter Prof. Dr. Hakan Kayal neben der Suche nach unidentifizierten Phänomenen im Luftraum (UAP/UFOs) auch SETI-Forschung (…GreWi berichtete). Weder am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) noch an einem der eventuell zuständigen Max-Planck-Institute beteiligt man sich bislang an SETI. Auch die Bundesregierung erklärte 2009 auf Anfrage des Grünen-Abgeordneten Peter Hettlich, man sehe „keine Finanzmittel für eine spezifische Suche nach anderen intelligenten Lebensformen“ vor. Bis heute hat sich an dieser Position nichts verändert.

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Autor und Publizist
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Andreas Müller
(Kornkreisforscher)

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