Greenbank (USA) – Mit dem vermutlich sonnenähnlichen Stern “2MASS 19281982-2640123” hatte der Astronom Alberto Caballero bereits vor zwei Jahren den möglichen Ursprung des sogenannten „WOW!-Signals“ identifiziert (…GreWi berichtete). Dieses Signal gilt bis heute als das einzige rätselhafte, potenzielle Signal einer außerirdischen Zivilisation, das im Rahmen der gezielten Suche nach intelligenten Signalen im All (Search for ExtraTerrestrial Intelligence, SETI) entdeckt wurde. Im vergangenen Mai haben SETI-Astronomen erstmals den 1.788 Lichtjahre entfernten Sterns ins Visier genommen.
Wie das SETI Institute berichtet, handelte es sich bei der Beobachtungskampagne um die erste gezielte SETI-Zusammenarbeit zwischen dem Green Bank Telescope (an dem der SETI-Pionier Frank Drake 1961 seine ersten SETI-Beobachtungen begonnen hatte und mit dem die SETI Inistitiave „Breakthrough Listen“ nach technologischen Signalen sucht) und der Teleskopanlage Allen Telescope Array (ATA) des SETI Institutes.
Hintergrund
Es war der 15. August 1977 als Radioastronomen am Big-Ear-Teleskop an der Ohio State University (s. Abb.) ein starkes Radiosignal aus dem all empfingen. Das Signal auf 1420 Megahertz war derart stark, dass der Astronom Jerry Ehman auf dem Ausdruck der Daten schriftlich den Hinweis „Wow!“ vermerkte (s. Abb. o.).1420 Megahertz entspricht dabei der Wellenlänge von Wasserstoffatomen von 21 Zentimetern und damit genau jener Hauptfrequenz, die von Astronomen bei der Suche nach intelligenten außerirdischen Signalen (Search for Extraterrestrial Intelligence, SETI) bevorzugt absuchen, da es sich bei Wasserstoff um das im Universum am häufigsten vorkommende Element handelt, das Energie sowohl absorbiert und aussendet und diese Frequenz zudem erdähnliche Atmosphären am einfachsten durchdringen kann.
Trotz intensiver Bemühungen blieb seither die Suche nach wiederholten Signalen der gleichen Quelle ergebnislos. Während Analysen des Signals Satelliten und eine Reflektion von der Erdoberfläche ausschließen, hoben Kritiker einer irdischen Deutung schon immer hervor, dass die Intensität des Signals während der Beobachtungsdauer von 72 Sekunden anstieg und wieder abfiel. Diese 72 Sekunden entsprechen genau der Zeitspanne, über die das „Big Ear“ aufgrund seines Sichtfeldes und der Erdrotation ein Objekt verfolgen konnte. Das Signal scheint also tatsächlich aus dem Weltraum gekommen zu sein.
Zum Thema
Die Teams um Karen Perez von der Columbia University und Wael Farah vom SETI-Institute hatten ihre Beobachtungen am 21. Mai 2022 begonnen. Während mit Greenbank zwei 30-minütige Beobachtungen durchgeführt wurden, nahm ATA den Stern sechs Mal für jeweils fünf Minuten ins Visier. Beide Teleskope beobachteten während dieser Beobachtungsphasen das Ziel neun Minuten und 40 Sekunden lang zudem simultan.
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Während die Astronominnen und Astronomen zwar berichten, dass die Suche keine erneuten Signale detektiert haben, verweisen sie zugleich, dass das „WOW!-Signal“ neben 2MASS 19281982-2640123” auch von unzähligen anderen Quellen stammen könnte, die noch nicht abgesucht wurden. Zudem ist zu beachten, dass die vergleichsweise kurze Beobachtungszeit sämtliche potenziellen Sendungen jenseits dieses Zeitfensters ausschließt und es zudem auch möglich wäre, dass es sich um ein einmaliges Signal gehandelt hatte. Während also eine positive Detektion eine wissenschaftliche Sensation gewesen wäre, sagt die aktuelle Nicht-Detektion nichts über das Signal von 1977 aus und liefert auch keine weiteren Antworten auf die Frage, ob der anvisierte Stern tatsächlich die „WOW!“-Quelle war.
– Die Daten zur „WOW!“-Beobachtungskampagne finden Sie HIER
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Recherchequelle: SETI Institute, Breakthrough Listen Berkeley, eigenen recherche grenzwissenschaft-aktuell.de
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