Das Green Bank Radio Telescope (GBRT).
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Berkeley (USA) – Schnelle Radioausbrüche, sog. Fast Radio Bursts (FRBs) sind nur wenige Millisekunden andauernde, dafür aber extrem energetische Radioblitze. Seit knapp zwei Jahren sucht die „Breakthrough Listen“ Initiative nach intelligenten außerirdischen Signalen und vermeldet nun die Entdeckung von gleich 15 sich FRBs aus gleicher Quelle, die zumindest einige bisherige Erklärungsansätze für die hochenergetischen Signale ausschließen. Eine der verbleibenden Möglichkeiten ist die, dass es sich um Signale einer außerirdischen Zivilisation handelt.
Wie die „Breakthrough Listen“-Astronomen um Dr. Vishal Gajjar von der University of California aktuell über den Wissenschafts-Nachrichtendienst „The Astronomers Telegram“ berichten, haben sie mit dem Green Bank Radio Telescope (GBRT) in West Virginia vergangene Woche gleich 15 neue Radioblitze der FRB-Quelle „FRB 121102“ aufgefangen, die einer drei Milliarden Lichtjahre entfernten Zwerggalaxie im Sternbild Fuhrmann (Auriga) entstammt. Erstmals gelang es bei diesen Beobachtungen auch sich wiederholende FRBs aus dieser Quelle zu orten.
Diese FRB-Quelle (FRB 121102) wurde erstmals im November 2012 von Astronomen mit dem Radioteleskop von Arecibo auf Puerto Rico entdeckt, war damals die erste FRB-Detektion überhaupt und stellte sich 2015 auch als erste, sich wiederholende FRB-Quelle heraus.
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Diese Wiederholungen von FRBs aus gleicher Quelle sind es, die der zunächst geäußerten Vermutung, die Quelle von FRBs seien gewaltige astrophysikalische Ereignisse, widersprechen. Diese Erkenntnis katapultierte FRB 121102 sodann auf die Liste der wichtigsten Beobachtungsziele der Breakthrough-Initiative.
Am 26. August 2017 wurde FRB 121102 mit Green Bank fünf Stunden lang ins Visier genommen. Während dieser Beobachtungskampagne entdeckten die Astronomen um Gajjar insgesamt 15 neue Impulse in einem Frequenzbereich rund um 7GHz und bestätigten damit, dass es sich um eine aktuell aktive Quelle handelt.
Quelle: Breakthrough Listen
Mit einer Frequenz von rund 7 GHz waren diese Signale höher als alle bisherigen FRBs – ein Umstand der nun auch erstmals belegt, dass FRBs auch mit Frequenzen entstehen können, die über den bislang georteten Signalen liegen.
Durch die hohe Auflösung mit der die neuen Listen-Daten gewonnen wurden, liegen genügend FRB-Daten vor, die Astronomen noch über Jahre hinaus beschäftigen werden. Möglich wurde dies durch das Digital-Backend-Instrument des GBRT, mit dem verschiedene GHz-Brandbreiten zugleich aufgezeichnet und in viele Millionen individuelle Kanäle aufgespalten und so bezüglich ihrer Eigenschaften und ihres Spektrums analysiert werden können. Anhand dieser Auswertungen erhoffen sich die Astronomen nun und zukünftig neue Hinweise auf mögliche neue Erklärungsansätze für FRBs.
Abschließend erläutern die Breakthrough-Astronomen, dass „die aktuell entdeckten Signale ihre Heimatgalaxie verlassen haben, als unserer eigenes Sonnensystem gerade einmal zwei Milliarden Jahre alt war. Das irdische Leben bestand damals noch lediglich aus einzelligen Organismen und es dauerte damals noch eine weitere Milliarde Jahre, bevor einfachste Formen mehrzelligen Lebens sich zu entwickeln begannen.“
„Ob sich FRBs also als Signaturen einer außerirdischen Technologie herausstellen oder nicht – Breakthrough Listen wird auf jeden Fall die Grenzen dieses neuen und schnell wachsendenen Gebiets unseres Verständnisses des uns umgebenden Universums zu erweitern.“
Ein detaillierter Fachartikel über die neuen FRB-Ortungen ist derzeit in Vorbereitung.
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