SETI-Institut und NRO nutzen neue Technologie und Strategien zur Suche nach intelligenten außerirdischen Signalen

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Seattle (USA) – Gemeinsam mit dem die „Karl G. Jansky Very Large Array“ (VLA) betreibenden „National Radio Astronomy Observatory“ (NRAO) wird das „SETI-Institute“ zukünftig mit einem neuen Signalverarbeitungssystem und neuen Strategien noch ausführlicher nach intelligenten Signalen aus dem All und sogenannten Technosignaturen Ausschau halten und bereits gewonnene Daten analysieren.
Wie Vertreter des „SETI Institute“ und des NRAO auf einem Jahrestreffen der „American Association for the Advancement of Science“ (AAAS) in Seattle gemeinsam berichtet haben, sollen die neue Zusammenarbeit und die neuen Ansätze nicht nur die traditionelle SETI-Technik der Suche nach intelligent erzeugten außerirdischen Radiosignalen erweitern, sondern auch über diese hinausgehen.
Damit wird die klassische SETI erweitert, um so auch eine Vielfalt von Signaturen erkennen zu können, die auf außerirdische Technologien hinweisen können. Solche sogenannten Technosignaturen können unter anderem von der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre eines Planeten, über Laseremissionen bis hin zu künstlichen Strukturen reichen, die andere Sterne umkreisen.
In einem ersten Schritt werden die von NRAO betriebenen Teleskope mit den SETI-Funktionen ausgerüstet und in einem ersten gemeinsamen Projekt ein System entwickelt, das Daten für ein hochmodernes Technosignatur-Suchsystem bereitstellt.
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„Da die VLA ihre üblichen wissenschaftlichen Beobachtungen durchführt, wird dieses neue System eine zusätzliche und wichtige Verwendung für die Daten ermöglichen, die wir bereits gewonnen haben“, erläutert Tony Beasley, Direktor der NRAO. „Die Feststellung, ob wir als zu Technologie fähige Wesen allein im Universum sind, gehört zu den drängendsten Fragen in der Wissenschaft, und die NRAO-Teleskope können eine wichtige Rolle bei der Beantwortung dieser Frage spielen“.
„Das SETI-Institut wird eine Schnittstelle zur VLA entwickeln und installieren, die einen beispiellosen Zugriff auf den umfangreichen Datenstrom ermöglicht, der kontinuierlich vom Teleskop erzeugt wird, während es den Himmel abtastet“, erläutert Andrew Siemion, vom SETI-Institut und zugleich Hauptuntersucher der SETI-Initiative „Breakthrough Listen“ an der University of California in Berkeley. „Mit dieser Schnittstelle können wir eine leistungsstarke, weiträumige SETI-Durchmusterung durchführen, die weitaus vollständiger ist als jede bisherige Suche.“

Copyright: Bill Saxton, NRAO / AUI / NSF
Mit fortschreitender Technologie werden auch potentielle außerirdische Technosignaturen immer erkennbarer. Grundsätzlich erzeugen aber wohl alle Lebensformen, ob intelligent oder nicht, nachweisbarer Indikatoren ihrer Existenz. Auf der Erde gehören dazu Biosignaturen wie das Vorhandensein großer Mengen Sauerstoff, kleinerer Mengen Methan und einer Vielzahl anderer Chemikalien.
„Kommende Teleskope im Weltraum und am Boden können die Atmosphäre erdgroßer Planeten beobachten, die kühle Sterne umkreisen. Daher ist es wichtig zu verstehen, wie Anzeichen von Bewohnbarkeit und Leben auf diesen Planeten am besten erkannt werden können“, erklärte Victoria Meadows, Hauptuntersucherin des „Virtual Planetary Laboratory“ der NASA an der University of Washington. „Computermodelle helfen uns festzustellen, ob ein beobachteter Planet mehr oder weniger wahrscheinlich Leben unterstützt.“
Aufgrund der stets wachsenden technischen Möglichkeiten zur Erkennung von außerirdischem Leben und Intelligenz, ist es laut Jill Tarter vom SETI-Institut wichtig zu definieren, was überzeugende, glaubwürdige Beweise dafür sind: „Wie stark müssen die Beweise sein, um die Behauptung einer Entdeckung zu rechtfertigen? Können wir damit rechnen, eindeutige Beweise zu finden? Und wie informieren wir die Öffentlichkeit in einem solchen Fall verantwortungsbewusst?“
Hier weist Tarter auch und gerade den Nachrichtenmedien eine wichtige Mitverantwortung für die genaue Kommunikation mit der Öffentlichkeit zu und zitierte Fälle, in denen in den letzten Jahren immer wieder „ausführlich über falsche SETI-Behauptungen“ berichtet wurde. „Eine echte Entdeckung außerirdischer Intelligenz wäre ein so wichtiger Meilenstein in unserem Verständnis des Universums, dass Journalisten eine unkritische Berichterstattung über offensichtlich gefälschte Behauptungen vermeiden müssen.“
Anmerkung GreWi: Allerdings muss hier klar zwischen schlichten Falschmeldungen, Fake News und einer ergebnisoffenen sachlichen Berichterstattung zu tatsächlich potentiellen SETI-Entdeckungen unterschieden werden. Einer solchen Berichterstattung, aber auch der Folgeberichterstattung, die entsprechende Diskussionen begleitet, eventuelle Irrtümer korrigiert und/oder innerhalb derer wissenschaftliche Kontroversen um beschriebene Entdeckungen sachlich diskutiert werden, fühlt sich Grenzwissenschaft-Aktuell.de (weiterhin) verpflichtet.
„Wir freuen uns auch auf das kommende Jahrzehnt, in dem wir hoffen, ein „Very Large Array“ der nächsten Generation zu bauen, mit dem ein Volumen des Universums durchsucht werden kann, das tausendmal größer ist als das, das für aktuelle Teleskope zugänglich ist“, fügt Beasley abschließend hinzu.
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Quelle: National Radio Astronomy Observatory, SETI Institute
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