Sind heutige Sensortechnologien ausgereift genug, um UFOs/UAP präzise zu erfassen?

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Die Erforschung von unidentifizierte Flugobjekete und anomale Phänomene im Luftraum (UFOs/UAP) hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, nicht zuletzt durch verstärktes politisches und wissenschaftliches Interesse. Trotz technologischer Fortschritte bleiben viele UAP-Sichtungen weiterhin unerklärt und rätselhaft – oft aufgrund von Sensorschwächen und uneinheitlichen Analysemethoden. Das Editorial des Sensorik-Fachmagazins „AZ Sensors“ untersucht, ob aktuelle und moderne Technologien wie Radar, Infrarot-Bildgebung und künstliche Intelligenz ausreichen, um diese Lücken zu schließen.
Herausforderungen bei der UAP-Erfassung mit unterschiedlichen Systemen
Wie der AZ-Autor Ankit Singh erläutert, entziehen sich UAp häufig den etablierten Erkennungsmethoden, da diese für konventionelle Flugobjekte entwickelt wurden. Während Radar- und optische Systeme über Jahrzehnte verbessert wurden, bestehen weiterhin erhebliche Einschränkungen bei der zuverlässigen Erfassung unbekannter Objekte.
Hierzu erläutert Singh weiter, dass aktive Radarsysteme elektromagnetische Impulse aussenden und reflektierte Signale analysieren. „Während dies für herkömmliche Luftfahrzeuge effizient sind, hat Radar oft Probleme mit schnell beweglichen oder unvorhersehbaren Objekten, die sich zwischen den Radarimpulsen verstecken können. Wetterradare, die weit verbreitet sind, haben zudem eine zu geringe Aktualisierungsrate, um schnelle Manöver präzise zu erfassen.“
Anmerkung GreWi: Tatsächlich sind zahlreiche offizielle Radarsysteme derart eingestellt, dass sie unkonventionelle Signale, Signale also von Objekten, die beispielsweise extreme Flugmanöver vollführen (Zick-Zack-Flug, unmittelbare rechte Winkel, plötzlicher Stillstand, extrem hohe oder niedrige Geschwindigkeiten usw.) automatisch vom Radarschirm gelöscht werden. Während GreWi-Herausgeber Andreas Müller in seinem Buch „Deutschlands UFO-Akten“ diesen Umstand als gültig für die bundesdeutsche und österreichische Radarüberwachung belegen konnte, wurden die Algorithmen des US-Radars an solche Objekteigenschaften angepasst; und in der Folge vermehrt UFOs/UAP detektiert (…GreWi berichtete 1, 2).
Passive Radar-Technologien nutzen vorhandene Signale (z. B. von Radiowellen), um Störungen im elektromagnetischen Spektrum zu erkennen. „Sie sind kostengünstiger und schwerer zu orten, was sie für eine unauffällige Überwachung geeignet macht. Projekte wie SkyWatch und UAP Tracker setzen auf solche Netzwerke, um eine kontinuierliche, großflächige UAP-Detektion zu ermöglichen.“
Anmerkung GreWi: Auch in Deutschland nutzen zivile UFO-Forschungsorganisationen wie die „Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens“ (GEP) Passiv-Radar. Hier gelang im vergangenen Jahr erstmals (weltweit!) die Bestätigung einer visuellen UFO-Sichtung durch eine davon unabhängige Ortung einer Passiv-Radar-Anlage der GEP (…GreWi berichtete)
Weiter erläutert Singh: „Infrarotkameras können UAPs auch bei schlechten Sichtverhältnissen wie Dunkelheit oder schlechtem Wetter aufspüren. Ein Beispiel ist das Galileo Project, das acht FLIR-Boson-640-Kameras in einem Observatorium in Massachusetts einsetzt.“ Diese arbeiten zusätzlich mit ADS-B-Flugdaten, um bekannte Flugobjekte von potenziell unbekannten zu unterscheiden. Auf diese Weise wurden in fünf Monaten wurden 500.000 Flugbahnen aufgezeichnet, von denen 16 % als mögliche Anomalien eingestuft wurden. (…GreWi berichtete).
Weiterhin hohe Fehlerrate
Allerdings verweist der Autor hierbei auf eine weiterhin potenziell hohe Fehlerrate: Wetterbedingungen und atmosphärische Störungen können die Detektionsrate erheblich beeinflussen. Zur Verbesserung werden Kalibrierungstechniken weiterentwickelt und Multi-Spektral-Bildgebung erforscht, um Umwelteinflüsse besser zu kompensieren.
Mit der enormen Datenmenge, die durch neue Sensortechnologien entsteht, wird künstliche Intelligenz (KI) zunehmend essenziell für die UAP-Forschung. „Projekte wie das Galileo Project nutzen Algorithmen wie YOLO (You Only Look Once) und SORT (Simple Online and Realtime Tracking) zur Analyse von Videoaufnahmen, Rekonstruktion von Flugbahnen und Klassifikation von Objekten.“
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Ein Hauptproblem sei jedoch weiterhin die unvollständige Rekonstruktion von Flugbahnen, was eine eindeutige Identifizierung erschwere. „Hier kommt HyperNeuron ins Spiel, ein Machine-Learning-Modell, das Signalstörungen und externe Interferenzen herausfiltert, um falsche Alarme zu minimieren.“
Trotz Fortschritten attestiert Singh in seinem Artikel weiterhin u. a. folgende erhebliche Schwierigkeiten:
– Umwelteinflüsse: Eine Analyse von 98.000 UAP-Berichten zeigte starke Korrelationen zwischen Sichtungen und Faktoren wie Lichtverschmutzung, Wetterbedingungen und der Nähe zu Militärbasen.
– Sensorauflösung und Klassifikationsprobleme: Viele UAP-Sichtungen lassen sich aufgrund fehlender Entfernungs- und Geschwindigkeitsdaten nicht eindeutig klassifizieren.
– Mangelnde Integration von Sensordaten: Bestehende Systeme sind meist auf eine Umgebung (Luft, Wasser, Weltraum) beschränkt, sodass UAPs, die sich zwischen diesen Bereichen bewegen, nicht kontinuierlich verfolgt werden können.
Um diese Hürden zu überwinden, fordert die US-UFO-Untersuchungsbehörde „All-Domain Anomaly Resolution Office“ (AARO) die Entwicklung von Multi-Domain-Detektionssystemen, die Daten aus Radar, Sonar und optischer Bildgebung zusammenführen.
Anm. GreWi: Hierzu hat das AARO selbst ein mobiles Detektionssystem mit der Bezeichnung „Gremlin“ entwickelt und bereits im Einsatz (…GreWi berichtete 1, 2
Fazit
Singhs Fazit: Die Sensortechnologie hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, aber viele Herausforderungen bestehen weiterhin. Die Zukunft der UAP-Forschung hängt davon ab, ob es gelingt, Sensoren zu verbessern, Datenquellen zu integrieren und neue Analysemethoden zu entwickeln und durch koordinierte Standards die Ergebnisse unterschiedlicher Ansätze international zusammenzuführen. Erst dann könnten die bisher ungelösten Fragen über unbekannte Flugobjekte endgültig beantwortet werden.
– Den vollständigen Artikel im englischsprachigen Original finden Sie HIER
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Recherchequelle: AZ Sensors
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