So könnte der Dolmen de Menga erbaut worden sein
Santa Cruz (Spanien) – Der Dolmen von Menga an der andalusischen Küste zählt zu den zu den bedeutendsten Megalithbauten Europas und stellt Archäologen und Historiker aufgrund der gewaltigen, bis zu 180 Tonnen schweren Steinböcke vor ein Rätsel. Jetzt hat ein multidisziplinäres Forscherteam einen Erklärungsansatz dafür vorgeschlagen, wie das beeindruckende Galeriegrab mit den Mitteln der Jungsteinzeit errichtet worden sein könnte.
Wie das Team aus spanischen Historikern, Geologen, Physikern und Archäologen um José Antonio Lozano Rodríguez vom „Canary Islands Oceanographic Center“ (COC) und dem spanischen Forschungsrat (CSIC) aktuell im Fachjournal „Science Advances“ (DOI: 10.1126/sciadv.adp1295) berichtet, habe man Theorien entwickelt, die beschreiben, wie jeder Teil der Struktur gebaut wurde und welche bestimmten Bautechniken dazu verwendet wurden.
Hintergrund
Der Dolmen von Menga ist ein bis heute noch erstaunlich gut erhaltenes megalithisches Monument, das in die Seite eines kleinen Hügels im Süden der spanischen Südküste der Gemeinschaft Andalusien gebaut wurde. Mit einem geschätzten Alter von rund 6.000 Jahren hat das Hügelgrab einen Durchmesser von etwa 50 Metern und ist über 4 Meter hoch. Ein vergleichsweise kurzer Gang, der nach Nordost führt in einen großen, beinahe halbrund geschlossenen und durch drei mittlere Stützpfeiler unterteilten Raum. Die vom Hügel bedeckte Megalithanlage besteht aus 31 exakt behauenen und nahezu fugenlos zusammengefügten Blöcken mit einem Gesamtgewicht von rund 1600 Tonnen.Die größten Deckenplatten wiegen rund 180 Tonnen – allesamt größer als die, die für den Bau von Stonehenge verwendet wurden. Die Gesamtlänge der unterirdischen Anlage beträgt 27,50 Meter. Die Höhe steigt nach innen von 2,70 Meter am Eingang auf 3,50 Meter am südwestlichen Abschlussstein an. Da im Innern des Bauwerks weder Knochenreste noch Grabbeigaben gefunden wurden, ist seine Nutzung als Grabstätte umstritten. Die eigenwillige und nicht verschließbare Architektur, die einen – im Vergleich zu anderen Megalithbauten – großen Raum schafft, könnte auch als Kult- oder Versammlungsstätte gedient haben. Zudem ist ein Nutzungswandel nicht auszuschließen. Die Ausrichtung des Dolmen de Menga weicht vollständig von der Standardbaurichtung anderer Dolmen auf der Iberischen Halbinsel ab. Dies wird unter anderem mit der Ausrichtung auf den Berg Peña de los Enamorados erklärt, der aus der Entfernung die Umrisse eines menschlichen Gesichts erkennen lässt. (Quelle: Wikipedia)
Schon frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass die jungsteinzeitlichen Erbauer hochqualifizierte Ingenieure gewesen sein mussten. Dieser Rückschluss ergibt sich nicht nur angesichts des kilometerlangen Transports der gewaltigen Steine, sondern auch aus dem Umstand, dass diese stabil platziert werden mussten, sodass die Struktur Tausende von Jahren in nahezu demselben Zustand erhalten blieb wie zu der Zeit, als sie gebaut wurde.
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Im Laufe der Jahre wurden viele Theorien vorgeschlagen, um zu erklären, wie eine primitive Kultur eine solch massive und komplexe Struktur errichten konnte. In ihrer aktuellen Studie führte das Team das nach eigenen Angaben das bisher umfassendste Forschungsprojekt zu dieser Frage durch.
Als Ergebnis schlagen die Forschenden nun vor, dass „die Steine etwa einen Kilometer vom Monument entfernt aus einem Steinbruch gehauen und dann auf Schlitten über eine Holzbahn geschleift wurden. Nachdem ein Teil des Hügels ausgehoben wurde, zogen die Arbeiter die Steine zur Baustelle, um die Wände zu errichten, wobei sie jeden Stein mithilfe von Gegengewichten und Rampen fest im Felsbett verankerten.
Sodann wurden die Steine mit Hebeln in einem leichten Winkel nach innen geneigt platziert – der Winkel verringerte die Größe des Dachs und verlieh dem Monument eine trapezförmige Gestalt. Die Säulensteine wurden dann auf ähnliche Weise gesetzt. Der Bau wurde durch das Platzieren massiver Steine abgeschlossen, die als Dach dienten.“
Abschließend stellen die Forscher und Forscherinnen fest, dass jeder Schritt beim Bau des Monuments ein hohes Maß an Präzision erforderte, um eine enge Passform zwischen allen Komponenten sicherzustellen. Die Steine wurden auch miteinander verzahnt, um sicherzustellen, dass sie über einen langen Zeitraum fest zusammenhalten.
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Recherchequelle: Science Advances
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