SONATE-2: Kleinstsatellit zur Suche nach außerirdischen Anomalien erfolgreich gestartet

Das Logo der Mission "Sonate-2". Copyright/Quelle: Professur für Raumfahrttechnik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)
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Das Logo der Mission "Sonate-2".Copyright/Quelle: Professur für Raumfahrttechnik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)

Das Logo der Mission „Sonate-2“.
Copyright/Quelle: Professur für Raumfahrttechnik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)

Würzburg (Deutschland) – An Bord einer SpaceX-Falcon-9-Rakete wurde vergangene Nacht der Kleinstsatellit SONATE-2 in eine Erdumlaufbahn gebracht. Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie soll der von Weltraumwissenschaftlern um  Hakan Kayal, Professor für Raumfahrttechnik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) konzipierte Satellit mithilfe von künstlicher Intelligenz lernen, nach Anomalien im All, auf der Erde und auf anderen Himmelskörpern zu suchen.

Bevor SONATE-Satelliten jedoch zukünftig nach Anomalien suchen können, dient die aktuelle Mission zunächst dem Training des Systems im Weltraum selbst. „Die KI muss zunächst mit Bekanntem ‚gefüttert‘ werden, damit sie Unbekanntes erkennen kann“, erläutert der Missionsleiter Prof. Hakan Kayal. Zwar gebe es bereits Satelliten, die mit KI arbeiten, doch werden deren KI auf der Erde trainiert und die Ergebnisse dann in den Orbit gefunkt. „Wir haben allerdings anderes vor: Wir wollen die KI an Bord eines Kleinsatelliten unter Weltraumbedingungen trainieren.“ Der Satellit soll dabei u.a. Anomalien in neuer Umgebung detektieren können sowie zuvor festgelegte Merkmale auf der Erdoberfläche, wie geometrische Formen autonom erkennen, die in Zukunft auf Körpern des Sonnensystems auf geologische, chemische oder biologische Aktivitäten hindeuten könnten.

Hintergrund
Der Kleinsatellit der Mission „SONATE-2“ wird etwa so groß wie ein Schuhkarton sein (30x20x10 Zentimeter). Mit seinen Kameras, die in unterschiedlichen Spektralbereichen Bilder aufnehmen, wird er die Erde im Blick haben. Die Bilddaten fließen in die KI, die automatisch Objekte erkennen und klassifizieren soll. Rund um die Erde wird die Technologie zuerst eingehend erprobt, bevor sie später womöglich auf interplanetare Reise gehen kann.

Tatsächlich haben schon frühere Weltraummission immer wieder seltsame Strukturen entdeckt: kreisrunde Löcher auf der Mars-Oberfläche Geysire auf dem Saturnmond Enceladus und auf den Bildern, die der Mars-Rover fanden sich Strukturen, die wie versteinerte Würmer aussehen. Die meisten der bislang entdeckten Phänomene dürften natürliche Strukturen sein oder nur so aussehen wie etwas, das wir kennen – ein Phänomen, das in der Wahrnehmungspsychologie als „Pareidolie“ bezeichnet wird und jenen Effekt beschreibt, wenn wir in chaotischen Mustern und Strukturen wie Wolke und Felsformationen bekannte Dinge, Elefanten oder Gesichter zu erkennen glauben.

Prof. Hakan Kayal im Sonate-Kontrollzentrum an der Universität Würzburg.Copyright: A. Müller f. grenzwissenschaft-aktuell.de

Prof. Hakan Kayal im Sonate-Kontrollzentrum an der Universität Würzburg.
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„Alle diese Phänomene, die teils nur vorübergehend erscheinen, wurden durch Zufall entdeckt, oder weil Menschen sich viel Zeit nahmen, um die Bilder von den Nachbarplaneten der Erde zu sichten“, erläutert Prof. Kayal. „Mit Technologien der künstlichen Intelligenz ließen sich bislang unbekannte Anomalien viel leichter aufspüren.“

Schon zuvor hatte sich Kayal, der auch das Interdisziplinäre Forschungszentrum für Extraterrestrik (IFEX) leitet, an dem auch mit irdischen KI-gestützten Sensoren nach unidentifizierten Objekten und Phänomenen im Luftraum (UFOs/UAP) gesucht wird für eine Ausweitung der Suche nach außerirdischer Intelligenz (SETI) in Form einer Suche nach artifiziellen Strukturen auf anderen Himmelskörpern, etwa Mond und Mars, mithilfe der KI ausgesprochen – ein Ansatz, den Kayal selbst als „Hyper-SETI“ bezeichnet (…GreWi berichtete).

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Zudem denkt Kayal bereits jetzt voraus: Zukünftig sollen KI-Kleinsatelliten der SONATE-Reihe nicht nur die Erde beobachten, sondern auch interplanetar eingesetzt, „um neue extraterrestrische Phänomene zu entdecken, vielleicht sogar Spuren außerirdischer Intelligenzen. (…) Sobald man interplanetar unterwegs ist, wird die Kommunikation mit dem Satelliten zum Flaschenhals.“ Mit zunehmender Entfernung zur Erde dauert der Datentransfer länger, „da kann man nicht ständig Daten hin- und herschicken. Darum muss die KI dazu in der Lage sein, auf dem Satelliten selbstständig zu lernen. Und sie darf dann ausschließlich relevante Entdeckungen zur Erde melden.“


Livestream-Mitschnitt des SONATE-2-Start-Events mit zahlreichen Hintergrundinformationen und Vorträgen auch zu den UAP-Projekten am IFEX.

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Recherchequellen: JMU, IFEX

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