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Stand der Dinge: Zum sich verspätenden UFO-Bericht des Pentagons

Symbolbild zur derzeitigen Verzögerung der veröffentlichung des neuen UFO-/UAP-Berichts der US-geheimdienste (Illu.). Copyright: grewi.de (Hntgr. Webseite des ODNI)
Symbolbild zur derzeitigen Verzögerung der veröffentlichung des neuen UFO-/UAP-Berichts der US-geheimdienste (Illu.).
Copyright: grewi.de (Hntgr. Webseite des ODNI)

Washington (USA) – Seit fast einer Woche warten UFO-Forscher, -Enthusiasten aber auch Journalisten und Wissenschaftler weltweit auf die eigentlich spätestens für den 31. Oktober angekündigte Veröffentlichung des neuen Berichts der US-Geheimdienste und des Pentagons zum Stand der Untersuchungen unidentifizierter Flugobjekte und Phänomene im Luftraum (UFOs/UAP). Vorab lancierte Medienberichte über den noch immer nicht veröffentlichten Bericht heizen derweil die Gerüchte über die Gründe der mittlerweile deutlichen Verzögerung an. Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) versucht die Sachlage und Fakten zu ordnen.

Richtig ist, dass der (mittlerweile zweite) Bericht der US-Geheimdienste und des US-Verteidigungsministeriums (DoD, Pentagon) eigentlich per Gesetzesvorlage des US-Kongresses zum „National Defense Authorization Act“ (NDAA‘22) spätestens zum 31. Oktober 2022 hätte vorgelegt werden sollen (…GreWi berichtete).

Falsch ist, dass solche Vorgaben stets termingenau eingehalten werden. Auch andere Regierungsberichte wurden bereits mit (teils gewaltiger) Verspätung vorgelegt, die völlig unterschiedlich begründet wurde. Bekannte Beispiele hierfür sind etwa der Bericht an den US-Kongress zu den Untersuchungen zu den Anschlägen vom 11. September 2001 (9/11 Commission Report), der eigentlich zum 27. November 2002 vorgelegt werden sollte, dann aber sogar erst am 22. Juli 2004 erschien, oder auch die Veröffentlichung des Berichts über die Untersuchungen zu den vier großen US-Internetkonzernen 2020 (Big Tech Antitrust Report).

Für erstes Aufsehen sorgte bereits zwei Tage vor Ablauf der eigentlichen Frist zum 31. Oktober 2022 ein Artikel in der angesehenen „New York Times“ (NYT), in dem sich der Journalist Julian Barnes ausschließlich auf anonyme US-Regierungsquellen beruft.

Hintergrund
Thematisch weniger versierten Leserinnen und Lesern seien an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass es ebenfalls die NYT war, die im Dezember 2017 mit einer Titelstory erstmals ein bis dahin geheimes UFO-Untersuchungsprogramm des Pentagons und zuletzt drei UFO-Videos von Piloten der US-Navy enthüllte (…GreWi berichtete).

In den aktuellen NYT-Artikel „Many U.F.O. Reports Are Just Foreign Spying or Airborne Trash“ finden sich zwar vermeintlich schwergewichtige Aussagen, jedoch kaum überprüfbare Fakten zu den UFO-Untersuchungen der Regierung und zum UFO-Thema allgemein. Es werden Erkenntnisse als neue Informationen verpackt, die bereits seit Jahrzehnten von UFO-Forschern geteilt werden: Die deutliche Mehrheit von UFO-Sichtungen hält einer Untersuchung im Sinne exotischer Phänomene nicht stand und kann konventionell, unter anderem mit irdischer Technologie oder sonstigen gewöhnlichen Objekten am HHimmel technischer, natürlicher oder astronomischer Natur erklärt werden.

In besagtem Artikel geht die NYT auch auf die drei mittlerweile von der Navy selbst veröffentlichten und als „unidentifiziert“ kategorisierten Videos von Navy-Kampfjetpiloten (…GreWi berichtete 1, 2) ein, die 2017 ebenfalls u. a. von der New York Times geleaked wurden.

Hierzu behauptet Barnes:
“Eines dieser Videos, das als ‚GoFast‘ bezeichnet wird, scheint ein Objekt zu zeigen, dass sich mit ungeheurer Geschwindigkeit fortbewegt. Analysen durch das Militär haben nun aber gezeigt, dass dieser Eindruck eine Illusion ist, der durch den Blickwinkel auf das Objekt vor dem Hintergrund der Meeresoberfläche entsteht. Laut den Berechnungen des Pentagons bewegt sich das Objekt lediglich mit 30 Meilen pro Stunde (ca. 40 km/h).“

“Ein anderes Video, das als ‚Gimbal‘ bekannt ist, zeigt ein Objekt, dass zu rotieren oder sich zu drehen scheint. Militäroffizielle glauben mittlerweile, dass es sich um einen Effekt der klassifizierten Ziel-Sensoroptik handelt und der nur den Anscheint erweckt, als würde sich das Objekt in merkwürdiger Weise bewegen.“

Richtig ist: Auch hier handelt es sich zunächst um anonymisierte Aussagen angeblicher Regierungsinsider. Ob und in welcher Weise diese Quellen auch tatsächlich mit den UAP-Untersuchungen, deren Schlussfolgerungen und dem noch nicht veröffentlichten UFO-Bericht vertraut sind, ist derzeit unabhängig nicht überprüfbar.

Falsch ist, dass auch diese Bewertung der beiden Navy-Videos irgendetwas über die Natur der abgebildeten Objekte selbst aussagen.

Richtig ist, dass sie lediglich feststellen bzw. behaupten, dass die Sensorik, mit der diese Objekte detektiert und aufgezeichnet wurden, die Abbildung dieser Objekte beeinflusst haben soll bzw. haben könnte. Allerdings widersprechen nicht nur die Augenzeugen, Piloten und Radaroperateure, sondern auch Experten zur Technologie der verwendeten Sensorik (FLIR) dieser Auslegung (siehe hierzu den folgenden GreWi-Kommentar).

Die von Barnes im NYT-Artikel zitierten Aussagen sind umso fragwürdiger, als dass die offizielle Pentagon-Sprecherin Susan Gough auf Anfrage zum NYT-Times-Artikel gegenüber dem UFO-Twitter-Kommentator John „CAARIU“ am 31. Oktober 2022 schriftlich erklärte, dass sich „die Aussagen des US-Verteidigungsministeriums (DoD) zu den besagten drei Videos (Anm. GreWi: …die diese Video als „unidentifiziert“ bezeichneten) nicht geändert haben“ (s. Abb. l.).

Der immer wieder in Barnes‘ Artikel hervorgehobene Umstand, dass nichts auf „space aliens“ oder „alien technology“ hindeutet, ist im eigentlichen Kontext des zu erwarteten UAP/UFO-Reports des Pentagons fast schon hinfällig, da diese Hypothese überhaupt nicht die Grundlage der Bemühungen des Pentagons darstellt. Allerdings unterstrich die in dieser Sache verantwortliche Pentagon-Sprecherin Gough immer wieder, dass man „keine voreiligen Schlussfolgerungen ziehe und es keine einzelne, für alle Sichtungen zutreffende Erklärung zu geben scheint“. „Wir sammeln so viele Daten, wie wir nur können und folgen diesen Daten, wo auch immer uns dieser Weg führt. Wo immer das möglich ist, werden wir auch unsere Ergebnisse (mit der Öffentlichkeit) teilen.“ Immerhin zitiert Barnes auch diese Aussagen Goughs.

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GreWi-Kommentar
Die Veröffentlichung des NYT-Artikels knapp drei Tage „vor“ dem ursprünglich erwarteten Veröffentlichungsdatum des eigentlichen Berichts, kann nur schwer als „zufällig“ bezeichnet werden. Man braucht nicht zwischen den Zeilen zu lesen, um bei der Lektüre des Artikels zu erkennen, welchen Standpunkt Barnes in Sachen UFOs vertritt. Interessanterweise orientieren sich seine nicht namentlich genannten Quellen fast wortgenau an der Bewertung der drei UFO-Videos durch ausgewiesene UFO-Skeptiker – vornehmlich derer des prominenten US-UFO-Skeptikers und Debunkers Mick West. Die tatsächlich an den Vorfällen beteiligten Augenzeugen der UFO-Sichtungen – also die Navy-Piloten selbst – widersprechen West ebenso wie der Experte für die FLIR-Technologie hinter den Aufnahmen Dave Falch. Einige Beobachter sehen in diesem Timing und der vermeintlichen Vorabinformation der international angesehenen New York Times ein anschauliches Beispiel für die derzeitigen Grabenkämpfe (nicht nur) innerhalb der US-Politik über den allgemeinen Umgang mit Staatsgeheimnissen im Konflikt zwischen der Wahrung berechtigter Geheiminformationen und dem nicht weniger berechtigten öffentlichen Interesse nicht nur in UFO-Fragen (…GreWi berichtete). Welche Position man auch immer in dieser Diskussion einnehmen möchte – ohne Frage hat der NYT-Artikel die mediale Wahrnehmung und Vorabberichterstattung zum bevorstehenden UFO-Bericht des Pentagons massiv beeinflusst und bestimmt seither den gegenüber der Vorstellung von der Existenz exotischer oder gar außerirdischer UFO- bzw. UAP-Phänomene eher ablehnenden Ton auch in der internationalen Berichterstattung darüber, was der bevorstehende UAP-Bericht des Pentagon berichten wird. Und das, noch bevor dieser Bericht überhaupt veröffentlicht wurde…

Einen deutlich anderen Ton verfolgte dann ein Artikel der britischen Zeitung „The Daily Mail“ vom 31. Oktober 2022. Zwar beruft sich auch dieser auf nicht genannte (anonyme) US-Regierungs- und Insiderquellen, doch wird dessen Autor, der Journalist Josh Boswell in seinen Aussagen sehr viel konkreter als Barnes und alle seiner Kollegen und Kolleginnen. Er nennt konkrete Zahlen und angeblich faktische Aussagen.

So heißt es im Artikel etwa, dass der UAP/UFO-Bericht auf insgesamt 22 Seiten die Ergebnisse der Analysen von insgesamt 366 UFO-Vorfällen zusammenfassen soll (vermutlich bezieht Boswell auf den öffentlichen Teil des Berichts). Alleine im vergangenen Jahr sei es demnach zu 150 bislang unerklärten Fällen gekommen. Lediglich die Hälfte der untersuchten Fälle könne erklärt werden. Des Weiteren beinhalte der Bericht Aufnahmen von sog. Reaper-Dronen, die fliegende Lichtkugeln gefilmt haben, wie sie die Drohne zunächst umfliegen und dann davonschießen. In anderen, erklärbaren Fällen handele es sich um chinesische Spionage-Drohnen der neusten Generation, die Informationen über US-Aktivitäten ermitteln wollten.
Die Quelle der „Daily Mail“ im Büro der Direktorin der US-Geheimdienste (ODNI) habe selbst Kritik an dem neuen Dossier ihrer Abteilung geäußert, da man zu schnell über einige ebenso interessante wie beunruhigenden unerklärte Vorfälle hinweggehe. „Die wollen über diese Dinge nicht sprechen, weil sie wirklich absolut keine Ahnung haben, um was es sich hier zum Teufel handelt“, zitiert Boswell seine anonyme Quelle. Aufgrund der anonymen Qualität können aber auch diese Angaben nicht unabhängig überprüft werden.

Obwohl Susan Gough zuvor zugesichert hatte, dass der die Arbeiten an dem Bericht ganz nach Zeitplan verlaufen und dieser termingerecht (also am 31.10.2022) vorgelegt werden würde und auch spätere Nachfragen verschiedener Journalisten beim Pentagon oder dem ODNI stets auf eine Veröffentlichung noch innerhalb der laufenden Woche vertröstet wurden, liegt der Bericht bis zum jetzigen Redaktionsschluss dieser Meldung (5. November 2022, 23:35h MEZ) noch immer nicht vor.

Zum Thema

Der öffentliche Teil des Berichts (wie schon der erste UFO/UAP-Bericht des Pentagons, so wird auch der neue Bericht aus einem öffentlichen und einem geheimen Teil bestehen), wird vermutlich auf der folgenden Internetseite des Director of National Intelligence (DNI/ODNI) zum Download zur Verfügung stehen: https://www.dni.gov/index.php/newsroom/reports-publications

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Andreas Müller
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Andreas Müller
(Kornkreisforscher)

ein deutscher UFO-Forscher, Autor und Publizist

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