Studie bestätigt: NASA fand und zerstörte vermutlich schon vor 40 Jahren organische Stoffe auf dem Mars
Blick der Viking-2-Bordkamera über den Lander hinweg auf die Marslandschaft 1976.
Copyright: NASA
Paris‐Saclay (Frankreich) – Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) berichtete schon des Öfteren über Vermutungen einiger Wissenschaftler, schon die Viking-Sonden der NASA könnten Mitte der 1970er Jahre Hinweise auf Leben auf dem Mars in Form von organischen Stoffen gefunden – jedoch aufgrund der angewandten Analysemethoden zugleich auch zerstört haben. Oft vom wissenschaftlichen Mainstream belächelt, erfährt diese Theorie nun Unterstützung durch eine Neubewertung der Viking-Daten im Angesicht der jüngsten Entdeckungen auf dem Mars.
Erst kürzlich verkündete die NASA die Entdeckung „alter organischer Stoffe auf dem Mars“ durch ihren aktuellen Mars-Rover „Curiosity“ und spekuliert seither auch darüber, ob es sich dabei um die Überreste einstigen Marslebens handeln könnte (…GreWi berichtete).
Warum nicht auch schon die Viking-Sonden bei ihren Analysen nicht einmal geringste Spuren organischer Stoffe auf dem Mars gefunden hatten, obwohl der Mars fortwährend von kohlenstoffreichen Kleinstmeteoriten getroffen wird, stellt die Wissenschaftler nicht erst seit den jüngsten Funden vor ein Rätsel. Tatsächlich vermuten einige Forscher allerdings schon länger, dass die Viking-Sonden derartige Stoffe eigentlich gefunden hätten, wenn sie mit der richtigen Methode danach gesucht, bzw. damals noch unbekannte Inhaltsstoffe des Marsbodens miteinberechnet hätten. Stattdessen hätten die Viking-Sonden entsprechende Stoffe zerstört statt zu identifizieren.
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„Tatsächlich war der Kohlenstoff schon immer auf dem Mars vorhanden“, berichten Forscher vom Ames Research Center der NASA und französische Kollegen um Melissa Guzman vom Atmosphere, Media, Spatial Observations Laboratory (LATMOS) aktuell im „Journal of Geophysical Research: Planets“ (DOI: 10.1029/2018JE005544) und liefern darin eine Erklärung, warum der Kohlenstoff von den Viking-Sonden nicht gefunden werden konnte:
„Insgesamt wurden jeweils vier Bodenproben (von den Viking-Sonden) analysiert, in dem sie jeweils mehrfach in vier ansteigenden Schritten auf ein Maximum von 500 Grad Celsius erhitz wurden, um auf diese Weise jegliche im Boden vorhandenen flüchtigen organischen Inhaltsstoffe zu lösen und diese so zu detektieren. Während die Methode also nach organischen Stoffen im Marsboden suchte, war da stattdessen wahrscheinlich noch etwas anderes im Marsboden, mit dem die NASA damals noch nicht gerechnet hatte: Ein stark entzündlicher Brennstoff, der unbeabsichtigt jegliche organischen Stoffe verbrannt hatte.“
Tatsächlich hatte schon der NASA-Mars-Rover „Phoenix“ Perchlorate im Marsboden identifiziert (…GreWi berichtete), wie sie auf der Erde von Mikroorganismen als Energiequelle genutzt werden, Diese Perchlorate könnten als Brandbeschleuniger die Temperaturen in den Brennöfen der Sonden derart stark befördert haben, dass mögliche organische Stoffe verbrannt wären.
Tatsächlich registrierte „Curiosity“ schon 2013 Spuren von Chlorbenzol, nachdem auch der aktuelle NASA-Rover Bodenproben in seinen Brennkammern erhitzt hatte: Chlorbenzol wiederum entsteht als Nebenprodukt bei der Verbrennung von Kohlenstoff gemeinsam mit Perchloraten.
Aus diesem Grund suchte nun auch die aktuelle Studie erneut in den Viking-Daten nach Hinweisen auf Chlorbenzol, und wurde tatsächlich in den Daten von „Viking 2“ fündig. Die Autoren der Studie schlussfolgern, dass die Lander- und Laboreinheiten tatsächlich schon vor 40 Jahren Bodenproben mit organischen Stoffen in ihren Analysekammern hatten, diese aber unbeabsichtigt zerstört wurden, noch bevor sie überhaupt entdeckt werden konnten.
Wie weit die Suche nach einstigem oder sogar heute noch existierenden Marslebens heute bereits wäre, wenn schon damals Hinweise auf dessen chemische Grundlagen auf dem Mars gefunden worden wären, bleibt Spekulation. Es darf jedoch davon ausgegangen werden, dass die Erforschung des Mars vor dem Hintergrund einer solchen Entdeckung schon in den 1970er Jahren nicht so lange aufgeschoben worden wäre, wie dies angesichts eines vermeintlich kohlenstofflosen Roten Planeten lange Jahre der Fall war.
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