Studie legt nahe: Auch Bienen haben Emotionen und Stimmungen
Eine Hummel beim Nektarsammeln.
Copyright: Unistudent119 (WikimediaCommons) / CC BY-SA 3.0
London (Großbritannien) – Hummeln sind wahrscheinlich in der Lage, so etwas wie Emotionen zu empfinden. Zu dieser erstaunlichen Erkenntnis kommen britische Forscher anhand einer aktuellen Studie. Das Ergebnis stellt erneut unsere Vorstellungen vom Bewusstsein vermeintlich niederer Lebensformen in Frage.
In ihren Versuchen haben Clint Perry und Kollegen von der Queen Mary University of London in Folge von Futterbelohnungen sowohl körperliche Veränderungen als auch solche im Verhalten von Hummeln festgestellt. „Es hat fast den Anschein als erleben die Insekten so etwas wie Freude – ein Zustand, der die Tiere optimistischer erscheinen lässt“, so die Forscher aktuell im Fachjournal „Science“ (DOI: 10.1126/science.aaf4454).
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„Auch bei uns Menschen können wir ein vergleichbares Verhalten beobachten“, erläutert Perry und führt weiter aus: „Wenn wir beispielsweise ein gutes Stück Schokolade genießen, so reagieren wir darauf mit einer optimistischeren Einstellung auch anderen Dingen gegenüber – wir sehen beispielsweise einen Neuankömmling eher als potentiellen Freund, denn als potentiellen Feind. (…) Fröhlichkeit und Freude führen auch dazu, dass wir schneller negative Erfahrungen bei Seite schieben.“
Um zu untersuchen, ob auch das Verhalten der zur Familie der Echten Bienen gehörenden Hummeln einem ähnlichen Muster folgt, haben die Forscher 24 Hummeln darauf trainiert, einen bestimmten Ort und Farben im Labor mit mit Zuckerwasser oder mit normalem Wasser gefüllten Zylindern zu assoziieren. Danach verschlossen sie die Zylinder, verabreichten einem Teil der Hummelgruppe einen Tropfen Zuckerwasser. Dann bestimmten sie, wie lange es dauerte, bis die so gefütterten Hummeln einen separaten und offenen Zylinder anflogen, der zwischen den beiden zuvor geschlossenen und den Tieren bekannten Zylindern positioniert und mit einer Zwischenfarbe markiert war, sodass es für die zuvor auf eindeutige Farben trainierten Hummeln schwieriger war zu erkennen, ob sich dahinter Wasser, Zuckerwasser oder gar keine Belohnung befand.
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Das Ergebnis: Jene Hummeln, die zuvor schon den positiven Zuckerschock bekommen hatten, waren schneller in der Lage, den mittleren Zylinder anzufliegen als jene Tiere, die kein Zuckerwasser verabreicht bekommen hatten. „Es scheint also, als ob die erstere Gruppe eine optimistischere Einstellung gegenüber der Möglichkeit hatte, dass sich auch hinter dem unbekannten Zylinder eine Belohnung befinden könnte“, so die Forscher.
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Die Wissenschaftler erläutern hinzu, dass es auch nicht nur der Umstand des durch den Zucker zugeführten Energieschubes gewesen sei, der die Testhummeln aktiver werden ließ, schließlich waren beide Gruppen gleich schnell, wenn es darum ging, einen Zylinder anzufliegen, von dem die Tiere wussten, dass er eine Zucker-Belohnung beinhaltete und ebenso vergleichsweise langsam, wenn es sich nur um den Wasser-Zylinder handelte.
Um zu untersuchen, ob die Zucker-Belohnung den Hummeln auch bei der Bewältigung negativer Erlebnisse helfen kann, setzten die Forscher die Tiere einem inszenierten Angriff eines Räubers – etwa einer Spinne – aus, deren Angriff Hummeln meist nach kurzem Kampf überstehen. Jene Tiere, die zuvor die Zuckerwasser-Belohnung erhalten hatten, flogen nach dem gestellten Angriff bis zu vier Mal schneller zum Futterzylinder als jene ohne diese Belohnung. Auch aus diesen Beobachtungen schlussfolgern die Forscher, dass die süße Nahung positive Emotionen steigern und so die negative „Stimmung“ (in Folge des Angriffs) reduzieren. Ähnliches ist auch bei uns Menschen zu beobachten.
Unter Einfluss eines die Ausschüttung neurochemischer Dopamine (die beim Menschen mit dem Belohnungsempfinden in Zusammenhang stehen) unterdrückenden Medikaments, zeigten die Hummeln zudem den gegenteiligen Effekt. Auch das zeige, dass die beschriebenen Beobachtungen positiver Auswirkungen der Zucker-Belohnung – ähnlich wie beim Menschen – durch Wohlfühl-Dopamine ausgelöst wurden. „Das alles legt nahe, dass auch Hummeln Verhalten zeigen, die für gewöhnlich mit Gefühlen assoziiert werden“, so Perry abschließend, fügt aber vorsichtig hinzu: „Bedeutet das aber auch, dass Hummel positive Emotionen empfinden? Das können wir noch nicht sagen, aber unsere Studie legt zumindest nahe, dass dem so sein könnte und zeigt Wege auf, wie dies weiterführend untersucht werden kann.“
Gegenüber dem „New Scientist“ zeige sich auch andere, an der Studie selbst nicht beteiligte Wissenschaftler, von den Ergebnissen fasziniert, wenn auch nicht wirklich überrascht: „Sie haben Gehirne, die ganz ähnlich funktionieren wie unsere“, so Eirik Søvik vom Volda University College, gibt zugleich aber auch zu bedenken, dass es wohl noch zu früh sei, anhand des Nachweises von sich auswirkenden Neurochemikalien auf das wirkliche Empfinden von Glück und Fröhlichkeit bei Hummeln zu schließen, wie wir sie bei uns Menschen beobachten können. „Es ist schließlich kaum zu sagen, was Bienen möglicherweise denken.“
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