Tierstudie legt Verbindung zwischen Mobilfunkstrahlung und Krebs nahe
Symbolbild: Mobile Vieltelefonie (Illu.).
Washington (USA) – Die bislang umfangreichste Langzeit-Tierstudie setzt die Reihe von Studien fort, die ein erhöhtes Krebsrisiko durch mobile Vieltelefonie nahelegen. Allerdings sei auch das Ergebnis nicht eindeutig, unter anderem, weil die Zunahme der Krebserkrankungen nur bei den männlichen Tieren festgestellt werden konnte. Zugleich stellten sie Forscher überraschenderweise fest, dass die der Strahlung ausgesetzten Tiere insgesamt länger lebten als jene der unbestrahlten Kontrollgruppe.
Wie „ScienceMag.com“ berichtete, handelt es sich bei der am vergangenen Freitag veröffentlichten Daten um Teilergebnisse einer 25 Millionen Dollar teuren Studie an Ratten, in der die Möglichkeit einer Verbindung zwischen Krebs und der Langzeitbestrahlung mit genau jener Strahlung überprüft werden soll, wie sie von Mobiltelefonen und kabellosen Endgeräten abgestrahlt wird. Die Dosis wurde derart angewandt, um das der Strahlung Ausgesetztsein von täglichen Vieltelefonierern zu simulieren. Auf diese Weise wurden die durchschnittlich zwei Jahre lebenden Tiere täglich neun Stunden lang einer Ganzkörperbestrahlung ausgesetzt.
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Die Studie selbst wurde vom National Toxicology Program (NTP) des US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH) veröffentlicht und fand eine zwar geringe aber existente Häufung für zwei Arten von Krebs bei den der Radiofrequenzstrahlung von 900 Megahertz lebenslang ausgesetzten männlichen Ratten: Gliome, also Hirntumore, und Schwannom, also gutartiger und meist langsam wachsender Tumore des peripheren Nervensystems.
Mit dem vor der vollständigen Veröffentlichung stehenden Ergebnis stützt die neuen NTP-Studie frühere Einschätzung eines durch starke Vieltelefonie hervorgerufenen erhöhten Krebsrisikos, auf das seit 2011 schon die International Agency for Research on Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hinweist, in dem sie die Strahlung von Mobiltelefonen und vergleichbaren kabellosen Endgeräten als „möglicherweise krebserregend“ einstuft (…GreWi berichtete).
Warum jedoch nur die männlichen Tiere ein erhöhtes Erkrankungsrisiko aufweisen und die der Strahlung ausgesetzten Tiere länger leben, bleibe weiterhin ebenso ungeklärt wie die Diskussion um die Frage, inwiefern das Ergebnis der Test an Ratten auf den Menschen übertragen werden könne.
Weitere Erkenntnisse erhoffen sich Wissenschaftler u.a. von einer derzeit andauernden und auf fünf Jahre ausgelegten Studie in fünf europäischen Ländern. Diese dokumentiert zum einen das Mobiltelefonieverhalten von 300.000 Menschen und vergleicht dieses mit in dieser Gruppe auftretenden Krebserkrankungen, neurologische und Herzkrankheiten, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Auch das spanische Centre for Research in Environmental Epidemiology vergleicht dieses Verhalten bei 903 Hirntumorpatienten im Alter von 10 bis 24 Jahren mit dem von 1.800 gesunden Menschen.
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