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Studie: Ist Pluto doch ein richtiger Planet?

Aufnahme des Pluto durch die NASA-Sonde „New Horizon“ von 2015.
Copyright: NASA/JHUAPL/SwRI

Orlando (USA) – Mit der Degradierung des einst neunten Planeten unseres Sonnensystems Pluto zu einem Zwergplaneten, sorgte die Internationale Astronomische Union (IAU) 2006 für eine bis heute andauernde Kontroverse sowohl unter astronomisch interessierten Laien wie akademischen Astronomen und Planetenwissenschaftlern. Jetzt beschreibt ein aktueller Fachartikel jene Merkmale, die laut den Autoren nun doch dafür sprechen, Pluto seinen einstigen Planetenstatus wieder zuzusprechen.

Die beiden Hauptargumente gegen Pluto als Planet: Himmelskörper müssen ihre eigenen Umlaufbahn und deren Wirkungsbereich von anderen größeren unabhängigen Körpern bereinigt haben und zudem die größte Gravitationsmasse in ihrer eigenen Umlaufbahn besitzen. Da Pluto aber von der Schwerkraft seines Nachbarplaneten Neptun beeinflusst wird und sich seine Umlaufbahn mit zahlreichen Objekten des sogenannten Kuiper-Gürtels teilt, könne er nicht länger als Planet, sondern nur noch als Zwergplanet gelten, argumentierten 2006 Astronomen rund um Mike Brown vom California Institute of Technology (Caltech) – und bekamen von der versammelten IAU Recht.

In einem aktuell im Fachjournal „Icarus“ (DOI: 10.1016/j.icarus.2018.08.026) veröffentlichten Artikel, setzen sich nun Planetenwissenschaftler um Philip Metzger vom Florida Space Institute an der University of Central Florida für die Wiederherstellung des Planetenstatus von Pluto ein und erklären, dass der an Pluto gemessene Standard für die Klassifizierung von Planeten von der Wissenschaftsliteratur nicht gestützt werde.

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In der 200 Jahre zurückreichenden astronomischen Literatur (seit 1802) fanden Metzger und Kollegen demnach lediglich eine Veröffentlichung, die das Bereinigen der Umlaufbahn als Voraussetzung für den Planetenstatus beschreibt. Und selbst dieser Artikel sei mittlerweile inhaltlich überholt.

„Pluto nicht als ordentlichen Planeten anzuerkennen, würde bedeuten, dass wir den nach unserer Erde komplexesten Planeten im Sonnensystem nicht als solchen anerkennen würden“, so Metzger.

Gemeinsam mit seinen Kollegen hat Metzger eine Liste von mehr als 100 Beispielen zusamengestellt, in der Planetenwissenschaftler und Astronomen den Begriff „Planet“ entgegen der Vorgaben der IAU verwenden. Der Grund hierfür sei schlichtweg, dass diese Bezeichnung „funktionaler und nützlicher“ sei als die vielfach diskutierten Alternativen. Tatsächlich sei die geltender Planeten-Definition ungenau, nicht zuletzt, da gar nicht erläutert werde, was etwa mit der Bereinigung der Umlaufbahn genau gemeint sei. „Nimmt man es genau, dann würde es überhaupt keine Planeten geben, denn keiner unserer Planeten hat seine Umlaufbahn vollständig bereinigt“, so Metzger.

Stattdessen gehe aus der wissenschaftlichen Literatur die wirkliche Grenze zwischen Planeten und anderen Himmelskörpern wie etwa Asteroiden seit spätestens 1950 relativ klar hervor, als Gerard Kuiper einen Artikel über genau diesen Unterschied veröffentlicht hatte.

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Laut Metzger und Kollegen sollte die Planetendefinition auf den wesentlichen Eigenschaften eines Himmelskörpers selbst und nicht auf veränderlichen dynamischen Eigenschaften seiner Umlaufbahn basieren: „Diese Eigenschaften können sich fortwährend verändern und sind deshalb keine grundlegenden Beschreibungen eines Himmelskörpers, sondern lediglich die eines veränderlichen Zustands zu einem bestimmten Zeitpunkt.“

Stattdessen schlagen Metzger und Kollegen vor, Himmelskörper einzig und allein auf der Grundlage ihrer Größe bzw. Masse immer dann als Planeten zu bezeichnen, wenn diese groß genug ist, dass der Körper sozusagen von sich aus zur Kugelform wird.

Hierbei handele es sich denn auch nicht um eine willkürliche Definition, erläutern die Autoren der Studie: „Es ist ein Meilenstein in der Evolution eines Himmelskörpers, da dies der Startpunkt aktiver Geologie eines Körpers ist.“

Mit einem verborgenen Ozean, einer vielschichtigen Atmosphäre, organischen Verbindungen und heute noch sichtbaren Belegen für einstige Seen, sowie mehrere Monde, sei Pluto heute noch dynamisch aktiver und lebendiger als unser Nachbarplanet Mars. „Der einzige Planet, der eine noch komplexere Geologie aufweist ist unserer Erde“, so Metzger abschließend.

Ob die Argumentation der Pluto-Fürsprecher auch Wirkung zeigen wird, bleibt mindestens bis zur nächsten Jahreshauptversammlung der IAU im Spätsommer 2019 abzuwarten…

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Andreas Müller
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