Studie zeigt: Spirituelle Praktiken langweilen viele Menschen

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Wien (Österreich) – Obwohl spirituelle Praktiken weiterhin boomen und eigentlich zu einem tiefgründigeren Leben führen sollen, fühlen sich viele Menschen angesichts dieser Praktiken schnell gelangweilt. Zu diesem erstaunlichen Schluss kommt eine aktuelle Studie zum Phänomen der „spirituellen Langeweile“.
Wie das Psychologie-Team unter der Leitung des Bildungspsychologen Thomas Götz vom Institut für Psychologie der Entwicklung und Bildung an der Universität Wien gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der University of Essex aktuell im Nature-Fachjournal „Communications Psychology“ (DOI: 10.1038/s44271-025-00216-7) berichtet, trete Langeweile bei spirituellen Praktiken tatsächlich sogar häufig auf, berichten die Forschenden und warnen, dass diese spirituelle Langeweile zudem weitreichende und schädliche Folgen haben kann.
Messbare Langeweile
Die Untersuchung basierte auf der Kontrolle-Wert-Theorie (CVT), die Langeweile als aversive Emotion beschreibt. Sie wird maßgeblich von zwei Faktoren beeinflusst: der wahrgenommenen Kontrolle über eine Tätigkeit und ihrem subjektiven Wert.
Hierzu erklärt Götz: „Langeweile entsteht, wenn Menschen eine Tätigkeit als über- oder unterfordernd wahrnehmen – ein Hinweis auf ein unpassendes Maß an Kontrolle. Und sie entsteht auch, wenn der Wert der Tätigkeit nicht gesehen wird.“
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In der breit angelegten Untersuchung hatten die Forschenden fünf klassische spirituellen Praktiken in Fokus: Yoga, Meditation, Schweigeexerzitien, katholische Predigten und Pilgern. Hierzu wurden mehr als 1.200 Erwachsene befragt.
Vemeidbare Gründe
Meist seien Über- und Unterforderung und insbesondere eine fehlende persönliche Relevanz für die Praktizierenden die zentralen Auslöser für spirituelle Langeweile: „Diese wirken sich negativ auf die Motivation und Achtsamkeit bei Ausübung der Praktiken aus und können deren positive Effekte stark mindern.“
„Unsere Forschung zeigt, dass Langeweile in spirituellen Kontexten ein ernstzunehmendes Hindernis sein kann, das die transformative Kraft dieser Praktiken einschränkt“, so Götz.
Gerade in einer Welt, die von globalen Krisen wie der Klimakrise und sozialen Spannungen geprägt ist, suchen immer mehr Menschen nach spiritueller Orientierung. Die Studie zeigt jedoch, dass das Erleben von Langeweile diesen Prozess hemmen kann: „Es kommt darauf an, spirituelle Praktiken individuell anzupassen und ihren Sinn immer wieder zu betonen, um ihre transformative Wirkung für unsere Gesellschaft zu stärken“, betont Götz.
Das Forschungsteam empfiehlt hingegen, spirituelle Praktiken stärker zu personalisieren und auf die Bedürfnisse der Praktizierenden einzugehen. Ein offener Dialog über Herausforderungen und die Bedeutung der Praxis könne helfen, spirituelle Langeweile zu reduzieren und ihre positiven Effekte zu maximieren.
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Recherchequellen: Universität Wien
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