Studie zeigt: Unser Umgang mit Tieren und Umwelt befördert Übertragung von Infektionskrankheiten

Symbolbild: Gerodete Waldfläche in Panama. Quelle/Copyright: DirkvdM (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 3.0
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Symbolbild: Gerodete Waldfläche in Panama. Quelle/Copyright: DirkvdM (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 3.0

Symbolbild: Gerodete Waldfläche in Panama.
Quelle/Copyright: DirkvdM (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 3.0

Davis (USA) – In Zeiten der aktuellen Corona-Pandemie fällt es nicht nur US-Präsident Trump leicht, mit dem Finger auf China zu zeigen, um einen „Schuldigen“ für die Krise zu benennen. Doch sind es bei weitem nicht nur asiatische Tierhaltungs-, Verarbeitungs- und Essgewohnheiten, die das Aufkommen und die Verbreitung sogenannter zoonotischer Krankheiten befördern: Eine neue Studie zeigt: Es ist unser allgemeiner – direkter und indirekter – Umgang und Verhalten mit und gegenüber Tieren und unserer Umwelt.

Wie das Team um die Epidemiologin Christine Johnson von der University of California in Davis aktuell im Fachjournal “Proceedings of the Royal Society B” (DOI: 10.1098/rspb.2019.2736) berichtet, sei es unsere fortwährende Ausbeutung der natürlichen Umwelt – durch Jagd, Handel, Dezimierung des Lebensraums, Raubbau und Verstädterung – die das Verhalten von Säugetierpopulationen verändert und so auch zu einem Anstieg infektiöser Tierkrankheiten geführt habe, wie sie auch auf uns Menschen übergreifen können.

„Dort, wo der natürliche Lebensraum abnimmt, kommen Wildtiere zwangsläufig enger mit den Menschen in Kontakt und Wildtiere verlagern ihre Lebensräume, um anthropogenen Aktivitäten und Veränderungen der natürlichen Landschaft auszuweichen“, erläuterte Johnson. „Das hat das Auftreten von zoonotischen Krankheiten – also Infektionskrakheiten, die von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragen werden können – aus Wildtieren beschleunigt und uns einem Pandemierisiko ausgesetzt.“

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Für die Studie haben die Wissenschaftler einen großen Datensatz der 142 bekannten Viren zusammengestellt, die von Tieren auf Menschen übertragen werden, sowie der Arten, die als potenzielle Wirte in Frage kommen. Anhand der „Roten Liste“ der bedrohten Arten der Weltnaturschutzunion IUCN untersuchten sie Muster in Bezug auf die Häufigkeit dieser Arten, das Aussterberisiko und die zugrunde liegenden Ursachen für den Rückgang der Arten.

Wie die Studie zeigt, haben Infektionskrankheiten durch wildlebende Tiere im vergangenen Jahrhundert stark zugenommen, und die neuen Ergebnisse legen nahe, dass die am häufigsten vorkommenden Säugetiere einen großen Teil des Problems ausmachen.

Ein Vergleich der bis 2013 veröffentlichten Daten zu wilden und domestizierten Säugetieren mit Viren, die auf den Menschen übertragen werden können (zoonotische Viren) – zeigen demnach, welche Wechselwirkungen uns am meisten gefährden.

In ihrer Studie weisen die Autoren schlussendlich drei Gruppen von Tieren aus, die das größte Risiko für aufwiesen:

  • Haustiere, einschließlich Nutztiere, haben die höchste Anzahl von Viren mit Menschen geteilt, mit achtmal mehr zoonotischen Viren im Vergleich zu wilden Säugetierarten. Dies ist wahrscheinlich ein Ergebnis unserer häufigen engen Wechselwirkungen mit diesen Arten seit Jahrhunderten.
  • Wilde Tiere, deren Häufigkeit zugenommen hat und die sich gut an vom Menschen dominierte Umgebungen anpassen, teilen auch mehr Viren mit Menschen. Dazu gehören einige Nagetier-, Fledermaus- und Primatenarten, die unter Menschen, in der Nähe unserer Häuser sowie in der Nähe unserer Farmen und deren Feldfrüchte leben, was ein hohes Risiko für die Übertragung von Viren auf Menschen darstellt.
  • Am anderen Ende des Spektrums befinden sich bedrohte und gefährdete Arten. Dies sind Tiere, deren Populationsrückgang mit der Jagd, dem Handel mit Wildtieren und der Abnahme der Lebensraumqualität zusammenhängt. Hier sagen die Daten voraus, dass diese Arten doppelt so viele zoonotische Viren beherbergen wie bedrohte Arten, deren Populationen aus anderen Gründen abnahmen.

„Wir müssen wirklich achtsam sein, wie wir mit Wildtieren umgehen und welche Aktivitäten Menschen und Wildtiere zusammenbringen“, sagt Johnson abschließend. „Wir wollen schließlich keine Pandemien der aktuellen Größenordnung. Wir müssen also Wege finden, um sicher mit Wildtieren zusammen zu leben, da diese keinen Mangel an Viren haben, die auch uns gefährlich werden könnten.“

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Quelle: UC Davis

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