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Studie zeigt: Werkzeuggebrauch bei Schimpansen ist kulturell erlernt

Ein Schimpanse beim Knacken einer Nuss mithilfe eines Steins. Copyright: Kathelijne Koops, UZH
Ein Schimpanse beim Knacken einer Nuss mithilfe eines Steins.
Copyright: Kathelijne Koops, UZH

Zürich (Schweiz) – Werden Schimpansen Nüsse und Steine vorgesetzt, wissen sie damit von sich aus nicht viel anzufangen. Anhand von Experimenten zeigen Schweizer Verhaltensforscher, dass der Werkzeuggebrauch bei Schimpansen nicht instinktiv angelegt ist, sondern kulturell erlernt werden muss. Die Schimpansen-Kultur ist damit der menschlichen Kultur ähnlicher als bisher angenommen.

„Menschen verfügen über eine komplexe, kumulative Kultur: Verhaltensweisen werden von anderen erfahreneren Individuen abgeschaut und kopiert. Fähigkeiten und Technologien sammeln sich so über Generationen hinweg an und werden immer effizienter und komplexer“, erläutert die Pressemitteilung der Universität Zürich (UZH) und führt dazu weiter aus: „Eine anthropologische Theorie – die ‚Zone of Latent Solutions Hypothesis‘ – geht davon aus, dass Schimpansen nicht auf dieselbe Art und Weise lernen, sondern kulturelle Verhaltensweisen unabhängig voneinander stets neu erfinden können.“ Zu Unrecht, wie UZH-Anthropologieprofessorin Kathelijne Koops in einem Feldexperiment im Regenwald der Nimba-Berge in Guinea zeigen konnte.

Wie die Wissenschaftlerin gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen aktuell im Fachjournal „Nature Human Behaiour“ (DOI: 10.1038/s41562-021-01272-9) beschreibt, haben sie in vier aufeinander aufbauenden Experimenten mit wild lebenden Tieren untersucht, ob Schimpansen komplexe Verhaltensweisen wie das Knacken von Nüssen mithilfe von Steinen tatsächlich individuell entwickeln.

– Zunächst bekamen diese Ölpalmennüsse und Steine vorgelegt.
– In einem zweiten Schritt fügten die Forscher dem Versuchsaufbau eine ganze Ölpalmenfrucht hinzu.
– Im dritten Experiment platzierten die Forschenden die bereits aufgeknackten Nüsse als Stimulus auf den Steinen, so dass die essbaren Kerne gut sichtbar waren.
– Und schließlich wurde den Schimpansen eine andere leichter zu knackende Nussart (Coula) zusammen mit Steinen vorgesetzt.

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„Die Schimpansen erkundeten die Nüsse und Steine zwar, knackten aber auch nach mehr als einem Jahr keine Nüsse“, berichten die Forschenden. „Insgesamt besuchten 35 Schimpansengruppen (oder Untergruppen) die Experimente, von denen 11 Gruppen die Versuchsgegenstände genau untersuchten. Die Schimpansen erkundeten die Experimente eher, wenn sie in größeren Gruppen kamen. Nur gerade ein Weibchen wurde dabei beobachtet, wie es von der Palmfrucht aß. In keinem Fall aber knackten oder fraßen die Schimpansen die Ölpalmen- oder die Coula-Nüsse.“

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Die Ergebnisse legen nahe, dass Schimpansen kulturelle Verhaltensweisen eher wie Menschen erwerben und einen komplexen Werkzeuggebrauch nicht einfach selbst erfinden. „Das fehlende Vorhandensein eines Modells, von dem man lernen kann, scheint dabei das entscheidende Element zu sein“, so Koops abschließend. „Schimpansen sind unsere nächsten lebenden Verwandten. Mit Erkenntnissen über sie können wir herausfinden, was die menschliche Kultur einzigartig macht – und was nicht. Unsere Studie deutet darauf hin, dass die kulturelle Evolution von Schimpansen und Menschen kontinuierlicher verläuft, als bisher angenommen, und die kumulative Kultur, die primär dem Menschen zugeschrieben wird, bereits in Schimpansen angelegt sein könnte.“




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Recherchequelle: Universität Zürich

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Autor und Publizist
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(Kornkreisforscher)

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