Studie zeigt, wie eine andere Erde uns finden könnte

Quelle: SETI Institute
Mountain View (USA) – Sollte eine außerirdische Zivilisation mit einer Technologie existieren, die der unseren ähnelt, könnte sie dann die Erde und Hinweise auf uns Menschheit entdecken? Falls ja, welche Signale wären erkennbar und aus welcher Entfernung?
Genau diese Fragen hat ein Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Sofia Sheikh vom SETI-Institut in Zusammenarbeit mit dem Characterizing Atmospheric Technosignatures-Projekt und dem Penn State Extraterrestrial Intelligence Center in einer aktuellen Studie untersucht.
Hierzu nutzen die Forscher ein theoretisches, modellbasiertes Verfahren, um die verschiedenen Arten von Technosignaturen gemeinsam statt getrennt zu untersuchen. „Die Ergebnisse zeigen, dass Radiosignale – insbesondere planetare Radarstrahlung wie die des ehemaligen Arecibo-Observatoriums – die auffälligsten Technosignaturen der Erde wären. Sie könnten potenziell aus einer Entfernung von bis zu 12.000 Lichtjahren wahrgenommen werden“, berichten die Forscherinnen und Forscher.
Wie das Team aktuell im „Astronomical Journal“ (DOI: 10.3847/1538-3881/ada3c7) erläutern, wären atmosphärische Technosignaturen, wie Stickstoffdioxid-Emissionen, dank moderner Instrumente wie dem James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) und dem geplanten Habitable Worlds Observatory (HWO) mittlerweile besser nachweisbar als noch vor einem Jahrzehnt. „Mit dem HWO könnten diese Emissionen aus bis zu 5,7 Lichtjahren Entfernung erfasst werden – gerade über die Distanz zu unserem nächsten stellaren Nachbarn, Proxima Centauri, hinaus.
Je näher man der Erde kommt, desto mehr menschengemachte Signaturen wären gleichzeitig erkennbar, darunter Stadtlichter, Laser, Wärmeinseln und Satelliten. Diese würden ein umfassendes Bild unserer technologischen Präsenz vermitteln.
„Unser Ziel war es, SETI für einen Moment auf die Erde zurückzubringen und zu reflektieren, wo wir mit den Technosignaturen der Erde und unseren Nachweismöglichkeiten heute tatsächlich stehen“, sagte Macy Huston, Mitautorin und Postdoktorandin am Department of Astronomy der University of California, Berkeley. „In der SETI-Forschung sollten wir nie annehmen, dass außerirdisches Leben und Technologie genau wie unsere sein müssen. Aber es hilft, unsere eigenen Signaturen zu quantifizieren, um die Suche nach außerirdischer Intelligenz in Perspektive zu setzen.“
Dr. Sheikh ergänzt: „Einer der faszinierendsten Aspekte dieser Arbeit war es, SETI als kosmischen Spiegel zu nutzen. Wie sieht die Erde für den Rest der Galaxie aus? Und wie würden unsere gegenwärtigen Auswirkungen auf unseren Planeten von außen wahrgenommen? Natürlich kennen wir die Antwort nicht, aber diese Studie erlaubt es uns, mögliche Annahmen zu extrapolieren – etwa, wenn wir eines Tages einen Planeten mit hohen Konzentrationen von Schadstoffen in seiner Atmosphäre entdecken.“
Irdische SETI-Wissenschaftler suchen schon lange nach fortschrittlichen außerirdischen Zivilisationen, indem sie nach technologischen Signalen suchen – Muster und Signaturen also, die nicht durch natürliche oder astrophysikalische Phänomene erklärt werden können und entsprechend auf intelligentes Leben hindeuten könnten.
„Diese sogenannten Technosignaturen können in verschiedenen Formen auftreten. Die gängigste Methode ist die Nutzung von Radioteleskopen zur Suche nach künstlichen Funksignalen. Daneben werden auch optische Teleskope verwendet, um nach Laserimpulsen zu suchen, die auf Kommunikations- oder Antriebsmechanismen hinweisen könnten.
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Ein weiterer Ansatz besteht darin, die Atmosphären von Exoplaneten in habitablen Zonen auf chemische Signaturen zu untersuchen, die auf Leben oder industrielle Aktivitäten hindeuten könnten. Darüber hinaus spekulieren SETI-Wissenschaftler über Technologien, die weit über unsere aktuellen Möglichkeiten hinausgehen, etwa Dyson-Sphären. Solche futuristischen Technologien wurden in dieser Studie jedoch nicht betrachtet.“
Die aktuelle Studie zeigt, wie die Technosignaturen der Erde als mehrwellenlängiger Bezugsrahmen genutzt werden können, um die Erkennbarkeit von Technologie auf anderen Planeten besser zu verstehen. „Zukünftige Teleskope und Empfänger könnten unsere Sensitivität verbessern oder neue Technosignaturen, etwa weitere atmosphärische Verschmutzungsindikatoren, identifizieren“, so die Forschenden abschließend. „Wiederholte Untersuchungen dieser Art in den kommenden Jahren, während sich astronomische Technologien und der menschliche Einfluss auf die Erde weiterentwickeln, könnten neue Erkenntnisse liefern und unsere Suche nach außerirdischem Leben verfeinern.“
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Recherchequelle: SETI Institute
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