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Suche nach außerirdischer Intelligenz: Ist auch die KI anfällig für Pareidolie?

Dawn-Aufnahme der hellen Flecken “Vinalia Faculae” im Innern des Occator-Kraters auf Ceres. Im zentralen Teil ist eine quadratische Struktur zu sehen (siehe Ausschnittsvergrößerung), die nicht nur menschlichen Betrachtern merkwürdig erscheint. Copyright: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA/PSI
Dawn-Aufnahme der hellen Flecken “Vinalia Faculae” im Innern des Occator-Kraters auf Ceres. Im zentralen Teil ist eine quadratische Struktur zu sehen (siehe Ausschnittsvergrößerung), die nicht nur menschlichen Betrachtern merkwürdig erscheint.
Copyright: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA/PSI

Cádiz (Spanien) – Angesichts unvorstellbar großer Datenmengen wird es für Menschen immer schwerer, in den Daten und Fotos planetarer Sonden nach möglichen Spuren intelligenter Lebewesen, etwa auf dem Mond, Mars oder fernen Zwergplaneten zu suchen. Aus diesem Grund setzten einige Forscher auf intelligente Algorithmen der künstlichen Intelligenz (KI), um solche Mammutaufgaben zu bewältigen. Eine aktuelle Studie zeigt nun allerdings, dass auch die KI Dinge entdeckt und sie als Beweis für intelligentes Wirken interpretiert, die so vielleicht gar nicht in dieser Form vorhanden sind. Doch die Beobachtung hat auch einen Haken…

“Die Auswertung durch die KI kann uns bei der Suche nach Spuren außerirdischer Intelligenz ebenso täuschen, wie das menschliche Auge“, resümiert das Team um den Neuropsychologen Gabriel G. De la Torre von der spanischen Universidad de Cádiz in seiner aktuell im Fachjournal „Acta Astronautica“ (DOI: 10.1016/j.actaastro.2019.11.013) veröffentlichten Studie.

In dieser haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zunächst einen Algorithmus darauf trainiert, geometrische Formen auf Fotos zu identifizieren und das Programm dann auf Aufnahmen der NASA-Sonde „Dawn“ aus dem Innern des Occator-Kraters auf dem Zwergplaneten Ceres angesetzt. Dieser Krater wurde für seine hellen Flecken bekannt, über deren Natur Wissenschaftler zunächst rätselten, die sich nach einer Analyse der Sonde dann jedoch als salzige eisvulkanische Ablagerungen herausgestellt hatten (…GreWi berichtete).

Schon zuvor war auf Nahaufnahmen einiger dieser hellen Flecken, die als „Vinalia Faculae“ bezeichnet wurden, eine quadratische Struktur aufgefallen, die von einigen Betrachtern als künstliches Muster, von anderen jedoch als zufälliges Spiel aus Licht und Schatten interpretiert wurde (…GreWi berichtete).

Tatsächlich haben schon einige Wissenschaftler und Forscher, die sich der Suche nach außerirdischer Intelligenz (Search for Extraterestrial Intelligence, SETI) verschrieben haben, die SETI-Gemeinde dazu aufgefordert, diese Suche auch auf die Suche nach künstlichen Strukturen auf anderen Welten auszuweiten und haben auch die Nutzung von KI-Algorithmen für diese Suche vorgeschlagen (…GreWi berichtete).

Hintergrund: Pareidolie
Von sogenannter Pareidolie sprechen Wahrnehmungspsychologen dann, wenn unser Gehirn in eigentlich chaotischen Mustern und Strukturen, wie etwas natürlichen Wolken- und Felsformationen aber auch im Muster einer Raufasertapete, uns bekannte Muster und Objekte, wie Gesichter und Tierkörper zu erkennen glaubt.

Ausschnittsvergrößerung des „Ceres Quadrats“ (o.) und die KI-Analyse, laut der das Quadrat zudem exakt von einem Dreieck eingeschrieben wird, Copyright: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA (Dawn-Aufnahme) / De la Torre et al.
Ausschnittsvergrößerung des „Ceres Quadrats“ (o.) und die KI-Analyse, laut der das Quadrat zudem exakt von einem Dreieck eingeschrieben wird,
Copyright: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA (Dawn-Aufnahme) / De la Torre et al.

In ihrem aktuellen Experiment haben De la Torre und Kollegen diese Aufnahmen des Ceres-Quadrats nicht nur 163 menschlichen Betrachtern, sondern auch dem zuvor trainierten KI-System zur Auswertung vorgelegt. Ziel war es herauszufinden, ob die KI tatsächlich bei der Suche nach künstlichen und technologischen Signaturen einer außerirdischen Intelligenz behilflich sein kann.

„Tatsächlich ist das Quadrat in Vinalia Faculae so deutlich, dass es nicht nur von einigen Betrachtern als solches gesehen und beschrieben wird“, so die Forscher. Das Ergebnis: „Sowohl Menschen als auch die KI entdeckten auf den Occator-Aufnahmen das Quadrat direkt. Darüber hinaus, identifizierte die KI aber auch noch ein Dreieck, in das Quadrat eingeschrieben zu sein scheint. Auf diesen Umstand hingewiesen, steig auch der Anteil der menschlichen Betrachter, die nun ebenfalls das Dreieck sahen. „KI-Systeme können also offenbar an den gleichen Problemen leiden, wie ihre Erschaffer“, so die Forscher.

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Anhand dieser Ergebnisse ziehen die Forscher gleich mehrere Schlussfolgerungen: “Auf der einen Seite, könnte also auch die KI natürliche Strukturen mit künstlichen verwechseln und unmögliche oder gar falsche Dinge als intelligente Strukturen ausweisen. Dieser Umstand könnte die Nutzbarkeit der KI für SETI in einigen Fällen also kompromittieren. Wir müssen also vorsichtig sein, wenn wir die KI dafür nutzen. Auf der anderen Seite könnte die KI dabei etwas identifizieren, das unser Verstand (noch) nicht versteht oder nicht akzeptieren kann. Auf diese Weise könnte die KI zukünftig also Tore zu Realitäten öffnen, auf die wir heute noch gar nicht vorbereitet sind.“ Mit letztem Satz beschreibt De la Torre denn auch den Haken der Schlussfolgerung und gesteht abschließend ein: „Denn wir müssen uns auch fragen: was ist, wenn das Quadrat und das Dreieck in den Vinalia Faculae auf Ceres nicht – was am wahrscheinlichsten ist – nur ein Spiel aus Licht und Schatten, sondern vielleicht tatsächlich künstliche (und damit intelligente) Strukturen sind?“

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GreWi-Dossier: Ceres’ mysteriöser heller Fleck
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Quelle: Spanish Foundation for Science and Technology (FECYT)

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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