Künstlerische Darstellung eines Roten Zwergs, der von einer Super-Erde umkreist wird (Illu.).
Copyright: ESO/L. Calçada
Mountain View (USA) – Das SETI Institute hat damit begonnen, nun auch in der Umgebung von rund 20.000 roten Zwergsternen nach intelligenten Signalen möglicher dortiger Zivilisationen zu suchen. Bislang galt es den SETI-Astronomen für wenig wahrscheinlich, dass Rote Zwerge Leben oder gar Intelligenz auf dortigen Planeten hervorgebracht zu haben.
„Rote Zwerge wurden bislang von SETI kaum beachtet“, gesteht Jon Richards vom SETI Institute ein und erläutert diese Praktik mit der lange Zeit gültigen Annahme, dass intelligente Spezies wahrscheinlich hauptsächlich auf Planeten um sonnenähnliche Sterne zu finden seien, da auch die habitable Zone um diese Zwergsterne kleiner ist, als um sonnenähnliche Sterne. Bei der habitablen Zone handelt es sich um jene Abstandregion, innerhalb derer ein Planet seinen Stern umkreisen muss, damit auf seiner Oberfläche aufgrund gemäßigter Temperaturen Wasser in flüssiger Form – und damit die Grundlage des irdischen Lebens – existieren kann. Zudem würden Planeten innerhalb dieser „grünen Zone“ um Rote Zwerge sehr schnell an ihren Stern rotationsgebunden, diesem also – wie der Erdenmond der Erde – immer die gleiche Seite zuwenden. Auf diese Weise – so die lange Zeit gehegte Vorstellung – würden sich solche Planeten derart aufheizen, dass dortiges Leben – geschweige denn Intelligenz – kaum vorstellbar war.
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Allerdings zeigten neuste Studien, so gestehen die SETI-Astronomen jetzt ein, dass dortige Planeten – so sie über Ozeane und Atmosphären verfügen – die Wärme der ihrem Stern zugewandten Seite global verteilen würden und so zumindest große Teile der Planetenoberfläche lebensfreundliche Bedingungen aufweisen könnten (…GreWi berichtete). Hinzu belegen die bisherigen Daten zu entdeckten Exoplaneten, dass bis zur Hälfte aller Roten Zwerge über Planeten innerhalb ihrer habitablen Zonen verfügen könnten. Dieser Anteil könnte damit den potentiell lebensfreundlicher Planeten um sonnenähnliche Sterne noch übersteigen.
„Dreiviertel aller Sterne die wir kennen, sind Rote Zwerge“, fügt der bekannte SETI Astronom Seth Shostak hinzu. „Das bedeutet, dass wenn man die nächstgelegenen 20.000 dieser Zwergsterne beobachtet, hier die Wahrscheinlichkeit höher liegt als bei sonnenähnlichen Sternen, dass es dort lebensfreundliche Planeten geben könnte. Und je näher ein Stern unserer Erde ist, desto deutlicher wären auf Signale von diesen Welten.“
Zudem steige die Chance, dass auf Roten-Zwerg-Planeten auch intelligentes Leben entstanden sein könnte, da diese in der Regel einige Milliarden Jahre älter sind als unsere Sonne und ihr ähnliche Sterne. „In diesem Fall könnte älter also besser sein“, fügt Shostak hinzu.
Die Suche nach intelligenten Signalen von Roten Zwergen beginnt das SETI Institute mit der Allen Telescope Array aus 42 Radioantennen in den Cascade Mountains im Norden Kaliforniens.
Die Radioantennen der Allen Telescope Array des SETI Instituts.
Copyright: SETI Institute
„Wir werden die anvisierten Sterne in verschiedenen Bandbreiten zwischen 1 und 10 GHz eingehend absuchen“, erklärt Gerry Harp vom SETI Institute. „Etwa die Hälfte dieser Bandbreiten liegen innerhalb der sogenannten ‚magischen Frequenzen‘ und damit an Plätzen des kosmischen Frequenzreglers, die mit mathematischen Konstanten in Verbindung gebracht werden können. Es ist davon auszugehen – wenn auch noch spekulativ – dass auch außerirdische Intelligenzen, die versuchen auf sich aufmerksam zu machen, Signale innerhalb dieser Frequenzen generieren würden.“
Die neue Suche nach SETI-Signalen von Roten Zwergsternen soll rund zwei Jahre andauern und die am meist geeigneten 20.000 von 70.000 Roten Zwergen auswählen, die von dem Astronom Andrew West von der Boston University zusammengestellt wurden. Zugleich wird sich die Suche auch an den neusten Daten des NASA-Exoplanetenteleskops TESS (Transiting Exoplanet Survey Satellite) orientieren, mit dem gezielte Planeten um Sonnennähe Sterne, darunter auch Rote Zwerge, gesucht werden sollen.
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