Der Große Platz von Tikal, die Nordakropolis und Tempel I.
Copyright: Shark (via WikimediaCommons), CC BY-SA 3.0
Tikal (Guatemala) – Ein weitflächiger Scan des Regenwaldes im nördlichen Guatemala offenbart erstmals ein bislang ebenso unbekanntes wie ausgedehntes Netzwerk aus sage und schreibe rund 60.000 Bauwerken der Maya rund um deren Stadt Tikal. Damit zeigt sich, dass Tikal einst eine noch gewaltigere Megapolis war und einige Millionen mehr Menschen beherbergte als dies bislang angenommen wurde.
Zutage traten die vom Regenwald größtenteils vollständig verdeckten Strukturen durch Scans mit Hilfe der sogenannten LIDAR-Technologie (Light Detection And Ranging). Hierbei wird das zu vermessende Gebiet aus der Luft mit jeweils 25 bis 500 Laserpulsen pro Quadratmeter abgetastet. Aus den Daten kann dann der Bewuchs herausgerechnet werden, wodurch das Geländeprofil darunter hochauflösend in Form geodätischer Aufnahmen zum Vorschein kommt. Anhand dieser Bilder können dann neben geomorphischen Eigenschaften der Landschaft auch beispielsweise archäologische Strukturen herausgelesen werden.
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Insgesamt besitz das nun abgesuchte Gebiet eine Fläche von rund 2.100 Quadratkilometern rund um Tikal. Bei den Strukturen selbst handelt es sich um Straßen, Brücken, Befestigungsanlagen, Türme, Behausungen, Siedlungen und Pyramidentempel. Neben den Gebäuden offenbaren die LIDAR-Scans auch die Spuren einst landwirtschaftlich genutzter Flächen, die jahrhundertelang die Versorgung der Maya sicher stellte. Damit ist Tikal bis zu viermal größer als bislang gedacht, berichten die Archäologen um Thomas Garrison vom Ithaca College.
Das mit der LIDAR-Technolgie zunächst gescannte Regenwaldprofil (o.) verdeckt die darunter verborgenen, durch die digitale Entfernung der Bewaldung zu Tage tretenden Strukturen (u.).
Copyright: ithaca.edu
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Die Entdeckung besitze ein derartiges Ausmaß, dass die „ehrlich gesagt unsere Forschungsdisziplin völlig auf den Kopf stellt“, so der Maya-Experte Garrison. „Die hiesige antike Population, wie sie sich hier konzentrierte, war deutlich größer als bislang angenommen.“ Die Forscher schätzen nun, dass de hiesige nicht nur einige wenige Millionen Menschen, sondern bis zu 20 Millionen umfasste.
Die LIDAR-Scans selbst sind jedoch erst der Anfang und sollen nun dabei helfen, die interessantesten Orte für eine Vorort-Erforschung zu identifizieren.
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