Tümpel flüssigen Wassers unter dem Südpoleis des Mars entdeckt

Lesezeit: ca. 2 Minuten


Radaraufnahmen des Marsuntergrunds unweit der permanenten Eiskappe des Mars-Südpols (l.) zeigen ungewöhnlich hell reflektierende Signale (r. blau).

Copyright: ESA/NASA/JPL/ASI/Univ. Rome; R. Orosei et al 2018

Bologna (Italien) – Verborgen unter Eisschichten in der Südpolregion des Mars, offenbaren Radardaten der europäischen Mars-Sonde „Mars Express“ einen Tümpel mit flüssigem Wasser. Damit wäre die langjährige Frage beantwortet, ob es auch heute noch auf dem Mars Wasser in flüssiger Form gibt. Selbst Leben in dem salzigen Marsgewässer wollen die ESA-Wissenschaftler nicht ausschließen

Noch heute kündigen gewaltige Täler, Kanäle und trockene Flussbetten, sowie von Wasser hinterlassene Mineralien im Marsboden von einer Zeit, als die heute trockene Marsoberfläche von flüssigem Wasser geformt wurde. Und während bereits zuvor gewaltige, heute unkenntlich von Staub bedeckte Wassereislager an den Polen des Mars entdeckt wurden, war die Existenz von Wassereisreservoiren unterhalb der polaren Eiskappen bislang lediglich Inhalt von Vermutungen und wissenschaftlichen Kontroversen (…GreWi berichtete).

Schon von der Erde wissen wir, dass der gewaltige Druck von Gletschern den Gefrierpunkt von darunter befindlichem Wasser reduziert. Hinzu ist mittlerweile bekannt, dass es im Marsboden Perchlorat-Salze gibt, die den Gefrierpunkt des Wassers ebenfalls auf bis zu minus 60 Grad Celsius herabsetzten und so Wasser selbst unter Minusgraden flüssig halten können.

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +

Anhand der Daten des MARSIS-Instrumnents (Mars Advanced Radar for Subsurface and Ionosphere Sounding) an Bord von „Mars Express“ haben Forscher um den leitenden ESA-Wissenschaftler des MARSIS-Instruments, Roberto Orosei vom Istituto Nazionale di Astrofisica in Bologna nun festgestellt, dass die südliche Polarregion Planum Australe aus verschiedenen Schichten aus Wassereis und Staub besteht, die bis in eine Tiefe von 1,5 Kilometer tief hinabreichen.

In ihrer aktuell im Fachjournal „Science“ (DOI: 10.1126/science.aar7268) veröffentlichten Studie, konzentrierten sich die Forscher auf ein Gebiet von rund 200 Kilometer Größe und entdeckten hier eine etwa 20 Kilometer breite Zone in der unterhalb der Eisschichten besonders stark reflektierendes Material, das sie für einen stabilen See aus flüssigem Salzwasser halten, da alterative Erklärungen ausgeschlossen werden konnten. Um dieses Signal mit MARSIS zu entdecken, muss dieses Gewässer mindestens mehrere dutzend Zentimeter dick sein.


Radar-Querschnitt durch das untersuchte Gebiet (s. o.) zeigt die bekannten Schichten aus Eis- und Staub (r. Pfeil Mitte) unterhalb der Oberfläche (Pfeil l.) und die darunter liegende, stark reflektierende Schicht, die die Forsche als flüssiges Salzwasser interpretieren (Pfeil r.).

Copyright: ESA/NASA/JPL/ASI/Univ. Rome; R. Orosei et al 2018

„Diese unter der Oberfläche verborgene Anomalie hat alle Radareigenschaften von Wasser oder von stark mit Wasser angereicherten Sedimenten“, berichtet Orosei. „Es handelt sich zwar nur um eine kleine Fläche, aber schon die Vorstellung, dass es davon noch mehr geben könnte, ist bereits faszinierend.“

Die Autoren des Fachartikels vergleichen die Entdeckung mit dem vier Kilometer unter dem Eis der irdischen Antarktis gelegenen Wostok-See (…GreWi berichtete) und anderen subglazialen antarktischen Seen. Da auch in deren salzigem Wasser bekanntlich Mikroorganismen existieren, könnten auch die verborgenen Wasserreservoire des Mars derartigen Lebensformen Lebensräume geboten haben und vielleicht auch heute noch bieten.

© grenzwissenschaft-aktuell.de