UFO-Hotspot Japan: Verteidigungsminister bestätigt US-Daten

Im Rahmen einer Anhörung des Sicherheitsausschusses des japanischen Repräsentantenhauses antworte der japanische Verteidigungsminister Minoru Kihara am 9. November 2023 auch auf Anfragen zum Umgang Japans mit UFOs bzw. UAP. Quelle: Youtube
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Im Rahmen einer Anhörung des Sicherheitsausschusses des japanischen Repräsentantenhauses antworte der japanische Verteidigungsminister Minoru Kihara am 9. November 2023 auch auf Anfragen zum Umgang Japans mit UFOs bzw. UAP.Quelle: Youtube

Im Rahmen einer Anhörung des Sicherheitsausschusses des japanischen Repräsentantenhauses antworte der japanische Verteidigungsminister Minoru Kihara am 9. November 2023 auch auf Anfragen zum Umgang Japans mit UFOs bzw. UAP.
Quelle: Youtube

Tokyo (Japan) – Während einer Sitzung eines Sicherheitsausschusses des japanischen Unterhauses am 9. November 2023 stellte ein Abgeordneter der Regierung Fragen über UFOs/UAP in Japan. Obwohl die Antwort noch verhalten ausfiel, bestätigte der japanische Verteidigungsminister Minoru Kihara Angaben, die zuvor aus Daten der US-UFO-Untersuchungsbehörde AARO hervorgingen und die Japan als einen der weltweiten von US-Sensoren registrierten UFO-Hotspots und das Land als Partner der US-Ufo-Untersuchungen ausweisen. Auch aus deutscher Perspektive ist diese Erkenntnis interessant.

Am 9. November 2023 tagte der Sicherheitsausschuss des japanischen Repräsentantenhauses Shugiin (s. Video u.), an dessen Ende auch der sich in der UFO-Frage engagierende Abgeordnete der japanischen Innovationspartei Yosiharu Asakawa (s. Abb. l.) mit Fragen an die Regierung zu Wort kam.

Auf seine Frage, ob die japanische Regierung, ebenso wie die USA, die Existenz von unidentifizierten Flugobjekten und anomalen Phänomenen (UFOs/UAP) anerkenne, erklärte ein Sprecher für Verteidigungspolitik, dass sich Japan der Situation in den USA bewusst sei, diese Phänomene auch die Sicherheit Japans betreffen und das japanische Verteidigungsministerium bei der Sammlung und Analyse entsprechender Informationen mit den USA zusammenarbeite.

Mit Verweis auf die Anhörungen vor dem US-Kongress, die Aussagen des sog. UFO-Whistleblowers David Grusch und die damit einhergehenden politischen und öffentlichen Diskussionen bemängelte Asakawa, dass eine solche Diskussion bislang in Japan noch nicht existiert.

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Zugleich erkundigte sich Asakawa, ob es möglich sei, die Ergebnisse der Zusammenarbeit mit der US-UFO-Untersuchungsbehörde (AARO) und Analysen zu veröffentlichen. Daraufhin erklärte der Ministeriumssprecher weiter, dass diese Informationen deshalb nicht veröffentlicht werden können, weil sie mit Beziehungen zu den USA verbunden seien. Er bestätigte jedoch, dass UAP/UFOs auch in Japan als Frage der (nationalen) Sicherheit angesehen werden, nicht zuletzt, weil sie das Verteidigungssystem überlasten könnten.

Sich auf die vom AARO kürzlich veröffentlichte und aktualisiert Karte der weltweiten UFO-Hotspots (…GreWi berichtete) beziehend, hob Asakawa hervor, dass diese besonders das westliche Japan als einen der weltweiten UFO-Hotspots ausweise. (Anm. GreWi: Wie das AARO und AARO-Direktor Dr. Sean Kirkpatrick wiederholt erklärten, bildet diese Karte die weltweiten UFO-Hotspots auf der Grundlage des Vorhandenseins von US-Sensorik aufgrund von US-Einrichtungen wie Militärbasen ab. Die ausgewiesenen Hotspots bilden also weniger ein allgemeines Bild von UFO-Sichtungen als primär die Verteilung solcher US-Einrichtungen ab.)

Hierauf antwortete Japan Verteidigungsminister Minoru Kihara persönlich und bestätigte, dass es in der von AARO ausgewiesenen Region tatsächlich vermehrt zu UAP-Beobachtungen komme. Zudem bestätigte Kihara ebenfalls, dass man Informationen und Analysen zu UAP mit den USA austausche und auch zukünftig die Situation verfolge und beobachten werde.

AARO-Weltkarte der UAP-Hotspots aus dem am 19. November 2023 veröffentlichten AARO-Jahresbericht.Copyright/Quelle: AARO

AARO-Weltkarte der UAP-Hotspots aus dem am 19. Oktober 2023 veröffentlichten AARO-Jahresbericht.
Copyright/Quelle: AARO

Damit korrigiert bzw. aktualisiert der japanische Verteidigungsminister des stellvertretenden Kabinettchefsekretärs Yoshihiko Isozaki vom 27. Juni 2022, der damals in Folge der Veröffentlichung angeblicher UFO-Fotos aus Japan durch eine zivile UFO-Forschungsgruppe erklärt hatte, „dass es derzeit keine besonderen Fälle zu berichten gebe“ (…GreWi berichtete).

Erst 2020 hatte auch das japanische Verteidigungsministerium in Folge der damaligen Eingeständnisse der USA von UFO-Sichtungen durch US-Piloten die Einrichtung einer offiziellen UFO-Meldevorlage für japanische Militärangehörige erarbeitet und initiiert (…GreWi berichtete 1, 2). Wie auch in Deutschland existiert auch in Japan bislang keine offizielle eigenständige Behörde zur Untersuchung von UFO-Sichtungen, wie sie der Abgeordnete Asakawa abschließend forderte.

Die Bestätigung sowohl der von der AARO-Weltkarte angezeigten UFO-Aktivitäten im westlichen Japan als auch die der direkten Kooperation und des Austauschs Japans mit den USA ist auch aus deutscher Perspektive interessant:

Wie in Japan, so verfügen die US-Streitkräfte auch über zahlreiche Stützpunkte in Deutschland (s. Karten). Und obwohl etwa das rheinland-pfälzischen Ramstein der mittlerweile größte US-Stützpunkt in Europa beheimatet und auch zahlreiche andere Basen wichtige Knoten-, Versorgungs- und Ausbildungspunkten des US-Militärs außerhalb der USA bilden, weist UAP-Sichtungsaktivitäten über Deutschland aus.

US-Stützpunkte in Deutschland (l.) und Japan (r.).Copyright/Quelle: via WikimediaCommons / CC BY-SA 4.0

US-Stützpunkte in Deutschland (l.) und Japan (r.).
Copyright/Quelle: via WikimediaCommons / CC BY-SA 4.0

Einzig und alleine Polen bildete noch in den vorherigen Versionen dieser Karte von 2022 die europäische Ausnahme. Auch hier war es, wie GrenzWissenschaft-Aktuell.de (GreWi) zeigen konnte, die in diesem Zeitraum verstärkten US-Aktivitäten und die damit einhergehende verstärkte Beobachtungstätigkeit, die Polen als einstigen europäischen UFO-Hotspot (buchstäblich aus US-Perspektive) erklärte (…GreWi berichtete).

Noch im Juni 2023 wies die AARO-Weltkarte zu „Reported UAP-Hotspots“ auch eine Region verstärkter UAP-Detektionen und -Berichte über Ostpolen aus.Quelle: Copyright: AARO/Dept. of Defense/US Gov. (bearb. grewi.de)

Noch im Juni 2023 wies die AARO-Weltkarte zu „Reported UAP-Hotspots“ auch eine Region verstärkter UAP-Detektionen und -Berichte über Ostpolen aus.
Quelle: Copyright: AARO/Dept. of Defense/US Gov. (bearb. grewi.de)

Umso merkwürdiger geradezu, dass die US-Stützpunkte in Deutschland (Ramstein, Grafenwoehr, Spangdalem, Wiesbaden, Minden u.a.) hier keinerlei Auswirkung auf die UAP-Hotspot-Karte der AARO zu haben scheinen.

Ein weiterer Unterschied zwischen Japan und Deutschland in der UFO-Frage liegt darin, dass mit den aktuellen Aussagen des japanischen Verteidigungsministeriums und des zuständigen Ministers nun auch eine offizielle Bestätigung für diese Aktivität vorliegt.

Bundesdeutsche Behörden und Ministerien verfolgen weiterhin die Sprachregelung, nach der in Deutschland und von deutschen Einrichtungen, Behörden und Ministerien angeblich „noch nie Flugobjekte detektiert wurden, die später nicht auch identifiziert werden konnten“. Kurz: Wirkliche UFOs scheinen einen Bogen um Deutschland zu machen.

Tatsächlich zeigen jedoch zahlreiche historische UFO-Akten aus Deutschland – und natürlich nicht zuletzt die tausenden UFO-Sichtungsmeldungen über deutschem Staatsgebiet – dass das Gegenteil der Fall ist.

Wie Deutschland, so gehört auch Japan tatsächlich nicht zum allerengsten Partnerkreis jener Staaten, mit denen sich die US-Geheimdienste und das Verteidigungsministerium regelmäßig und fortwährend austauschen. Gemeint ist das Geheimdienstbündnis „Five Eyes“ (FVEY). Hierbei handelt es sich um eine Geheimdienstallianz aus Australien, Kanada, Neuseeland, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten.

Allerdings gehören Deutschland wie Japan gemeinsam mit Frankreich zur 2018 eingerichteten FVEY-ErweiterungFive Eyes Plus 3“. Japan und Deutschland stehen hier also auf gleicher Augenhöhe zu den FVEY-Partnern.

Obwohl der engste Austausch in Sachen UFOs durch die USA und deren UFO-Untersuchungsbehörde AARO vorrangig mit den FVEY-Partnern besteht (…GreWi berichtete), belegt nicht nur die Bestätigung des Austauschs zwischen Japan und den USA durch das japanische Verteidigungsministerium nun auch die enge Kooperation mit Partnern jenseits der klassischen FVEY. Eine solche Kooperation dürfte – vermutlich – also auch mit Frankreich und Deutschland bestehen.

Während US-Quellen bereits zuvor berichtet hatten, „dass einige der UAP-Berichte des US-Verteidigungsministeriums ganz gezielt als ‚Releasable to Five Eyes Plus‘ klassifiziert wurden“ (…GreWi berichtete exklusiv), also auch mit Japan, Frankreich und Deutschland geteilt werden, gibt sich das deutsche Verteidigungsministerium (BMVg) bis heute eher wortkarg, wenn es um die Beantwortung etwa der Frage geht, ob und (wenn ja) in welcher Form auch Deutschland zu den vom Pentagon und dem AARO so oft zitierten internationalen Partnern bei der Untersuchung von UAP/UFO-Sichtungen geht. Noch im Juni 2023 erklärte ein Sprecher des BMVg auf Anfrage von GreWi-Herausgeber Andreas Müller lediglich:

„Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Grundsätzlich stehen wir mit unseren engen Partnern immer in einem vertrauensvollen Austausch. Themenunabhängig können wir daher über diesen Austausch nicht detailliert berichten. Dafür bitte ich um Verständnis.“

Allgemein und basierend auf verschiedensten früheren Aussagen unterschiedlicher Ministeriensprecher gilt in Deutschland das „Nationale Lage- und Führungszentrum für Sicherheit im Luftraum“ (NLFZ SiLuRa) der Bundeswehr im norddeutschen Uedem als potenzielle Anlaufstelle für UFO-Sichtungsmeldungen in Deutschland. Eine ganz konkrete und spezielle Stelle für UFO-Untersuchungen gibt es aber auch dort nicht. Im Gegenteil: Auch Sprecher des NLFZ SiLuRa haben immer wieder erklärt, man habe noch nie eine vermeintliche UFO-Sichtung nicht konventionell erklären können. Dieser Sprachregelung begegnete auch der US-Militärjournalist Tim McMillan, dem erklärt wurde, dass „alle ursprünglich als unbekannt oder unidentifiziert gemeldeten Phänomene identifiziert werden (etwa als Weltraumschrott, Wetterphänomene, Überschallknalle usw.). Aus diesem Grund sieht das BMVg keine Begründung dafür, das Thema UAP weiter zu verfolgen.“

Wie Andreas Müller in seinem (2021 erschienenen) Buch Deutschlands UFO-Akten berichtet, war schon zuvor bekannt, dass das NFLZ SiLuRa für Meldungen von Behörden oder dem Militär als Ansprechstelle zur Verfügung stand. Allerdings wurden aber keine Akten zu identifizierten Fällen aufgehoben bzw. diese nach 15 Jahren vernichtet (siehe: „Deutschlands UFO-Akten“, S. 377f.). Zudem ergaben die Anfragen unterschiedlicher Forscher, dass man sich (inoffiziell) beim NFLZ SiLuRa nicht sonderlich für UFO-Meldungen interessiere.

Auch McMillan hatte beim BMVg nach weiteren Akten und eventuelle Einsicht in diese angefragt, bekam jedoch als Antwort ebenfalls gesagt, dass man „keine Akten oder Statistiken über die Identifikation von Teilnehmern im Luftraum oder ursprünglich unidentifizierten Phänomenen aufbewahre, wenn man diese vollständig identifizieren konnte.“

Schlussendlich bekam auch McMillan von einem Sprecher des deutschen Verteidigungsministeriums den bereits vielfach verwendeten Satz zu hören: „Wir stehen in stetigem und engem Austausch mit allen unseren Partnern über Sicherheitsfragen und Entwicklungen, die das NATO-Territorium betreffen, das beinhalte auch den Luftraum. Bitte verstehe Sie aber auch, dass wir keine Details über diesen vertraulichen Austausch veröffentlichen.“

Hat Deutschland also doch eine UFO-Untersuchungsstelle, die sich auch mit dem AARO austauscht?
GreWi wird weiterhin berichten…

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Recherchequelle: www.shugiintv-go-jp, eigene Recherchen grenzwissenschaft-aktuell.de

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