UFOs, Mathe & Physik: Methode zur Ableitung der empirischen Untergrenze für die Massedichte von UFOs
– Bei dem folgenden Artikel handelt es sich um einen Gastbeitrag von Prof. Dr. Avi Loeb, der am 8. Dezember 2024 im englischsprachigen Original unter dem Titel „A New Method to Derive an Empirical Lower Limit on the Mass Density of a UFO” von Prof. Avi Loeb auf Medium.com erstveröffentlicht wurde. Der Text wurde – mit freundlicher Genehmigung des Autors (A. Loeb) – durch www.GrenzWissenschaft-Aktuell.de (GreWi) ins Deutsche übersetzt. Die vom Autor geäußerten Ansichten sind seine eigenen.
UDPATE 09.12.2024, 14:30: Loebs Fachartikel zu seinen Berechnungen finden Sie HIER
Jedes Objekt, das sich durch die Luft bewegt, strahlt überschüssige Wärme in Form von infraroter Luft-Leuchtdichte (L) ab. Die Luftleuchtdichte ist ein Bruchteil der gesamten Leistung, die durch die Geschwindigkeit (v) des Objekts und die durch die Luftreibungskraft auf das Objekt in Wärme zmgewandelt wird. Wenn das Objekt beschleunigt, muss diese Reibungskraft kleiner sein als die Kraft, die durch den Antrieb des Objekts bereitgestellt wird. Die Nettokraft entspricht der Masse (M) des Objekts, multipliziert mit seiner Beschleunigung (a).
Daraus ergibt sich eine unvermeidbare Untergrenze für die Masse eines beschleunigenden Objekts. Die Masse des Objekts muss größer sein als die infrarote Leuchtdichte der erwärmten Luft um das Objekt, geteilt durch das Produkt aus der Beschleunigung und der Geschwindigkeit des Objekts. Anders ausgedrückt:
M > L/|v*a|.
Diese Grenze bietet eine elegante Methode zur Einschränkung der Mindestmasse von unidentifizierten Flugobjekten (UFOs), die auch als unidentifizierte anomale Phänomene (UAP) bezeichnet werden. Um die Ungleichung in eine Gleichung zu verwandeln, müssen jedoch die genaue Form des Objekts und die atmosphärischen Bedingungen um das Objekt bekannt sein.
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Das erste „Galileo Project Observatory“ an der Harvard University sammelt Daten zu 100.000 Himmelsobjekten pro Monat. Eine umfassende Beschreibung dieser ersten Daten zu 500.000 Objekten wurde kürzlich online veröffentlicht (…GreWi berichtete). Die Daten beinhalten Infrarotbilder, die von einer Dalek-Anordnung aus acht ungekühlten Infrarotkameras erfasst wurden. Diese sind auf einer Halbkugel angeordnet und ähneln dem Kopf des fiktiven Roboters R2-D2 aus dem Film Star Wars.
Im kommenden Monat plant das Forschungsteam des Galileo Projects, mehrere Daleks zu einzusetzen, die einige Meilen voneinander entfernt positioniert sind, um mithilfe der Triangulationsmethode die Entfernungen dieser Objekte zu messen.
Der infrarote Fluss der erwärmten Luft (f) und die Entfernung (R) können kombiniert werden, um die Leuchtdichte (L) durch die folgende Beziehung zu berechnen:
L= 4*pi*f*R².
Die Winkelgeschwindigkeit (dq/dt) multipliziert mit der Entfernung (R) ergibt dann die transversale Komponente des Geschwindigkeitsvektors (v), die wiederum mit der zeitlichen Ableitung der Entfernung (dR/dt) kombiniert werden kann, um so das Quadrat der Gesamtgeschwindigkeit zu erhalten:
v²= [R(dq/dt)]² + (dR/dt)².
Die zeitliche Ableitung des Geschwindigkeitsvektors ergibt den Beschleunigungsvektor a = (dv/dt).
Bemerkenswert ist, dass im speziellen Fall, in dem die radiale Geschwindigkeit vernachlässigbar ist (|dR/dt| << R|dq/dt|), die Untergrenze für die Masse des Objekts unabhängig von der Entfernung ist:
M> 4*pi* f /|(dq/dt)*(d²q/dt²)| .
Die physische Größe des Objekts kann als das Produkt seiner Winkelausdehnung und seiner Entfernung angegeben werden, (Dq) * R. Die Mindestmasse kann dann verwendet werden, um die minimale Massendichte des Objekts abzuleiten.
Wenn die gemessene Geschwindigkeit und Beschleunigung eines technologischen Objekts außerhalb der Flugcharakteristika und Leistungsgrenzen von Drohnen oder Flugzeugen liegt, würde das Forschungsteam des Galileo Projects das Objekt als Ausreißer einstufen. In einem solchen Fall wäre es dann interessant, die minimale Massendichte des Objekts zu berechnen.
Wenn das Ergebnis die Dichte normaler Feststoffe übersteigt, würde das Objekt als anomales UAP klassifiziert werden. Die Infrarotstrahlung des Objekts könnte dabei für Verwirrung sorgen, sofern das Objekt nicht aufgelöst genug und seine Emission von der erwärmten Luft um es herum getrennt [abgebildet] werden kann.
Alle von Menschen gebauten Flugobjekte besitzen eine volumenmittlere Massendichte, die um Größenordnungen niedriger liegt als die von Osmium (22,6 Gramm pro Kubikzentimeter) — dem dichtesten Metall der Erde (s. Titelabb.). Ein UFO mit einer höheren Massendichte als Osmium müsste also exotisches Material enthalten, das auf der Erde nicht zu finden ist.
Bis zum Sommer 2025 werden drei Galileo-Projekt-Observatorien in drei verschiedenen US-Bundesstaaten betrieben, die jährlich Daten zu mehreren Millionen Objekten sammeln. Mit neuen quantitativen Daten zu Infrarotleuchtdichten, Geschwindigkeiten und Beschleunigungen wäre es möglich zu überprüfen, ob es UFOs gibt, die dichter als Osmium sind.
Gestern gab ich die Gründung der „Galileo Project Foundation“ an, basierend auf der mutigen Überzeugung, dass die Menschheit die potenzielle Existenz extraterrestrischer technologischer Zivilisationen nicht länger ignorieren kann. Unsere umfangreiche Datensammlung stützt sich auf Spenden, die über den neuen Link zur Galileo Foundation abgewickelt werden können. Im Gegenzug wird das Galileo Project seine Daten mit der Öffentlichkeit teilen.
Gibt es UFOs, die dichter sind als Osmium? Falls sie existieren, könnten wir es schon bis zum nächsten Sommer 2025 wissen.
Prof. Dr. Avi Loeb ist Leiter des „Galileo-Projekts“ in Harvard, einer systematischenwissenschaftlichen Suche nach Beweisen für außerirdische technologische Artefakte. Loeb ist Gründungsdirektor von Harvards Black Hole Initiative, Direktor des Institute for Theory and Computation am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und Vorsitzender des Beirats des Breakthrough-Starshot-Projekts. Er ist Autor des Buches „Außerirdisch: Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten“.
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© Avi Loeb (dt. Übers. grenzwissenschaft-aktuell.de)