Unbekannte Artenvielfalt am Tiefseeboden zu erwarten
Bremen (Deutschland) – „Die biologische Artenvielfalt der Weltmeere ist größer als bislang angenommen.“ Zu diesem Schluss kommt ein internationales Team von Forschenden, das jetzt eine erste einheitliche Übersicht über diese genetische Vielfalt veröffentlicht hat.
Wie das Team um Tristan Cordier vom Bjerknes Centre for Climate Research und Hauptautor der Studie aktuell im Fachjournal „Science Advances“ (DOI: 10.1126/sciadv.abj9309) berichten, basiert die neuen Erkenntnis auf der Analyse von DNA-Sequenzen von der Oberfläche bis zu Tiefseesedimenten. Für die Studie wurden Sedimente und Proben analysiert, die auf insgesamt 15 internationalen Tiefseeexpeditionen gewonnen wurden. Im Fokus stand dabei vor allem der Vergleich zwischen küstennahen Ökosystemen und denen in der Tiefsee.
„Das weitgehend unbekannte Leben in den Sedimenten der Tiefsee, von Tieren bis hin zu Mikroben, trägt dazu bei, die absinkenden (an)organischen Stoffe zu recyceln und/oder zu binden“, erläutert die Pressemitteiliung des beteiligten Zentrums für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen (MARUM) und führt dazu weiter aus: „Diese absinkenden Partikel stammen von Organismen, die in Ufernähe leben und zu großen Teilen aus mikroskopischem Plankton bestehen. Am Ozeanboden lebende, also benthische Ökosysteme sind die Grundlage für zwei wichtige Ökosystemleistungen: das gesunde Funktionieren der Nahrungsnetze der Ozeane und das Binden von Kohlenstoff. Beides beeinflusst das Erdklima entscheidend.“
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Für ihre Arbeit haben die Forschenden die DNA von Lebewesen in Tiefseesedimenten aus allen großen Ozeanbecken sequenziert und diese neuen Daten mit bestehenden Datensätzen aus der lichtdurchfluteten und der dunklen Wassersäule verglichen. „Damit wird zum ersten Mal ein einheitliches Bild der gesamten eukaryotischen Artenvielfalt des Ozeans von der Oberfläche bis zu den Sedimenten der Tiefsee gezeichnet, so dass meeresökologische Fragen zum ersten Mal auf globaler Ebene und im gesamten dreidimensionalen Raum des Ozeans behandelt werden können.“
„Mit fast 1.700 Proben und zwei Milliarden DNA-Sequenzen von der Oberfläche bis zum Tiefseeboden weltweit erweitert diese so genannte Hochdurchsatz-Umweltgenomik unsere Möglichkeiten, die biologische Vielfalt der Tiefsee, ihre Verbindung zu den darüber liegenden Wassermassen und dem globalen Kohlenstoffkreislauf zu untersuchen und zu verstehen“, erläutert Cordier.
Zum Thema
Durch den Vergleich von DNA-Sequenzen war es den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen möglich, einheimische benthische Organismen von sinkendem Plankton zu unterscheiden, das aus der darüber liegenden Wassersäule auf den Meeresboden gelangt war.
Das Studienergebnis offenbart, dass das Ökosystem des Tiefseebodens, das eine entscheidende Schnittstelle für eine Vielzahl von Funktionen des Erdsystems darstellt, aus biologischen Akteuren besteht, von denen rund zwei Drittel der Wissenschaft noch gänzlich unbekannt sind und bei denen es sich nicht nur um Mikroorganismen handelt.
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Recherchequelle: MARUM
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