Und wieder Voynich: Akademiker will „unlesbares Buch“ endgültig entziffert haben
Bristol (Großbritannien) – Vermutlich kaum ein historisches kryptisches Manuskript wurde schon derart oft für entziffert und seine Rätsel für gelöst erklärt, wie das sogenannte Voynich-Manuskritp. Den einen gilt es als mystisches Werk voller Rätsel, anderen als sinnloser mittelalterlicher Schwindel. Jetzt präsentiert ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität von Bristol seine Lesart des „unlesbaren Buches“.
„Mit einer Kombination aus Querdenken und Einfallsreichtum“, so die Pressemitteilung der University of Bristol, sei Dr. Gerard Cheshire gelungen, woran „unzählige Kryptographen, Linguisten und Computerprogramme bereits gescheitert sind.“
Obwohl sich Zweck und Bedeutung des Manuskripts über ein Jahrhundert lang den Gelehrten entzogen hatten, habe Cheshire gerade einmal zwei Wochen benötigt, um das Sprach- und Schriftsystem des bekanntermaßen unlesbaren Manuskripts zu identifizieren.
Wie der Wissenschaftler aktuell im Fachjournal „Romance Studies“ (DOI: 10.1080/02639904.2019.1599566) berichtet, sei der dem Voynich-Manuskript zugrundeliegende linguistische Prototyp die romanische Sprache.
„Ich erlebte eine Reihe von Heureka-Momenten, während ich den Code entzifferte, gefolgt von einem Gefühl des Unglaubens und der Aufregung, als ich die Größe der Leistung erkannte, sowohl hinsichtlich ihrer sprachlichen Bedeutung als auch der Enthüllungen über den Ursprung und Inhalt des Manuskripts“, berichtet Cheshire. Doch was das Manuskript enthülle, sei noch erstaunlicher als die Mythen und Phantasien, die es bislang hervorgebracht habe.
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„Beispielsweise wurde das Manuskript von dominikanischen Nonnen als Referenzquelle für Maria von Kastilien, Königin von Aragon, die zufällig Großtante von Katharina von Aragon war, zusammengestellt.“
„Es ist auch nicht übertrieben zu sagen, dass dieses Werk eine der wichtigsten Entwicklungen in der romanischen Linguistik darstellt. Das Manuskript ist in protoromanischer Sprache verfasst, die den heutigen romanischen Sprachen wie Portugiesisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Rumänisch, Katalanisch, Spanisch und Galizisch nachempfunden wurde“, so der Forscher und führt dazu weiter aus: „Die Sprache war im Mittelmeerraum im Mittelalter allgegenwärtig, wurde jedoch selten in offiziellen oder wichtigen Dokumenten geschrieben, da Latein die Sprache des Königshauses, der Kirche und der Regierung war.“
Cheshire erklärt weiter, was das Manuskript aus linguistischer Sicht so ungewöhnlich macht:
„Es verwendet eine ausgestorbene Sprache. Das Alphabet ist eine Kombination aus unbekannten und bekannteren Symbolen. Es enthält keine speziellen Interpunktionszeichen, obwohl einige Buchstaben Symbolvarianten haben, um Interpunktion oder phonetische Akzente anzuzeigen. Alle Buchstaben sind in Kleinbuchstaben und es gibt Keine doppelten Konsonanten. Es enthält Diphthong, Triphthong, Quadriphthong und sogar Quintiphthong zur Abkürzung phonetischer Komponenten. Zudem enthält es auch einige lateinische Wörter und Abkürzungen.“
Einen nächsten Schritt sieht Cheshire darin, das nun offenbarte Wissen zu nutzen, um das gesamte Manuskript zu übersetzen und ein Lexikon zu erstellen. Diese Arbeit, so gesteht Cheshire ein, werde wohl einige Zeit in Anspruch nehmen: „Jetzt wurden die Sprache und das Schriftsystem erklärt, die Seiten des Manuskripts wurden für Wissenschaftler geöffnet, um zum ersten Mal den wahren sprachlichen und informativen Inhalt des Manuskripts zu erkunden.“
Ob auch andere Kryptographen und Voynich-Forscher die Interpretation Cheshire’s als tatsächlich Lösung des Voynich-Rätsels anerkennen, werden deren Reaktionen zeigen müssen. Bis zu Redaktionsschluss dieser Meldung lagen diese jedoch noch nicht vor.
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