„Urvater der Skeptiker“ James Randi verstorben

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James Randi (1928-2020) Copyright: Paolo Attivissimo (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 2.0

James Randi (1928-2020)
Copyright: Paolo Attivissimo (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 2.0

Plantation (USA) – Bereits am vergangenen Dienstag ist der „Urvater der Skeptiker“, James Randi verstorben. Zeitlebens hatte er sich nicht nur als Zauber- und Trickkünstler einen Namen gemacht, sondern auch durch seine Entlarvungen von Schwindeleien sogenannter Mentalisten und die Auslobung der „Million Dollar Challenge“ für den Nachweis des Paranormalen.

1928 in Toronto geboren, machte Randall James Hamilton Zwinge, so sein vollständiger Geburtsname, in den 1950ern als der Zauberkünstler „The Amazing Randi“ von sich reden und schon früh erwachte in Ihm das Bedürfnis, Menschen, die als „echte Medien“ auftraten – in Randis Augen jedoch nicht anderen als Taschenspielertricks nutzten – als Schwindler und Scharlatane zu entlarven.

Auslöser für dieses Bedürfnis war, so berichtete es Radi später selbst immer wieder, ein Prediger, der behauptete, er könne Gedankenlesen; dessen Trick Randi aber durchschaut habe: „Ich sah, dass einige der Zuschauer wirklich sehr emotionale reagierten, sie weinten und waren von dem, was sie da sahen wirklich emotional verstört. Als ich das sah, machte mich das wirklich wütend.” Als Reaktion stürmte der junge Randi die Bühne und entlarvte den Taschenspielertrick des Predigers. Auf Anzeige der Ehefrau des Predigers wurde Randi verhaftet und musste vier Stunden in der Zelle des Sheriffs absitzen. „Es waren diese vier Stunden, in denen ich mich entschied, mir eines Tages genügend Prestige, Wissen und eine Plattform anzueignen, um diese Leute zu entlarven, sollte es sich um Schwindler handeln.”

Zu Randis bekanntesten selbstgewählten „Gegnern“ zählten der als „mentaler Löffelbieger“ berühmt gewordene Mentalist Uri Geller, der TV-Evangelist Peter Popoff und der später geständige „Kampfkunst-Mentalist“ James Hydric.

Trotz dem Zuspruch, den Randi auch von Seiten aufgeschlossener Erforscher des Paranormalen für seine Entlarvung von ausgewiesenen Scharlatanen erhielt, erntete er doch auch immer wieder Kritik – etwa derart, dass es Randi zwar auf anschauliche, unterhaltsame und intelligente Weise gelang, Effekte zu imitieren, dies aber nur selten in der gleichen Weise geschah, in der die Beschuldigten – wie etwa im folgenden Videobeispiel Geller – (wie auch immer) zu seinen Ergebnissen gekommen waren. Während also das vordergründige Ergebnis von Randis Demonstrationen überzeugte, blieb und bleibt bis heute in einigen Fällen die Frage, ob es ihm tatsächlich gelungen ist, die angeblichen Tricks zu entlarven. Wer das folgende Video genau verfolgt, bemerkt schnell die unterschiedlichen Methoden der beiden Illusionisten Geller und Randi – ein Umstand, der den Anwesenden im Studie offenbar nicht auffällt.

(Anm. GreWi: …die Erklärung für den von Randi angewandten Trick: Während Geller seine Zeichnung vermeintlich ohne Wissen und Sicht auf die von der Moderatorin vorab angefertigte Zeichnung im Angesicht der Zuschauer und Kameras zeichnete, fertigte Randi seine Zeichnung tatsächlich erst an, nachdem die Moderatorin ihre Zeichnung bereits beschrieben und gezeigt hatte. Das hierfür notwendige Instrument finden Sie HIER.)

Da viele dieser Tricks, bzw. die dahinter stehenden Aussagen und Behauptungen in den Bereich des sogenannt Paranormalen fielen (Kontakt zu Verstorbenen, Gedankenlesen, Psychokinetik, Materialisationen, Wahrsagerei), war es für den derart berufenen Entlarver nun nur ein kleiner Schritt, auch sonstige Aspekte und Gebiete des sogenannten Paranormalen, der Anomalistik und wissenschaftlicher Grenzgebiete mit diesen in einen Topf zu werfen und zum für Schwindel, Lüge und Pseudowissenschaften abzutun und so zu brandmarken.

In einem Interview erklärte Randi später dann, dass sein Skeptizismus auch schon in seiner Kindheit bergründet lag, waren ihm als Schüler doch schon früh jegliche unbeantworteten Fragen und Rätsel ein regelrechtes Greul“. (Anm. GreWi: Bei diesem Zitat handelt es sich zugegeben um ein vom Autor, GreWi-Hrsg. A. Müller lediglich erinnerte Aussage Randis in einem Interview. Leider war es trotz einiger Mühe nicht mehr möglich, die Originalquelle ausfindig zu machen, da einige Video-Mitschnitte mittlerweile online nicht mehr abrufbar sind.)

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Es war wohl dieser Widerwille gegen jegliche Form des „Unerklärlichen“, der Randi zur Leitfigur der internationalen Skeptikerbewegung werden ließ. So war Randi Gründungsmitglied des „CSICOP“ (Committee for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal), das sich heute „Committee for Skeptical Inquiry“ (CSI) nennt und weltweit Ablegerorganisationen hat. Ebenso wie seine später gegründete Stiftung, die „James Randi Educational Foundation“ (JREF), schreibt sich die Mutterorganisation der Skeptikerbewegung die Untersuchung paranormaler Behauptungen und Phänomene auf die Fahne. (Anm. GreWi: Während die „Skeptiker“ selbst diese Bemühungen auf ganzer Linie als erfolgreich und sich als Kämpfer des Rationalen feiern, stehen die Argumente und Methoden bei vielen Forschern und Wissenschaftlern, die sich entsprechenden Phänomenen ergebnisoffen-interessiert widmen, bis heute in der Kritik, die teilweise auch durch Mitglieder aus den einst eigenen Reihen formuliert wird. So wichtig diese Kontroverse ist – sie soll angesichts der Tatsache, dass es sich bei diesem Text um einen Nachruf handelt, den daran interessierten Leserinnen und Lesern hier nur als Hinweis zur eigenen Recherche an die Hand gegeben werden. Zwei frühere GreWi-Meldungen zum Einstieg in diese Recherche finden Sie HIER und HIER.)

Berühmt wurde die Stiftung nicht zuletzt durch Randis „Million Dollar Challenge“ – einem für die erfolgreiche Demonstration übernatürlicher Fähigkeiten unter wissenschaftlichen Testbedingungen ausgelobten Preisgeld, das jedoch nie ausgezahlt und nach dem Rückzug James Randis ins Privatleben im Januar 2015 eingestellt wurde.

Zeitlebens berief sich Randi selbst immer wieder auf dieses nicht aufgezahlte Preisgeld als „besten Beweis dafür, dass es das Übersinnliche und Paranormale nicht gibt.“

Ähnlich wie die Arbeit der Organisation selbst von Vertretern grenzwissenschaftlicher Disziplinen kritisiert bis sogar angezweifelt wurde und bis heute wird, wenn etwa bemängelt wurde, dass es selbst nach wissenschaftlichen Standards nahezu unmöglich war, die Vorgaben der „Million Dollar Challenge“ zu erfüllen. (Auch hier sei den interessierten Leserinnen und Lesern an dieser Stelle die eigene Recherche ans Herz gelegt. Zwei kritische Essays zur „Million Dollar Challenge finden Sie HIER und HIER.)

Auch ein weiterer Meilenstein in James Randis Karriere wird bis heute von seinen Anhängern ebenso als Triumpf gefeiert, wie von seinen Kritikern, die weiterhin an der ergebnisoffenen wissenschaftlichen Erforschung anomalistischer Phänomene interessiert sind, kritisiert:

Im Rahmen vom „Projekt Alpha“ gelang es Randi und Kollegen 1982 und 1983 universitär tätige Parapsychologen am dafür an der Washington University eingerichteten „McDonnell Laboratory for Psychical Research“ durch das Einschleusen von Trickzauberern derart zu täuschen und schlussendlich zu öffentlich blamieren, dass das Labor – in dem Menschen, die behaupteten, über parapsychische Fähigkeiten zu verfügen, getestet und untersucht werden sollten – geschlossen wurde. Seither gilt „Projekt Alpha“ auch als einer der Hauptgründe dafür, dass (so formuliert es die deutschsprachige Wikipedia) „die wissenschaftliche Untersuchung angeblicher paranormaler Fähigkeiten allgemein als Zeitverschwendung angesehen wird und an Universitäten praktisch aufgegeben wurde.“ Die Frage, ob dieses Ergebnis nun für wirkliche Wissenschaft als Sieg oder Rückschlag zu bewerten ist, liegt wohl auch hier im Auge des Betrachters…

Im Alter von 92 Jahren ist James Randi an Altersschwäche verstorben.

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