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Urzeit-Riesenhai Megalodon war schlanker und größer als bislang gedacht

Der Megalodon war vermutlich schlanker und sogar länger als das bislang verbreitete Bild vom „Meg“ (Illu.).Copyright/Quelle: Sternes et al., Palaentologica Electronica 2024
Der Megalodon war vermutlich schlanker und sogar länger als das bislang verbreitete Bild vom „Meg“ (Illu.).
Copyright/Quelle: Sternes et al., Palaentologica Electronica 2024

Riverside (USA) – In der allgemeinen Vorstellung erscheint der Urzeit-Riesenhai “Megalodon meist als hochskalierte Riesenversion des heutigen Weißen Hais. Eine neue Studie stellt dieses Hollywood-Klischee, wie es sich aber auch in der Wissenschaftsliteratur findet, in Frage und zeichnet ein neues Bild von einem schlanken Riesenhai.

Wie das Team um den Biologen Phillip Sternes von der University of California in Riverside aktuell im Fachjournal Palaeontologia Electronica” (DOI: 10.26879/1345) erläutert, verändere das neue Bild des vor 3,6 Millionen Jahren ausgestorbenen Riesenhais auch die Vorstellung von dessen Verhalten, dem Leben in den urzeitlichen Ozean und den Blick auf die Frage, warum der Urzeit-Hai ausstarb.

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Bislang wurde der „Meg“ nicht nur im Kino, sondern auch in der wissenschaftlichen Fachliteratur als übergroßer Weißer Hai von bis zu 25 Metern Länge dargestellt. Allerdings sind von dem Urzeit-Hai heute meist nur fossile Zähne und einige wenige Wirbel erhalten, was eine Rekonstruktion des tatsächlichen Aussehens von jeher erschwert hat.

„Unser Team hat den Fossilienbestand erneut untersucht und festgestellt, dass der Megalodon (Otodus megalodon) schlanker und möglicherweise sogar länger war, als wir bislang dachten. Daher könnte der moderne Makohai (aus der Gattung der Makrelenhaie) ein besseres Modell sein als der Weiße Hai (Menschenhaie)“, so Sternes. „Damit wäre er immer noch ein beeindruckendes Raubtier an der Spitze der urzeitlichen marinen Nahrungskette gewesen, aber er hätte sich aufgrund dieses neuen Verständnisses seines Körpers anders verhalten.“

Künstlerische Darstellung der bisherigen Vorstellung des „Meg“ (Illu.).Copyright: AI-Stuff (via Pixabay.com) / Pixabay License
Künstlerische Darstellung der bisherigen Vorstellung des „Meg“ (Illu.).
Copyright: AI-Stuff (via Pixabay.com) / Pixabay License

Schon 2022 hatten Stern, Kolleginnen und Kollegen anhand von Wirbelvergleichen mit heute lebenden Haiarten vermutet, dass der Megalodon anders aussah als bislang angenommen und gezeigt, das die bisherigen Vorstellungen nicht auch wissenschaftlichen Grundlagen beruhen (…GreWi berichtete).

Mithilfe von CT-Scans des gesamten Skeletts heutiger Weißer Haie verglichen die Forschenden diese mit bisherigen Rekonstruktionen der Wirbelsäule des Megalodon:

„Wie sich zeigt, ist der Megalodon weiterhin ein riesiger Raubhai. Aber unsere Ergebnisse legen nahe, dass er keine hochskalierte Version des modernen Weißen Hais war, sondern vielmehr heutigen Makohaien glich.“

Mit diesem veränderten Bild ändere sich nicht nur die Vorstellung vom Meg, sondern auch darüber, wie sich der Urtzeit-Hai auf seine Umgebung, seine biologische Umgebung und die Entwicklung mariner Ökosysteme ausgewirkt hatte, die bis heute die Ozeane prägen.

Es gebe zwar weiterhin keinen Zweifel daran, dass der Megalodon einer der größten Meeresräuber war, der jemals lebte, doch ein schlankerer und länglicherer Körper legt zugleich nahe, dass der Meg auch einen längeren Verdauungstrakt hatte. „In diesem Fall hätte der Riesenhai weniger oft fressen müssen als bislang gedacht. (…) Das bedeutet dann auch, dass auch die Beutetiere einem geringeren Jagddruck durch den Megalodon ausgesetzt waren. Wenn man nur ab und zu beispielsweise einen Wal verspeisen muss, so bedeutet das für die Walpopulation etwas ganz anderes.“

Hintergrund
Während die größten heute lebenden Haie in Form des berühmten Weißen Hai eine Länge von etwas mehr als 6 Metern und eine Beißkraft von zweit Tonnen erreichen können, kann die tatsächliche Größe Megalodon (Otodus megalodon) nur noch geschätzt werden. Der Grund hierfür liegt in dem Umstand, dass bislang nur versteinerte Zähne und wenige Wirbel des Megalodon gefunden wurden, da Haie zu den Knorpelfischen gehören und Knorpel sich nur schlecht erhält. Doch allein diese Funde belegen, dass der Megalodon selbst seine heute noch lebenden größten Verwandten an Größe, Körpermasse und damit einhergehender Beißkraft um ein Vielfaches übertraf. Bisherige Rekonstruktionen des Megalodon auf der Grundlage der Zahnfunde (s. Abb.; Copyright: janeb13/pixabay.com) deuten daraufhin, dass der Urzeithai die Körperlänge eines heutigen Weißen Hais um mehr als das Doppelte übertraf – man schätzt seine Körperlänge auf 16-20 Meter – und eine Bisskraft von über 10 Tonnen besaß. Zwar gibt es immer wieder Berichte über Sichtungen ungewöhnlich größer Haie, sowie bizarre Vorfälle, die selbst einige Forscher skeptisch machen, doch gilt der Megalodon allgemein als spätestens seit drei Millionen Jahren ausgestorben.

 

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Einige Haiforscher hatten zuvor vermutet, dass ein natürlicher Rückgang der Beutepopulation zum Aussterben des Riesenhais geführt hatte. Stern und Kollegen haben jedoch eine andere Theorie, die auch auf den neuen Erkenntnissen beruht: „Ich glaube, es gab eine Kombination von Faktoren, die zum Aussterben führten, aber einer davon könnte das Auftauchen des Weißen Hais gewesen sein, der möglicherweise agiler war, was ihn zu einem noch besseren Raubtier als der Megalodon machte. Dieser Wettbewerb um Nahrung könnte ein wesentlicher Faktor für seinen Untergang gewesen sein.“

Das Forschungsteam, bestehend aus Haiexperten aus den USA, Großbritannien, Österreich, Frankreich, Japan, Mexiko, Brasilien und Australien ist der Ansicht, dass ein überarbeitetes Verständnis des antiken Meereslebens einen Kaskadeneffekt auf die heute noch sichtbaren Ozeane haben würde. „Da wir nun wissen, dass es sich um einen dünneren Hai handelte, müssen wir seinen Lebensstil erneut untersuchen, wie er wirklich lebte und was ihn zu seinem Tod veranlasste“, so Sternes abschließend. „Diese Studie ist ein wichtiger Schritt für andere, die weitermachen können.“

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Recherchequelle: University of California – Riverside

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
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(Kornkreisforscher)

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