Exeter (Großbritannien) – Im kolumbianischen Amazonasgebiet haben Archäologen einen kilometerlangen Fries mit Felszeichnungen der frühesten Bewohner des Regenwaldes entdeckt.
Wie das Team um Prof. José Iriarte und Dr. Mark Robinson von der University of Exeter gemeinsam mit Kollegen um Gaspar Morcote-Ríos von der Universidad Nacional de Colombia aktuell im Fachjournal „Quaternary International“ (DOI: 10.1016/j.quaint.2020.04.026) berichtet, gehören die Tausende von Abbildungen zu den ältesten Darstellungen von Menschen, die einst mit Vertretern der heute ausgestorbenen eiszeitlichen Megafauna interagierten. Zugleich handele es sich um die größte zusammenhängende Ansammlung von Felskunst in ganz Südamerika.
Entdeckt wurden die Felszeichnungen im Rahmen des ERC-Projekts LASTJOURNEY, das darum bemüht ist, herauszufinden, wann sich Menschen in Amazonien niedergelassen haben und welche Auswirkungen ihre Landwirtschaft und Jagd auf die biologische Vielfalt der Region hatten.
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Die Zeichnungen, so berichten die Wissenschaftler weiter, sind vermutlich zwischen 12.600 und 11.800 Jahren alt. Neben Tierdarstellungen wurden hauptsächlich geometrische Muster, menschliche Figuren, Handabdrücke, Jagdszenen und Menschen dargestellt, die mit Pflanzen, Bäumen und Savannentieren interagieren. Da einige der Abbildungen in unzugänglichen Höhen mit natürlichem Ocker-Pigment aufgebracht wurden, gehen die Forscher davon aus, dass spezielle Holzleitern genutzt wurden.
„Es gibt Zeichnungen von Hirschen, Tapiren, Alligatoren, Fledermäusen, Affen, Schildkröten, Schlangen und Stachelschweinen sowie einer scheinbar eiszeitlichen Megafauna“, berichtet die Pressmitteilung der Universität. „Es gibt Darstellungen von Kreaturen, die einem riesigen Faultier, Mastodon, Kameliden, Pferden und Drei-Zehen-Huftieren mit Rüsseln ähneln. Diese einheimischen Tiere starben alle aus, wahrscheinlich aufgrund einer Kombination aus Klimawandel, Verlust ihres Lebensraums und Jagd durch Menschen.“
Gemeinsam mit Ausgrabungsfunden an vermeintlichen Siedlungen und Ocker-Abbaugruben zeichnen die Felsgemälde das Bild kleiner Gemeinschaften aus Jägern und Sammlern, die die im nahegelegenen Fluss fischten. Knochen und Pflanzenreste, die während der Ausgrabungen gefunden wurden, zeigen, dass sich diese Menschen von Palmen- und Baumfrüchte, Piranha, Alligatoren, Schlangen, Frösche, Nagetiere wie Paca und Capybara sowie Gürteltiere ernährt hatten.
Die Gemälde auf den dafür zunächst speziell vorbereiteten Felswänden der Serranía La Lindosa am nördlichen Rand des kolumbianischen Amazonas sehen die Forschenden als weiteren Beweis für die Auswirkungen der frühen menschlichen Gemeinschaften auf die Artenvielfalt des Amazonas und ihre Anpassung an den Klimawandel: „Zu der Zeit, als die Zeichnungen angefertigt wurden, stiegen die Temperaturen und es begann die Umwandlung des Gebiets von einer Mosaiklandschaft aus fleckigen Savannen, dornigem Gestrüpp, Galeriewäldern und Tropenwäldern zu dem breitblättrigen tropischen Amazonaswald von heute.“
„Dies sind wirklich unglaubliche Bilder, die von den frühesten Menschen im westlichen Amazonasgebiet produziert wurden“, zeigt sich Robinson beeindruckt. „Sie zogen in einer Zeit des extremen Klimawandels in die Region, der zu Veränderungen der Vegetation und der Zusammensetzung des Waldes führte. Der Amazonas verwandelte sich immer noch in den Tropenwald, den wir heute erkennen. Die Bilder geben einen lebendigen und aufregenden Einblick in das Leben dieser Gemeinschaften. Die Vorstellung, dass diese Menschen unter riesigen Pflanzenfressern lebten und diese jagten, von denen einige die Größe eines kleinen Autos hatten, ist fast unglaublich.“
„Diese Felsmalereien sind ein spektakulärer Beweis dafür, wie Menschen das Land veränderten, wie sie jagten, bewirtschafteten und fischten. Es ist wahrscheinlich, dass Kunst ein starker Teil der Kultur und eine Möglichkeit für Menschen war, sich sozial zu verbinden“, so Prof. Iriarte abschließend.
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Quelle: University of Exeter
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